In der Übersicht
Bevor ich nun Perspektiven darstelle, möchte ich Sie zunächst etwas sensibilisieren:
- Zunahme von bezahlter und unbezahlter Mehrarbeit zur Vermeidung von Neueinstellungen und Lohnkostensenkung Im Jahr 2012 wurden ca. 1,3 Milliarden bezahlte und ca. 1,2 Milliarden unbezahlte Mehrarbeitsstunden abgeleistet. Tendenz: Steigend
- Zunahme der Minijobs: Im Jahr 2013 ist die Verdienstgrenze bei den Minijobs auf monatlich € 450 gestiegen. Der Anteil an Minijobs hat sich bis 2013 auf fast 8 Millionen erhöht - Tendenz: Steigend.
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Alter zwischen 50 und 65 Jahren
Gemäß der Bundeagentur für Arbeit wurden in der Beschäftigungsstatistik für Juni 2013 noch insgesamt 8,6 Millionen Beschäftigte ausgewiesen - dies entspricht 29,5 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Tendenz: Fallend
Bedingt durch die Einführung von Elektronik-Banking und dem verstärkten Einsatz von Internet-Lösungen wird der Bedarf an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Sektor Finanz- und Versicherungsdienstleistungen in den nächsten Jahren massiv sinken. Banken und Versicherungen bauen seit Jahren fest angestelltes Personal massiv ab.
Fachkräftemangel und trotzdem keinen Job
Obwohl in vielen Branchen ein großer Bedarf an gut qualifizierten Fachkräften vorhanden ist, vermeiden viele Unternehmen nach Möglichkeit eine Festanstellung - insbesondere wenn diese Menschen 50 Jahre und älter sind!
Die Presseberichte über teure und kläglich gescheiterte Maßnahmen zur Wiedereingliederung älterer Menschen in den ersten Arbeitsmarkt sind Legion.
Die Konfrontation mit unbequemen Ansichten
Bei vielen Unternehmen hat sich die Überzeugung verfestigt, dass ältere Mitarbeiter häufiger erkranken und somit höhere Kosten verursachen als jüngere Mitarbeiter. Im Hinblick auf die Faktoren zur physischen und psychischen Belastbarkeit wird jüngeren Menschen überwiegend der Vorzug bei einer Festeinstellung gegeben. Man unterstellt jüngeren Menschen, dass sie flexibler sind und schneller lernen.
Jüngere Menschen sind eher bereit für einen Umzug falls es der Job erfordert. Die Auflösung von Beschäftigungsverhältnissen langjähriger Mitarbeiter ist sehr teuer. Durch die Einstellung jüngerer Menschen werden die Entgelte und die damit verbundenen Nebenkosten „gedeckelt“.
- Was den jüngeren Mitarbeitern an Erfahrung fehlt, wird ihnen durch intensive Schulungen antrainiert.
- Jüngere Menschen sind leichter „formbar“. Menschen, die länger als 6 Monate arbeitslos sind, gelten kaum noch als „tauglich“!
- Mitarbeiter verlieren mit zunehmendem Alter ihre Teamfähigkeit.
Falls Sie jetzt ungläubig den Kopf schütteln, bin ich ganz bei Ihnen! Leider ist es so, dass weder Sie noch ich an diesen Tatsachen etwas ändern können!
Was tun, wenn die Festanstellung in weite Ferne rückt?
Wenn Sie Ihre Festanstellung verloren haben und sich keine neuen Perspektiven für eine Festeinstellung ergeben, wird es Zeit, über eine selbstständige Tätigkeit nachzudenken! Während meiner langjährigen Tätigkeit in der Personalberatung habe ich festgestellt, dass es insbesondere im Vertrieb sehr gute Möglichkeiten gibt, auf selbstständiger Basis Karriere zu machen und gutes Geld zu verdienen!
Ich spreche hier ausdrücklich nicht von unseriösen Strukturvertrieben, sondern von namhaften Unternehmen, die über ein sehr gutes Portfolio verfügen. Diese Firmen begleiten den Weg in Ihre Selbstständigkeit durch eine hervorragende Einarbeitung und ein abgesichertes Fixum, das - je nach Unternehmen und Aufgabenstellung - zwischen € 1.500 und € 2.000 pro Monat bewegen kann und bis zu 12 Monaten gezahlt wird. Dazu werden in der Regel moderne Arbeitsplätze bereitgestellt. Selbstredend verfügen sie über ein gutes Portfolio.
