Egal, ob man nun Arbeitnehmer, Chef oder Freiberuflicher ist, wir alle haben die Wahl, wo, wann und wie lange wir uns eine Mittagspause gönnen. Die einen nehmen sich nur eine halbe Stunde, andere eine ganze Stunde oder sogar noch länger. Sehr wohl ist es Realität, dass man sich manchmal überhaupt kein Mittagessen gönnt. Aber was macht den Unterschied? Eine aktuelle Studie gibt dazu Antwort und zeigt auf, welchen Unterschied es bereiten kann, wie man seine Mittagspause gestaltet. Die Studie wurde bei PLUS ONE veröffentlicht und an der Humboldt Universität in Berlin durchgeführt. Grundlegend wurden zwei verschiedene Umgebungen für die Testpersonen geschaffen, um festzustellen, wie sich Gemütszustände verhielten und welchen Effekt diese auf die Denkprozesse der jeweiligen Teilnehmer hatte.
Insgesamt 32 Frauen nahmen daran teil. Eine Gruppe Frauen verblieb in einem einfach eingerichteten Büro, die andere Hälfte begab sich in ein Restaurant, um dort das Mittagessen mit einer Person ihrer Wahl einzunehmen. Während aber das Essen im Büro allein eingenommen wurde, blieb diesen Teilnehmerinnen nur 20 Minuten dafür. Ebenso durften sie sich ihr Essen nicht selbst aussuchen. Die Testpersonen, die das Restaurant besuchten, konnten Ihr Mittagessen selbst wählen, genossen ein angenehmes Ambiente mit Hintergrundmusik und pflegten sozialen Kontakt. Anschließend folgte ein kurzer Spaziergang von 15 bis 20 Minuten zurück zum Labor. Diese Option wurde der anderen Gruppe Frauen nicht eingeräumt, sondern sie holten ihr Essen selbst vom gleichen Restaurant ab und brachten ihr Essen zum Labor zurück, um es dort in einem Büroraum zu konsumieren.
Anschließend wurden nachträgliche Tests aus Befragungen, EEG-Messungen und zur Reaktion durchgeführt. Dabei wurden Allgemeinwissen, aktuelle Gedanken, die Verarbeitung von Fehlern und die Beeinflussung durch aufgezeigte Gesichtsausdrücke geprüft. Auch ein Fragebogen zur Bewertung des eigenen Gemütszustandes füllten die Teilnehmerinnen aus. Auf diese Weise fanden die Forscher heraus, dass die Gruppe, die im Restaurant speiste, ein stärkeres Gefühl von Entspannung verspürte, aber sich auch die eigene Einflusskraft über die Gedanken verminderte. Jedoch machte es genau dieser Umstand den Teilnehmerinnen leicht, die präsentierten Gesichtsausdrücke besser zu verarbeiten. Mitunter waren Anzeichen einer gestiegenen Kreativität zu sehen, auch das Verhältnis zu anderen Personen verbesserte sich durch das auswärtige Mittagessen.
Es ist also nur gesund, wenn man seine Mittagsmahlzeit nicht an seinem Schreibtisch einnimmt, sondern die Gelegenheit nutzt, sich sowohl mit Kollegen auszutauschen, die Vertrautheit zueinander zu verbessern als auch die entspannte Atmosphäre in einem Restaurant zu genießen. Es stellt damit eine Möglichkeit dar, sich zu entspannen und seinen Tag kurzzeitig zu unterbrechen, um - im wahrsten Sinne des Wortes - Luft zu schnappen. Eine derartige Unterbrechung im Arbeitsalltag kann sogar die Produktivität erhöhen und die eigene Kreativität ankurbeln. Ebenso hilft es den Stress zu reduzieren und die Beziehungen zu den eigenen Arbeitskollegen zu verbessern, was dem Arbeitsumfeld ein positiveres Gefühl verleiht.
Kurzum: Die Mittagspause sollte nicht ausgelassen werden, sondern effektiv zur Entspannung und der Weiterentwicklung der Beziehungen zu den Arbeitskollegen genutzt werden. Mitunter kann es die eigene Produktivität fördern und die eigene Zufriedenheit im Job begünstigen. (sk)
Quelle: http://www.plos.org/wp-content/uploads/2013/05/pone-08-07-sommer.pdf