Übersicht
Das Borderline-Syndrom, in der Umgangssprache kurz Borderline genannt, gehört zu den häufigsten Persönlichkeitsstörungen, die weltweit diagnostiziert werden. Die Statistiken weisen sehr unterschiedliche Daten aus. Der weltweite Durchschnitt liegt bei etwa zwei Prozent. Einige Studien, die direkt an psychiatrischen Kliniken durchgeführt wurden, zeigen eine signifikant höhere Gefahr bei Frauen, was aber schlicht daran liegen kann, dass Männer mit psychischen Störungen seltener zum Arzt gehen.
Borderline-Syndrom
Die schwierige Diagnostik der Symptome der Borderline
Erste Symptome für ein Borderline-Syndrom treten häufig im Jugendalter auf. Hier besteht das Problem, dass viele der damit einhergehenden Verhaltensweisen den Umstellungen der Pubertät zugeschrieben und nicht weiter beachtet werden. Von einer Borderline betroffene Jugendliche werden oftmals schlicht als „rebellisch“ eingestuft. Zeigen sie die typischen Anzeichen der mit einer Borderline verbundenen Depression, wird das von den Eltern und Lehrern als „erster Liebeskummer“ abgehakt. In sämtlichen Altersgruppen wird die korrekte Diagnostik dadurch erschwert, dass mit einer Borderline auch Symptome verbunden sind, die im Zusammenhang mit dem Asperger-Syndrom, mit paranoiden oder schizoiden Persönlichkeitsstörungen sowie bei ADHS und der Bipolaren Störung auftreten können. Eine solide Diagnostik ist dadurch in der Regel nur durch eine längerfristige Beobachtung in einer psychiatrischen Tagesklinik möglich.
Die häufigsten Ursachen beim Borderline-Syndrom
Bei den Ursachen für die Entstehung der Symptome einer Borderline sind sich die Wissenschaftler nicht ganz einig, wo genau der Schwerpunkt liegt. Eine genetische Veranlagung für die Borderline-Persönlichkeitsstörung legen Studien an Zwillingen sowie eine auffällige Häufung innerhalb von Familien nahe. Auch soziokulturelle Einflüsse können als Ursache der Borderline nicht ausgeschlossen werden. Besonders häufig kommt die Borderline-Persönlichkeitsstörung bei Kindern aus Familien vor, in denen es emotionale Vernachlässigung oder instabile und wechselnde Partnerbeziehungen gibt. Häufige Streitigkeiten zwischen den Eltern und auch Suchtproblematiken begünstigen ebenfalls das Entstehen einer Borderline bei den Kindern. Allerdings sollte man daraus nicht schlussfolgern, dass Kinder aus optimal funktionierenden Familien kein Borderline-Syndrom bekommen können, denn es spielen auch andere Umweltfaktoren eine wichtige Rolle.
Traumata als Ursache einer Borderline-Persönlichkeitsstörung
Dass durchlittene Traumata beim Borderline-Syndrom zu den Hauptindikatoren gehören, lässt sich davon ableiten, dass mehr als zwei Drittel der Patienten bei den Gesprächen mit den Diagnostikern und Therapeuten über schlimme Erlebnisse berichten. Beim verbleibenden Drittel gehen die Wissenschaftler aktuell davon aus, dass die Traumata bereits in einer frühkindlichen Entwicklungsphase stattgefunden haben, die nicht mehr bewusst erinnert werden kann. Deshalb gehört das Borderline-Syndrom inzwischen auch in die Rubrik der möglichen Erscheinungsbilder einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Dort zählt sie als besonders schwere Form.
In unseren nächsten Artikeln werden wir die Symptome einer Borderline, die Differenzierung der verschiedenen Formen und auch die Möglichkeiten der Behandlung sowie die Hilfen für Angehörige vorstellen. Die Therapien weisen Überschneidungen beispielsweise mit den Depressionen auf, da mindestens acht von zehn Patienten mit dem Borderline-Syndrom auch deutliche Anzeichen dieser Erkrankung zeigen. Auch sagen Statistiken, dass häufig parallel zur Borderline-Persönlichkeitsstörung eine ADHS und/oder eine Bipolare Störung diagnostiziert werden.
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