Meistens handelt es sich hier um Banken, Bausparkassen oder Versicherungen, die bereits über einen hohen Bestand an Kunden und potenziellen Interessenten aufweisen können.
Ein weit verbreiteter Irrtum besteht darin, dass selbstständige Handels- oder Versicherungs-Vertreter sich beruflich nicht weiter entwickeln können. Insbesondere gut ausgebildeten Fachkräften aus dem Banken- und Versicherungssektor stehen alle Türen offen, um (noch besser vergütete) Verantwortung für komplette Produktlinien oder Regionen übernehmen zu können.
- Selbstständige Finanz-, Bauspar- oder Versicherungsberater(innen) erhalten auf der Grundlage des Handelsgesetzbuches (HGB) in der Regel einen Handelsvertretervertrag.
- § 84 HGB (Freie Handelsvertreter)
- Handelsvertreter ist, wer als selbständiger Gewerbetreibender ständig damit betraut ist, für einen anderen Unternehmer (Unternehmer) Geschäfte zu vermitteln oder in dessen Namen abzuschließen. Selbständig ist, wer im Wesentlichen frei seine Tätigkeit gestalten und seine Arbeitszeit bestimmen kann.
- Wer, ohne selbständig im Sinne des Absatzes 1 zu sein, ständig damit betraut ist, für einen Unternehmer Geschäfte zu vermitteln oder in dessen Namen abzuschließen, gilt als Angestellter.
- Der Unternehmer kann auch ein Handelsvertreter sein.
- Die Vorschriften dieses Abschnittes finden auch Anwendung, wenn das Unternehmen des Handelsvertreters nach Art oder Umfang einen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb nicht erfordert.
Quelle: Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz - nachzulesen unter: http://www.gesetze-im-internet.de/hgb/__84.html
Als freier Handelsvertreter nach § 84 vermitteln Sie als selbstständiger Gewerbetreibender für Unternehmen Geschäfte. Bei erfolgreichem Abschluss steht Ihnen eine Provision zu. Die Unternehmen bevorzugen diese Vertragsart, weil Handels- und Versicherungsvertreter nicht als „Scheinselbstständig“ (mit all den negativen Begleiterscheinungen) gelten und dennoch für das Unternehmen exklusiv tätig sein können.
Weitere Voraussetzungen: Ihre finanziellen Verhältnisse sind geordnet. Sie haben keinen negativen Eintrag im Gewerbezentralregister.
Ihre Ausgangsposition: Ich war noch nie selbstständig und bin jetzt arbeitslos
In diesem Fall empfehle ich Ihnen, sich vor dem Abschluss eines Handelsvertretervertrages die Beratung bei der Arbeitsagentur, Ihrer Krankenkasse und dem für Sie zuständigen Rentenversicherungsträger zu suchen. Meine persönliche Empfehlung: Vermeiden Sie nach Möglichkeit die Aufnahme von Krediten!
Ihre Ausgangsposition: Ich habe ein gute Ausbildung, scheue mich aber, im Vertrieb tätig zu sein
In der Tat können sich viele Menschen nicht vorstellen, im Vertrieb zu arbeiten. Daher möchte ich sehr gerne zunächst mit ein paar Klischees „aufräumen“:
Der Beruf des Handels- oder Versicherungsvertreters ist nicht gut angesehen
Diese landläufige Meinung entbehrt in der Realität jeder Grundlage und ist auf der Angst vor persönlicher Ablehnung begründet. Wenn Sie Ihren Job richtig machen, genießen Sie allseits Anerkennung und Respekt!
Die Menschen haben kein Geld mehr
Nach wie vor wird sehr viel konsumiert und leider wenig investiert. Insbesondere junge Menschen neigen dazu, ihr hart verdientes Geld eher für Urlaub, Möbel, Mode, Freizeit, Kommunikation und Autos auszugeben, als sich finanziell abzusichern. In der Tat ist es jedoch so, dass nach wie vor genug Geld da ist! Kapital entsteht nun mal nicht durch Erbschaften und sehr selten durch Lottogewinne, sondern durch Konsumverzicht und sparen - besser gesagt „anlegen“!
