Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol sind die wichtigsten Stresshormone. Diese werden in bedrohlichen Situationen vermehrt ausgeschüttet, um dem Körper in der „Flucht- und/oder Kampfsituation“ die notwendige Energie zur Verfügung zu stellen. Adrenalin steigert die Herzfrequenz, erhöht den Blutdruck und hemmt gleichzeitig die Magen-Darm-Tätigkeit. Noradrenalin wirkt ähnlich wie Adrenalin und erzeugt im Gehirn gleichzeitig einen Fluchtreflex. Cortisol steigert die Körpertemperatur, aktiviert den Energiestoffwechsel und hemmt sogar Schmerzreaktionen. Wenn die akute Stresssituation vorübergeht, werden die Hormone abgebaut und die Körperfunktionen normalisieren sich. Die unbewussten inneren Anforderungen und Konflikte verursachen hingegen einen schleichenden, schwelenden Prozess. Eine andauernde seelische und körperliche Anspannung entsteht. Die Reihe der möglichen Folgen reicht von einem ständig empfundenen Unbehagen bis hin zu schweren psychosomatischen Erkrankungen.
In diesem Fall steigt die Gefahr – als Wirkung von Adrenalin - für die Überlastung des Herzens und/oder ein chronischer Bluthochdruck kann sich entwickeln. Der im Gehirn durch Noradrenalin dauerhaft aktivierte Fluchtreflex beeinträchtigt sogar die Denkfähigkeit und erschwert dadurch die Erkennung von Wahlmöglichkeiten in Konfliktsituationen. Bei Dauerstress wird Cortisol anfangs in Überschuss ausgeschüttet und kann die Entstehung von Stoffwechselstörungen, Übergewicht, Diabetes, Immundefekten sowie Depressionen begünstigen. Nach dieser Phase entsteht ein Cortisolmangel. Die Symptome dafür sind Mattigkeit, Antriebsschwäche und eine erhöhte Entzündungsneigung. Eine weitere mögliche Folge von Cortisolmangel wird insbesondere bei dem Burnout-Syndrom beobachtet.
Am Ursprung dieses Teufelskreises stehen einschränkende Überzeugungen, Bewertungen und Urteile. Solche „Glaubenssätze“ sind zum Beispiel: „Ich bin ein geborener Verlierer“, „Ich bin nichts Wert“, „Ich habe kein Recht....“, „das Leben ist ein ständiger Kampf“. Diese und/oder ähnliche Gedankenschleifen wiederholen sich Tag für Tag, Woche für Woche – oft ein Leben lang. Die Wirkung ist eine unterschwellige Stressbelastung sowohl für die Gesundheit als auch für das Berufs- und Familienleben des Betroffenen.
Bei chronischen körperlichen Beschwerden ohne medizinisch erkennbare Ursache sollte die Möglichkeit der unterschwelligen Stressbelastung immer in Erwägung gezogen werden. Das gilt auch dann, wenn sich im Leben immer wieder die gleichen Probleme aufzeigen, sich negative Ereignisse nach erkennbaren Mustern wiederholen. Diese Symptome sind auch Hinweise auf belastende unbewusste Prozesse.
Die gute Nachricht ist, dass niemand seinen inneren Geisseln hilflos ausgeliefert sein soll. Als Selbsthilfe können die eigenen Emotionen einen hilfsreichen Wegweiser zu eventuell veralteten oder versteiften Überzeugungen bieten. Mit einer Portion Mut, Humor und Bereitschaft zur ehrlichen Selbstreflexion ist es möglich, zumindest einige der inneren „Quälgeister“ zu entdecken und zu reduzieren. Neid, Eifersucht und ähnliche Empfindungen weisen zum Beispiel - auf den zweiten Blick – auf unterschwellige selbstverschmähende Gedankengänge hin; „ich bin nicht (gut) genug“ oder Ähnliches.
Diese Vorgehensweise ist also hilfreich, hat jedoch auch ihre Grenzen. Unbewusste Prozesse sind so nicht erreichbar und die Gefahr, sich selbst etwas vorzumachen, ist groß. Um für dauerhafte Entlastung zu sorgen, ist es sinnvoll und hilfreich qualifizierte, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Das Ergebnis ist ein deutlich reduziertes Stressniveau. Die gewonnene innere Freiheit bewirkt eine seelische Stabilität und ermöglicht zudem den konstruktiven Umgang auch mit dem „äußeren“ Stress. Diese Veränderung wirkt sich positiv auf die ganzheitliche Gesundheit und damit auf die gesamte Lebenssituation aus. (gr)