DIE Internet-Zeitung
Ein Bilderbericht über das Leben der Palästinenser_innen

Reise nach Israel und Palästina | Eindrücke fürs Leben

Am

Kinder in Hebron. Auf der Reise nach Palästina wird sich ihre Einstellung verändern.Hier erfahren Sie an Hand von Fotos und Landkarten Wichtiges über Palästina. Gleichzeitig soll dieser kurze Bericht eine Einladung sein, das Land zu bereisen, Menschen kennen zu lernen und sich selbst ein Bild zu machen. Somit steht er unter dem von Palästinenser_innen herausgegebenen Motto "Kommt und seht!" [1]. (Foto: Kinder in Hebron)


Die einzelnen Abschnitte können unabhängig voneinander gelesen werden.

ISRAELISCHE SIEDLUNGEN IN PALÄSTINA

In der besetzten Westbank und im annektierten Ostjerusalem leben über 650.000 jüdische Israelis in über 200 Kolonien.22 Sie werden massiv vom israelischen Staat unterstützt23 und bislang auch von der Europäischen Union.24 Die meisten der Bewohner wurden dort mit Hilfe von finanziellen Anreizen angesiedelt. Fast 70 % des Landes wurden enteignet. Palästinenser_innen dürfen die Kolonien sowie die sie verbindenden Straßen nicht benutzen. Alles dies widerspricht dem Völkerrecht.25

Landkarten Palästina Israel

Israelische Siedlung Har Homar – auf einem ehemals bewaldeten Hügel über der palästinensischen Stadt Bethlehem

EINSCHRÄNKUNG DER BEWEGUNGSFREIHEIT

Die 3,1 Millionen Palästinenser_innen, die in der Westbank und in Ostjerusalem leben, sind erheblich in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Es dauert häufig mehrere Stunden, um einen einzigen Kilometer zurückzulegen, z. B. weil Palästinenser_innen bei Checkpoints lange von Soldaten kontrolliert werden oder wegen Siedlungen oder Straßen, die sie nicht betreten dürfen, große Umwege machen müssen. Das führt dazu, dass Besuch von Schule, Universität, Arbeitsstelle und von Ackerland oft nur verspätet oder gar nicht möglich ist. Abgesehen von den damit einhergehenden Demütigungen hat dies bereits zu Todesfällen geführt - z. B. deswegen weil ein Krankenhaus nicht rechtzeitig erreicht wurde.

Mauer zwischen Ostjerusalem und Abu Dis

Die Mauer hier zwischen Ostjerusalem und dem Westbankort Abu Dis. Die israelische Regierung spricht von Separationsbarriere, die Palästinenser_innen von Apartheidsmauer. Die Mauer ist völkerrechtswidrig.26 Foto: Wikimedia Commons

Die palästinensische Wirtschaft wird durch die massiven Einschränkungen der Bewegungsfreiheit sowie durch die vielen Enteignungen und Zerstörungen weitgehend ruiniert.27 Ebenfalls dazu bei trägt die Tatsache, dass der Staat Israel den Palästinenser_innen das Wasser stiehlt; sogar Brunnenbau ist verboten.28

Landkarte von Palästina

Israelische Sperranlagen und israelische jüdische Siedlungen in der Westbank und in Ostjerusalem, Stand 2007. Foto: © Wikimedia Commons29

Einschränkungen der Bewegungsfreiheit der Palästinenser_innen in Westbank und Ostjerusalem

Weitere Angaben und Quellen zu der Tabelle30

DIE BLOCKADE DES GAZA-STREIFENS

Im Gaza-Streifen leben 1,7 Millionen Palästinenser_innen. Zwei Drittel von ihnen sind Flüchtlinge, deren Vorfahren in den Jahren 1947/48 von zionistischen Truppen aus dem damaligen Palästina vertrieben wurden. Das Gebiet umfasst nur 360 Quadratkilometer und ist damit kleiner als das Bundesland Bremen. Die israelische Regierung hat eine Blockade errichtet, indem sie den Gaza-Streifen mit Stacheldraht und Mauern umzäunt hat und entscheidet, was und wie viel die Menschen ex- und importieren dürfen und wer ein- und ausreisen darf. Die Menschen leben wie in einem Freiluftgefängnis und leiden an einem gravierenden Mangel an Lebensmitteln, Wasser, Medikamenten, Strom und allem Notwendigen.

