Borderline
Wie die Klassifizierung nach dem ICD-10-Standard bereits nahe legt, ist ein Borderline-Syndrom gekennzeichnet von einer instabilen Persönlichkeit. Es können die Merkmale einer Dissoziation genauso auftreten wie starke Stimmungsschwankungen und Eigenverletzungen beispielsweise durch das bei der Borderline weit verbreitete Ritzen. Die Bezeichnung Borderline-Syndrom hat die Erkrankung der Psyche bekommen, weil sie sowohl Symptome einer Psychose als auch einer Neurose aufweist. Die Einstufung als Grenzfall zwischen beiden Arten der Persönlichkeitsstörung wurde von dem amerikanischen Psychoanalytiker Otto Friedmann Kernberg vorgenommen.
Kernsymptome der Borderline-Persönlichkeitsstörung:
- Instabile Emotionen und Stimmungsschwankungen: Betroffene erleben extreme Emotionen wie intensive Freude, tiefe Traurigkeit, plötzliche Wut und lähmende Angst. Diese Emotionen können schnell wechseln und für Außenstehende schwer nachvollziehbar sein.
- Instabile Beziehungen: Menschen mit BPS haben oft Schwierigkeiten, stabile und gesunde Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Sie können idealisieren und abwerten, clingy und distanziert sein, und Angst vor dem Alleinsein sowie Trennungsängsten haben.
- Gestörtes Selbstbild und Identität: Das Selbstbild von BPS-Betroffenen ist oft fragil und schwankt stark. Sie haben ein unklar definiertes Selbstgefühl und können Schwierigkeiten haben, ihren eigenen Wert zu erkennen.
- Impulsivität und Riskanz: Um mit ihren intensiven Emotionen umzugehen, greifen Menschen mit BPS häufig zu impulsiven Verhaltensweisen, die riskant oder selbstverletzend sein können. Dazu können Suchtverhalten, riskante sexuelle Kontakte, selbstverletzendes Verhalten und Suizidgedanken oder -versuche gehören.
- Identitätsdiffusion: Betroffene haben Schwierigkeiten, ein stabiles und kohärentes Selbstbild zu entwickeln. Sie fühlen sich oft leer und sinnlos und haben das Gefühl, nicht zu wissen, wer sie sind oder was sie vom Leben wollen.
- Dissoziative Symptome: In besonders stressigen Situationen kann es zu dissoziativen Symptomen kommen, bei denen sich Betroffene von ihrem Körper oder ihrer Umgebung losgelöst fühlen. Dazu können Derealisation (Gefühl, die Umgebung sei unwirklich) oder Depersonalisation (Gefühl, sich selbst von außen zu betrachten) gehören.
Ursachen der Borderline-Persönlichkeitsstörung:
Die genauen Ursachen der Borderline-Persönlichkeitsstörung sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch angenommen, dass ein Zusammenspiel von genetischen und Umweltfaktoren eine Rolle spielt. Mögliche Einflussfaktoren sind:
- Genetische Veranlagung: Studien zeigen, dass BPS familiär gehäuft auftreten kann.
- Frühe Traumata: Traumatische Erfahrungen in der Kindheit, wie Missbrauch, Vernachlässigung oder instabile familiäre Verhältnisse, können das Risiko für die Entwicklung einer BPS erhöhen.
- Störungen der Hirnfunktion: Es gibt Hinweise darauf, dass bei Menschen mit BPS bestimmte Bereiche des Gehirns, die für die Emotionsregulation und Impulskontrolle verantwortlich sind, anders funktionieren.
Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung:
Eine Borderline-Persönlichkeitsstörung ist zwar nicht heilbar, aber mit der richtigen Behandlung können die Symptome effektiv gelindert und die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessert werden. Die Therapie sollte individuell auf die Bedürfnisse und den Schweregrad der Erkrankung abgestimmt werden.
