„Es ist erschreckend zu sehen, dass 20 Banken aus nur sieben Ländern dabei helfen, die Welt in eine Sauna zu verwandeln“, erklärt Heffa Schücking, Geschäftsführerin von urgewald. „Banken haben schon bewiesen, dass sie die Wirtschaft zum Teufel schicken können. Hier sehen wir, dass sie auch das Klima ruinieren.“
Die Studie zeigt, dass die Finanzierung für Kohleabbau in den letzten Jahren enorm zugenommen hat. Seit 2005, dem Jahr, in dem das Kyoto-Protokoll in Kraft trat, ist die Bankenfinanzierung für Kohlebergbau-Unternehmen um 397 Prozent gestiegen. „Diese Zahl ist gefährlich“, warnt Kuba Gogolewski von der Umweltorganisation CEE Bankwatch Network. „Nicht nur preschen die Banken mit Investitionen vor, die unser Klima in den Abgrund treiben. Sie tun dies außerdem zu einem Zeitpunkt, zu dem die internationale Gemeinschaft über CO2 Reduktionen verhandelt und einige Regierungen und öffentliche Banken sich gegen weitere Kohleinvestitionen aussprechen. Damit können sich die Investitionen in faule Kredite verwandeln.“
Diese Schizophrenie finden die Autoren der Studie generell beim Vergleich von Investitionen der Banken mit ihren Klimaschutzaussagen und -policies. „Alle Banken sagen, sie wollen das Klima schützen, tun aber das Gegenteil“, sagt Yann Louvel vom Netzwerk Banktrack. „Gerade die Deutsche Bank warnt, dass Kohle kein gutes Geschäft mehr sei und investiert trotzdem in Unternehmen, die Kohle abbauen. Aktuell will sie Coal India zu Geld verhelfen, einem Unternehmen, das massive Umweltzerstörung verursacht und zur Verelendung der Bevölkerung beiträgt. Die Deutsche Bank muss endlich Verantwortung für ihre Investitionen übernehmen und die Finger von zerstörerischen Projekten lassen“, so Schücking.
Neben dem Überblick über globale Finanzierung der Kohle-Bergbau-Industrie stellt die Studie Hauptschauplätze der globalen Kohleproduktion vor: über 90 Prozent findet in neun Ländern bzw. Regionen statt: China, USA, Indien, Russland/Kasachstan, Australien, Indonesien, Zentraleuropa (Deutschland, Polen, Tschechien), südliches Afrika (Südafrika und Mosambik) und Kolumbien. Überall sorgt der Kohleabbau für schwerwiegende Probleme, sei es die katastrophale Luftverschmutzung in China, die großflächige Waldzerstörung und Bedrohung von Tigerpopulationen in Indien, Zerstörung von Indigenen- und Kleinbauern-Lebensraum in Kolumbien, oder Konkurrenz um knappe Wasserressourcen im südlichen Afrika.
In Zentraleuropa sind Deutschland und Klimagipfel-Gastgeber Polen bedeutende Braunkohleproduzenten, die zusammen fast 25 Prozent der weltweiten Braunkohle fördern. „Dies hat in Polen genau wie in Deutschland schwerwiegende Auswirkungen auf die betroffenen Gemeinden. Banken sollten eine Energiewende finanzieren, statt auf alte, zerstörerische Energieformen zu setzen. Sie müssen aufhören Kohle zu finanzieren und zwar sofort“, fordert Sebastian Rötters von PowerShift, Mitautor der Studie.
Der Bericht folgt der Studie „Bankrolling Climate Change“, die 2011 beim 17. Klimagipfel veröffentlicht wurde und Investitionen von Banken in die gesamte Kohleindustrie untersucht hat. In „Banking on Coal“ konzentrieren sich die Autoren nun auf die Kohlebergbau-Industrie und die Banken, die hinter dieser stehen.
Parallel zur Vorstellung des Berichts in Warschau findet in Frankfurt vor der Zentrale der Deutschen Bank eine „Protestlesung“ statt. Mitarbeiterinnen von urgewald lesen aus dem „Dschungelbuch“ vor. Das Engagement der Deutschen Bank bei Coal India bedroht ausgerechnet die Wälder in Indien, die Kipling zu seinen Geschichten inspiriert haben. Bei der Gelegenheit werden der Deutschen Bank 85.000 Unterschriften von Bürgern und Bürgerinnen übergeben, die einen Ausstieg aus dem dreckigen Geschäft mit Coal India verlangen.
Die Studie kann hier heruntergeladen werden: http://urgewald.org/sites/default/files/banking_on_coal_4_67_6.pdf