Ein Bericht der UN-Flüchtlingshilfswerks für die Palästinenser (UNWRA) warnt davor, dass Gaza im Jahr 2020 für Menschen kein erträglicher Ort mehr zum Leben sein werde, wenn es keine schnellen Hilfsaktionen geben würde.31

Der israelische Staat zerstört die Landwirtschaft im Gaza-Streifen systematisch. Sowohl die landwirtschaftlichen Flächen sind davon betroffen (siehe Text zum Foto) wie auch die Fischerei, da Fischer immer wieder beschossen und verhaftet werden.32

Bauer in Gaza

Häufig dringen israelische Panzer in den Gaza-Streifen ein wie hier am 15. Januar 2013, wo sie 30 ha Ackerfläche einschließlich des Getreides zerstörten.33 Darüber hinaus hat der Staat Israel ein Gebiet von 300 m bis 2 km entlang der grünen Linie als Sperrzone erklärt - und das obwohl der Gaza-Streifen an vielen Stellen nur 5 km breit ist. In diesem Gebiet erschießen und verletzen israelische Soldaten immer wieder Menschen. Foto: © Desde Palestina, http://desde-palestina.blogspot.de34

VIELE PALÄSTINENSER_INNEN VOM STAAT ISRAEL VERHAFTET ODER GETÖTET

Seit 1967 haben israelische Regierungen nach UN-Schätzungen 700.000 Palästinenser_innen verhaftet. Das ist ein Fünftel der Gesamtbevölkerung in den besetzten Gebieten. Zurzeit sind über 5.000 Palästinenser_innen aus politischen Gründen in israelischer Haft – darunter 180 Kinder (davon 33 unter 16 J.). Gefoltert werden auch Kinder.35

Seit Beendigung des Gazakriegs 2008/ 2009 wurden in Gaza 464 Palästinenser_innen durch Israelis getötet, 67 in der Westbank und 3 im Staat Israel. Von Palästinenser_innen getötet wurden 4 Israelis in Gaza, 19 in der Westbank und 11 im Staat Israel. Während des Gazakriegs wurden 1.391 Palästinenser_innen in Gaza durch israelische Soldaten getötet und 5 Soldaten durch Palästinenser.36

Landkarten Palästina Israel

Israelische Soldaten überfallen häufig nachts Dörfer oder städtische Wohngebiete - hier bei einem Überfall auf das Dorf Ni'lin in der Westbank

LANDVERLUST DER PALÄSTINENSER_INNEN 1946 - 2000

Hierzu gibt es einen extra Artikel, der außerdem über die palästinensischen Flüchtlinge informiert.37

Landkarten Palästina Israel

Landverlust der Palästinenser_innen

REISEN NACH PALÄSTINA

Ostjerusalem  - vom Staat Israel 1967 widerrechtlich annektiert

Ostjerusalem - vom Staat Israel 1967 widerrechtlich annektiert - darf bei einer Reise nach Palästina nicht fehlen, Foto: Berthold Werner, Wikimedia Commons

Es gibt die Möglichkeit, auf eigene Faust nach Palästina zu fahren oder an Begegnungsreisen teilzunehmen. Viele halten sich auch als Volontär_innen dort auf, um eine internationale Präsenz zu gewährleisten. Durch Begleitung von palästinensischen Zivilist_innen, Dokumentation und gewaltfreier Intervention gegen Menschenrechtsverletzungen und Unterstützung des gewaltfreien Widerstands von Palästinenser_innen und Israelis kann ein Beitrag geleistet werden für ein Ende der Besatzung und einen gerechten Frieden.38

Wiederaufbau eines vom israelischen Staates zerstörten Hauses

Das Haus dieser Familie wurde vom israelischen Staat zerstört. Internationale Friedensaktivisten haben es wieder aufgebaut. Das israelische Komitee gegen Hauszerstörungen (ICAHD) bietet z. B. Wiederaufbau-Camps an.39 Seit 1967 hat der Staat Israel 27.000 palästinensische Gebäude in der Westbank und in Ostjerusalem zerstört.40

Gabi Bieberstein

WEITERFÜHRENDE HINWEISE

Wer sich intensiver mit Palästina damals und Israel beschäftigen möchte, kann auf Informationen und Weblinks auf den Seiten des Versöhnungsbunds zurückgreifen.