Mögliche Therapiebausteine:
- Psychotherapie: Die Psychotherapie ist die wichtigste Säule der Behandlung bei BPS. Sie kann helfen, die emotionalen Regulationsprozesse zu verbessern, das Selbstbild zu stärken, gesunde Bewältigungsmechanismen zu erlernen und die sozialen Kompetenzen zu verbessern.
- Medikamentöse Behandlung: In einigen Fällen können Medikamente eingesetzt werden, um bestimmte Symptome wie Depressionen, Angstzustände oder Impulsivität zu lindern.
- Stationäre Behandlung: In schweren Fällen kann eine stationäre Behandlung in einer Klinik oder einem Therapiezentrum notwendig sein, um die Sicherheit des Patienten zu gewährleisten und die Stabilisierung der Symptomatik zu erreichen.
Osteopathie und Borderline: Potenzielle Unterstützung, aber keine Wunderheilung
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist eine komplexe psychische Erkrankung, die durch ein tiefgreifendes Muster emotionaler Instabilität, Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen und impulsive Verhaltensweisen gekennzeichnet ist.
Osteopathie ist eine manuelle Therapieform, die sich auf die Funktionsfähigkeit des Bewegungsapparates, der Organe und des Bindegewebes konzentriert. Osteopathen versuchen durch sanfte Drucktechniken Spannungen und Blockaden zu lösen und die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren. Die Wirksamkeit der Osteopathie bei der Behandlung von BPS ist nicht eindeutig belegt. Es gibt einige Studien, die positive Effekte der Osteopathie auf die Symptome von BPS, wie z.B. Schmerzen, Angst und Stress, zeigen. Diese Studien sind jedoch meist klein und methodisch schwach, so dass die Ergebnisse nicht eindeutig sind.
BPS-Betroffene leiden häufig unter körperlichen Beschwerden wie Schmerzen, Verspannungen und Kopfschmerzen. Osteopathie kann diese Beschwerden lindern und dadurch zu einer Verbesserung des Wohlbefindens beitragen. Osteopathen arbeiten mit sanften Berührungen, die die Körperwahrnehmung und das Körpergefühl verbessern können. Dies könnte bei BPS-Betroffenen hilfreich sein, die oft Schwierigkeiten haben, ihre eigenen Emotionen und Körperempfindungen wahrzunehmen und zu regulieren. Entspannung und Stressabbau: Die osteopathische Behandlung kann zu einer tiefen Entspannung und einem Abbau von Stress führen. Dies könnte bei BPS-Betroffenen hilfreich sein, die häufig unter emotionaler Anspannung und Stress leiden.
Osteopathie kann eine ergänzende Behandlungsoption für BPS sein, die die Symptome lindern und das Wohlbefinden verbessern kann. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Osteopathie keine Heilung der BPS bewirken kann. Die konventionelle Medizin bietet verschiedene wirksame Behandlungsmöglichkeiten für BPS, einschließlich Psychotherapie, Medikamente und Selbsthilfegruppen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Wirksamkeit der Osteopathie bei der Behandlung von BPS nicht eindeutig belegt ist, aber es gibt Hinweise auf mögliche positive Effekte. Osteopathie kann eine ergänzende Behandlungsoption sein, die die Symptome lindern und das Wohlbefinden verbessern kann. Es ist jedoch wichtig, dass Osteopathie nicht als Ersatz für die konventionelle Medizin angesehen wird.
Hilfreiche Ressourcen:
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (DGPPN): https://www.dgppn.de/ Bundesverband Borderline e.V.: https://www.borderline-netzwerk.info/ Selbsthilfegruppe Borderline: https://borderline-plattform.de/
Wichtig:
Es ist wichtig zu wissen, dass Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung keine "schlechten" Menschen sind. Sie leiden unter einer komplexen psychischen
Zu den Symptomen einer Borderline gehört eine ganze Reihe von Ängsten. So ist beispielsweise die Regulierung von Nähe und Distanz bei einem Borderline-Syndrom erheblich gestört. Der Grund dafür ist, dass ein Borderliner Angst vor Nähe und Angst vor dem Alleinsein hat. Die Bindungsangst resultiert aus einem teilweisen Realitätsverlust, der ebenfalls zu den Symptomen einer Borderline gehört. Gleichzeitig befürchten Borderliner, ihre Individualität zu verlieren. Diese Angst ist auch der Tatsache geschuldet, dass ein Borderline-Syndrom Symptome einer dissoziativen Störung aufweist, die mit der Abspaltung von Teilen der eigenen Persönlichkeit verbunden sind. Genau deshalb haben Borderliner sogar Angst vor dem eigenen Verhalten.