Banken und Versicherungen haben keinen guten Ruf - für mein gutes Geld bekomme ich nur lächerliche Zinsen und selbst knöpfen mir die Banken das 10- bis 12-fache für Kredite ab!
Geld das nicht arbeitet, wird irgendwann wertlos! Wie in jedem Geschäft, gibt es Krisen, die einerseits global begründet sind und andererseits mit erheblichen Risiken bewältigt werden müssen. Die Branche hat daraus gelernt. Daher werden dort inzwischen Produkte angeboten, die einer nachhaltigen Prüfung Stand halten. Je nach Ausrichtung und Portfolio des Anbieters ergeben sich für die Kunden Vor- oder Nachteile. Es liegt in Ihrer Hand, die richtige Lösung für Ihre Kunden zu finden!
Von Banken und Versicherern erwartet man - zu Recht - dass sie z.B. in einer repräsentativen Location residieren und über absolut gutes Personal verfügen. Das alles kostet Geld, das irgendwo herkommen muss. Niemand verbietet Ihnen, sich an dem Unternehmen zu beteiligen, wenn es sich dabei um eine AG handelt - so partizipieren Sie gleich direkt mit!
Ich komme aus dem Bankgeschäft und sehe keine Perspektiven
Gerade Sie sind z.B. bei Bausparkassen wegen Ihrer Fachkompetenz sehr gefragt! Sie können strukturiert arbeiten, verfügen über gute Kenntnisse im Banken-, Immobilien- und Versicherungsgeschäft und haben vielleicht Sie erste Erfahrungen in der Mitarbeiterführung gesammelt? - Umso besser!
Ich komme aus einem anderen Vertriebsbereich - bin ich für eine Tätigkeit bei einem Versicherer oder einer Bausparkasse geeignet?
Auf jeden Fall! Die erforderlichen Fachkenntnisse werden Ihnen vermittelt; während Ihrer Einarbeitungszeit erhalten Sie ein Fixum und bei erfolgreichen Abschlüssen eine Provision. Entscheidend ist, dass Sie Menschen „abholen“ können und Freude an einer Vertriebstätigkeit haben! Insbesondere bei Bausparkassen sind Sie hoch willkommen, wenn Sie z.B. vorher andere Produkte (.z.B. Autos, Immobilien oder andere erklärungsbedürftige Produkte) erfolgreich verkaufen konnten.
Gerade Versicherungsverträge sind mit hohen Storno-Risiken behaftet; wenn dies eintritt, habe ich umsonst gearbeitet!
Ja, das stimmt! Bedenken Sie jedoch, dass Sie es in Ihrer Hand haben, wem und unter welchen Umständen Sie einen Versicherungsvertrag verkaufen. Da Sie mit Menschen Geschäfte machen, müssen Sie immer damit rechnen, dass diese von beruflichen, familiären oder gar gesundheitlichen Rückschlägen getroffen werden. Je besser Sie Ihre Kunden beraten und je mehr Sie Ihre Vorschläge auf die aktuelle und in absehbarer Zeit zu erwartende Situation abstellen, umso geringer ist das Storno-Risiko!
Wenn ich ausschließlich für einen Vertragspartner arbeite, bin ich gezwungen, auf Anordnung „von oben“ aber auch jedes noch so dubiose Produkt zu verkaufen!
Vergessen Sie nicht, dass Sie als selbstständiger Handelsvertreter (m/w) tätig sind! Dass Sie sich intensiv mit Ihrem Portfolio auseinander setzen zeugt von Ihrem Engagement und Ihrem Interesse! Niemand kann und wird konstruktive Kritik ernsthaft ablehnen.
Ich möchte gerne wissen, ob ich eine „Vertriebspersönlichkeit“ bin
Aber gerne doch: Merkmale erfolgreicher Vertriebspersönlichkeiten
Begeisterungsfähigkeit
Erfolgreiche Vertriebspersönlichkeiten merkt man an, dass sie vom eigenen Unternehmen und dessen Produkten begeistert sind. Diese Begeisterung ist stets im Denken und Handeln fühlbar - und ansteckend! Wer sich mit „seinem“ Unternehmen und den angebotenen Portfolio identifizieren kann, wird geradezu zwangsläufig erfolgreich sein. sich mit dem erwarteten
Fachwissen
Natürlich wird, je nach Erklärungsbedürftigkeit des Produktes, in gewissem Umfang Fachwissen benötigt. Dinge dieser Art sind mit Sicherheit erlernbar und sind darüber hinaus in der Rangfolge der benötigten Fähigkeiten für eine erfolgreiche Vertriebstätigkeit eher im mittleren Bereich der Skala angezeigt. Kein Meister ist je vom Himmel gefallen. Zudem arbeiten Sie in einem Team von Spezialisten, deren Rat Sie jederzeit einholen können.