ANMERKUNGEN

[1]Christinnen und Christen rufen im Kairos Palästina Dokument dazu auf, siehe: Die Stunde der Wahrheit: Ein Wort des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe aus der Mitte des Leidens der Palästinenser und Palästinenserinnen, 2009, http://www.kairospalestine.ps/sites/default/Documents/German.pdf, Seite 16.
[22]Saat des Unrechts. Internationaler Handel mit israelischen Agrarunternehmen und die Zerstörung der palästinensischen Landwirtschaft, herausgegeben vom Applied Research Institute - Jerusalem Society (ARIJ) und anderen palästinensischen landwirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Organisationen, Februar 2013, Seite 10.
[23]Nahost-Friedensprozess. Widersprüchliche Signale aus Israel, tagesschau, 4. August 2013, http://www.tagesschau.de/ausland/israelgefangene106.html.
[24]Medico International: Handel gegen den Frieden. Wie Europa zur Erhaltung illegaler israelischer Siedlungen beiträgt, 30. Oktober 2012, http://www.medico.de/themen/menschenrechte/nahost/dokumente/eu-importiert-15-mal-mehr-von-illegalen-israelischen-siedlungen-als-von-palaestinensern-enthuellt-neuer-bericht-/4324/. Diese Förderung soll durch eine neue EU-Leitlinie über die Förderfähigkeit israelischer Einrichtungen beendet werden, siehe dazu: Gudrun Harrer: EU-Leitlinien und Israel: Dieser Zug war abgefahren, Der Standard 21. Juli 2013, http://derstandard.at/1373513217343/EU-Leitlinien-und-Israel-Dieser-Zug-war-abgefahren.
[25]Peter Philipp: Kommentar Siedlungspolitik Israel. Pfeifen aufs Völkerrecht, taz 12. August 2013, http://www.taz.de/!121658/.
[26]In seinem Gutachten vom 09. Juli 2004 erklärte der Internationale Gerichtshof in Den Haag den Bau der Mauer und die Siedlungen innerhalb der besetzten Gebiete für illegal und als Verstöße gegen internationales Recht. Israel wird aufgefordert, den Bau zu beenden und Bestandteile der Mauer, die sich innerhalb der besetzten Gebiete befinden, abzureißen. Israel muss die Palästinenser gemäß ihrer Verluste entschädigen, Palästinensische Mission in Deutschland, http://palaestina.org/index.php?id=72.
[27]Saat des Unrechts. Internationaler Handel mit israelischen Agrarunternehmen und die Zerstörung der palästinensischen Landwirtschaft, herausgegeben vom Applied Research Institute - Jerusalem Society (ARIJ) und anderen palästinensischen landwirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Organisationen, Februar 2013, Seite 10/11. Siehe außerdem Bericht über eine Weltbankstudie: Studie: Israel bringt West Bank um Wirtschaftswachstum. Die Presse 8. Oktober 2013, http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/1462142/Studie_Israel-bringt-West-Bank-um-Wirtschaftswachstum.
[28]Freunde Palästinas: Israels Wasserpolitik in der Westbank ist Apartheid, 18. April 2013, http://www.freunde-palaestinas.de/berichte/212-israels-wasserpolitik-in-der-westbank-ist-apartheid.html.
[29]Weitere Informationen zu der Landkarte hier: https://en.wikipedia.org/wiki/File:Palestine_Map_2007_%28Settlements%29.gif
[30]Angaben über feste Checkpoints sowie über Straßen: Februar 2013. Die Zahlen über fliegende Checkpoints sind monatliche Durchschnittswerte - bezogen auf die Zeit von Januar bis September 2011. Bei Roadblocks beziehen sie sich auf das ganze Jahr 2012. Alle Angaben stammen von B'Tselem, einer israelischen Menschenrechtsorganisation.
[31]Richard Falk Die neueste Katastrophe in Gaza, Viele Aspekte des gegenwärtigen Angriffs auf Gaza unterlaufen den Radarschirm des Weltgewissens, AG Friedensforschung, Original 18.11.2012, http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Gaza/falk3.html.
[32]Saat des Unrechts. Internationaler Handel mit israelischen Agrarunternehmen und die Zerstörung der palästinensischen Landwirtschaft, herausgegeben vom Applied Research Institute - Jerusalem Society (ARIJ) und anderen palästinensischen landwirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Organisationen, Februar 2013, Seite 6-9.
[33]International Solidarity Movement: Bulldozing the ceasefire, 22. Januar 2013, http://palsolidarity.org/2013/01/bulldozing-the-ceasefire/.
[34]http://desde-palestina.blogspot.de/2013/01/bulldozed-farmland-in-khuzaa.html.
[35]Addameeer Prisoner Support und Human Rights Assoziation - eine palästinensische Gefangen- und Menschenrechtsorganisation, http://addameer.org. Außerdem: Palästinensische Kinder und Jugendliche in den Fängen der israelischen Militärjustiz, 2013, Bestellung: Sabine Werner, Fronhof 27, 53 639 Königswinter, email: frauenwege @ outlook.de.
[36]Israelische Menschenrechtsorganisation B'Tselem, http://www.btselem.org/statistics/fatalities/after-cast-lead/by-date-of-event und http://www.btselem.org/statistics/fatalities/during-cast-lead/by-date-of-event.
[37]Gabi Bieberstein: Israel - Palästina | Geschichte von damals bis heute
[38]Informationen zu Reisen unter https://www.versoehnungsbund.de/reisen zu Internationaler Präsenz unter https://www.versoehnungsbund.de/international.
[39]Israelisches Komitee gegen Hauszerstörungen (ICAHD), eine Menschenrechts- und Friedensorganisation, http://icahd.org/rebuilding-camps.
[40]Ebenda, http://icahd.org/faq.
[41]https://www.versoehnungsbund.de.
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