Selbstverletzung und Suizidgefahr beim Borderline-Syndrom
Grundsätzlich haben die Selbstverletzungen bei einem Borderline-Syndrom nicht das Ziel eines Suizids. Allerdings kann eine erhöhte Gefahr für einen Suizid vor allem dann nicht ausgeschlossen werden, wenn die Borderline von einer stark ausgeprägten Depression begleitet wird. In Langzeitstudien wurde bei Patienten mit Borderline und Depression eine Suizidrate von rund 16 Prozent ermittelt. Die Selbstverletzungen dienen der Selbstwahrnehmung. Ursache ist, dass Borderliner häufig eine ausgeprägte innere Leere verspüren, die sie mit den selbst zugefügten Schmerzen zu füllen versuchen. Darüber hinaus werden Schuldgefühle bekämpft, indem die Selbstverletzung als Mittel der Selbstbestrafung angewendet wird. Hinzu kommt, dass bei einer Borderline ein temporärer Mangel an Serotonin vorliegen kann. Durch die Selbstverletzungen wird die Ausschüttung von Serotonin kurzzeitig angeregt. Bei der Selbstverletzung sind einige Formen wie eben das Ritzen besonders häufig anzutreffen. Aber auch ein gestörtes Essverhalten oder Sexualverhalten sowie ein unangemessener Umgang mit Genussmitteln und Drogen werden als Variante der Selbstverletzung bei einer Borderline-Persönlichkeitsstörung beobachtet.
Die Differenzierung beim Borderline-Symdrom nach den Symptomen
Die Borderline wird in der aktuellen klinischen Psychiatrie in acht verschiedene Stufen gegliedert. Als leichtes Borderline-Syndrom werden chronische diffuse Ängste bezeichnet, die mit dem Gefühl der Hilflosigkeit und einem Vermeidungsverhalten einhergehen. Im Bereich der mittleren Ausprägungen finden sich Anzeichen einer Depression sowie ein erheblich beeinträchtigtes Selbstbild. Auch psychosomatisch bedingte körperliche Symptome können durch ein mittelschwer ausgeprägtes Borderline-Syndrom verursacht werden. Hat eine Borderline ein narzisstisches Symptomniveau erreicht, sind antisoziale Verhaltensweisen und auch Selbstverletzungen zu beobachten. Die nächste Stufe wird beim Auftreten von Zwangsdenken und Zwangshandlungen erreicht. Die schwerste Form einer Borderline-Persönlichkeitsstörung bringt Flashbacks, Halluzinationen und auch Dissoziationen mit sich. Auch paranoide Verhaltensweisen sind mit der schlimmsten Ausprägung einer Borderline verbunden.
Ein Problem bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung ist, dass die Erkrankung sehr schleichend beginnen und sich über einen längeren Zeitraum hinweg entwickeln und verstärken kann. Meist sind Symptome aus mehreren Entwicklungstadien einer Borderline erkennbar. Da ein fehlendes Ursache-Wirkungs-Bewusstsein von Beginn an ein immer vorhandenes Symptom bei einer Borderline-Persönlichkeitsstörung ist, sind Interventionen bereits im Frühstadium der Krankheit sehr schwierig. Offen gezeigtes Mitleid führt oftmals zu einer Verstärkung der Symptome.
geschrieben von Detlev LengsfeldBildnachweis: © grafikplusfoto - Fotolia.com