Freude an der Tätigkeit
Menschen, die keine Freude an ihrer Tätigkeit haben, sind im Vertrieb selten erfolgreich!
Offen für neue Dinge
Ohne eine gewisse Offenheit für die alltäglichen und neuen Dinge werden Sie irgendwann auf der Stelle treten.
Hartnäckigkeit
Vertriebspersönlichkeiten lassen sich nicht so schnell die Butter vom Brot nehmen und haben ein Gespür für andere Menschen. Sie überzeugen andere, weil sie selbst überzeugt sind. Daher lassen sie sich nicht so einfach „abwimmeln“, weil sie wissen, dass ihr Produkt gut ist. Zu einer guten Beratung gehört auch die Chuzpe, die Kunden auf ihr Rücktrittsrecht hinzuweisen. Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass ich nach einem erfolgreichen Abschluss immer gut damit gefahren bin, mich am Folgetag nochmals bei den Kunden für ihr Vertrauen zu bedanken. Es kommt auch gut an, darauf hinzuweisen, dass man jederzeit für den Kunden erreichbar ist!
Körperliche und geistige Fitness
In Japan gelten Verkäufer, die nicht ein paar Schuhe im Monat abgelaufen haben, als faul! So schlimm ist es hier nicht. Gleichwohl sind Sie in gewissem Umfang einer Reihe von physischen und psychischen Belastungen ausgesetzt. Ihren Ausgleich finden Sie sowohl in sportlicher Betätigung, als auch bei Ihren Hobbys. Zu einer gesunden Work-Life-Balance trägt mit Sicherheit die Unterstützung einer gelebten Partnerschaft bei.
Erscheinungsbild
Da Sie sich fast ständig mit anderen Menschen in Kontakt befinden, müssen Sie damit rechnen, dass man Sie zunächst nach Ihrem äußeren Erscheinungsbild bewertet. Daher gebietet es sich von selbst, stets auf eine angemessene Kleidung und einen gepflegten Körper zu achten.
Sozialkompetenz? - Gar nicht so einfach!
Sie können Kontakte sowie positive Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen.Sie haben viele Freunde und Bekannte. Sie haben kein Problem damit, bekannt „wie ein bunter Hund“ zu sein. Sie haben sich selbst im „Griff“ und können Konflikte bewältigen. Sie haben die Fähigkeit zur Selbstorganisation und Eigenmotivation. Sie sind fleißig und fühlen sich nur wohl, wenn Ihr Terminkalender voll ist. Sie können im Team arbeiten und dennoch eigenständig und initiativ handeln. Sie sind bereit Verantwortung zu übernehmen, Sie können sich und andere gut einschätzen. Sie sind sich Ihrer selbst bewusst.Sie sind hilfsbereit und haben kein Problem damit, um Hilfe zu bitten. Sie können andere Menschen überzeugen und sich durchsetzen. Sie halten sich an Gruppenregeln, sind eher Teamplayer als Einzelkämpfer; beenden das, was sie begonnen haben, sind bereit, erzielte Erfolge mit anderen zu teilen und haben kein Problem damit, sich bei anderen für die gewährte Unterstützung zu bedanken. Sie stecken sich keine fremden Federn an den Hut. Sie verfügen über Durchsetzungskraft und Selbstbewusstsein. Sie können Emotionen wahrnehmen und Emotionen wecken. Sie können mit konstruktiver Kritik umgehen.
Erschrecken Sie bitte nicht, wenn Sie nicht auf Anhieb hinter alles einen „Haken“ machen können. Die vorgenannten Eigenschaften sind nicht angeboren, sondern weitgehend erlernt! Daher scheuen Sie sich nicht, sich eine Weile mit dieser Thematik auseinander zu setzen - Sie verpassen vielleicht eine super Chance! (hj)
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