Lückenhafte Unternehmensverantwortung bei Aurubis
Kritische Aktionäre fordern Einhaltung von Menschenrechten auch in der Lieferkette / Kein Kohlestrom aus Moorburg / Kritik an Aurubis Bulgaria
Bei der morgigen Hauptversammlung der Aurubis AG in Hamburg verlangen der Dachverband der Kritischen Aktionäre und die Hamburger Initiative "Moorburgtrasse stoppen!" mehr Unternehmensverantwortung von Europas größtem Kupferproduzenten.
„Wir haben kein Verständnis dafür, dass sich Aurubis für die Stromversorgung ausgerechnet an Vattenfall gebunden hat“, sagte Astrid Matthiae von der Initiative Moorburgtrasse stoppen!. „Vattenfall wurde vom zuständigen schwedischen Minister als ´größter Umweltschurke in der schwedischen Geschichte´ tituliert. Während die beiden anderen Großverbraucher in Hamburg, das Aluminium- und das Stahlwerk, ihren Strom schlicht über die Leipziger Strombörse beziehen und damit kurzfristig flexibel sind, hat sich Aurubis bis zum Jahr 2040 an Vattenfall gebunden und sich zudem direkt am Kohlekraftwerk Moorburg mit einer virtuellen Kraftwerksscheibe von 115 Megawatt beteiligt.“ Gehe das Kohlekraftwerk ans Netz, würde es das Klima mit jährlich 8 bis 9 Millionen Tonnen CO2 anheizen und mit den Schadstoffen in der Abluft die Krankheitsrate in den benachbarten Stadtteilen deutlich erhöhen, kritisierte Matthiae. Die Initiative fordert den Ausstieg aus den ökologisch und wohl auch ökonomisch zu teuren Verträgen mit Vattenfall.
Moritz forderte den Aurubis-Vorstand auf, die Menschenrechte entlang der Lieferkette von Kupfererzkonzentrat aus Peru zu achten. Eine Ende 2013 erschienene Studie des Bischöflichen Hilfswerks Misereor zeige, dass Aurubis den weitaus größten Teil der peruanischen Kupfererzkonzentrate aus der Antamina-Mine bezieht. „Antamina steht dieser Studie zu Folge für enttäuschte Hoffnungen auf regionale Entwicklung, für Umweltprobleme und ein hohes Konfliktpotential bei Landnutzern und Menschen, die umgesiedelt werde mussten“ so Moritz.
Noch immer große Probleme sehen die Kritischen Aktionäre bei Aurubis Bulgaria. „Nach wie vor erhalten die Gemeinden, lokale Bürgerinitiativen und wir Aktionäre keine Gesamtinformationen von der Aurubis über die einzelnen Maßnahmen des geplanten Investitionsvorhabens im Werk Pirdop/Zlatitza“, sagte Ulf Georgiew. „So ist in der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für das Arsen/Calzium-Depot auch eine UVP für das Fayalit-Depot enthalten, und ein auf dem Gelände der Aurubis Bulgaria vorhandener Tailingdamm soll auf ein künftiges Fassungsvermögen von 9,5 Millionen Tonnen Fayalitschlacke umgebaut werden. Die Anlage wird lediglich einen Kilometer von einem Natura2000-Gebiet entfernt sein.“, warnte Georgiew. Die Parkverwaltung oder Naturschutzinitiativen wie der WWF oder Balkan for Nature würden nicht konsultiert.
Der Dachverband mahnte, Aurubis dürfe sich nicht an der Kriminalisierung von Umweltschützern in Bulgarien beteiligen. Zu denken geben müsse auch, dass die bulgarische Umweltorganisation Coalition for Sustainable Development (CSR) nach einem verlorenen Prozess die hohen Kosten für die Aurubis-Anwälte tragen müsse und dadurch finanziell nicht mehr handlungsfähig sei, so Moritz.