Eine weitere Wurzel des Verbandes liegt in einem 1977 in Koblenz gegründeten Verein. Hier lag der Schwerpunkt neben dem Widerstand gegen das Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich im aktiven Naturschutz. Der nicht ganz einfache Zusammenschluss beider Verbände führte im Ergebnis zu einem landesweit agierenden, kompetenten Umwelt- und Naturschutzverband.
Der BUND Bundesvorsitzende Prof. Dr. Hubert Weiger, ging in seiner Festrede auf die besondere Entstehungsgeschichte ein und wies darauf hin, dass der BUND Landesverband Rheinland-Pfalz wie kein zweiter in Deutschland für die zwei zentralen Wurzeln des Verbandes stehe, den Naturschutz und den Umweltschutz. Er hob hervor: „Der BUND in Rheinland-Pfalz hat sich nicht von oben entwickelt, sondern aus einem Zusammenschluss von Bürgerinitiativen. Es war eine Bewegung von unten.“ Er betonte, dass die dadurch im Verband bestehende Vielfalt eine Stärke sei und die Breite des Verbandes eine zentrale Chance um in die Gesellschaft hineinzuwirken.
Zu dem für den BUND zentralen Thema der Energiewende machte er deutlich, dass für ihre Umsetzung die Windenergie gebraucht würde. Da diese in die Landschaft hineinwirke, komme es aber auch zu Konflikten. Diesen müsse mit guter Planung entgegengewirkt werden: „Für die Konfliktminimierung ist die Qualitätsplanung notwendiger denn je.“ Ökologische Leitplanken müssten gesetzt werden.
Weiger betonte außerdem die Bedeutung der Medien und forderte eine Medienvielfalt und vor allem Qualitätsprogramme im öffentlich-rechtlichen Bereich: „Es kann nicht sein, dass im öffentlich rechtlichen Fernsehen zur besten Sendezeit Allerweltsprogramme ausgestrahlt werden“, ärgerte er sich. „Wir verlangen zur besten Sendezeit Qualitätsfilme, die Hintergründe aufzeigen.“ Dies werde auch von den Bürgerinnen und Bürgern erwartet.
Weiterhin forderte er eine unabhängige, kritische Forschung. Zu Themen wie Gentechnik, Strahlenwirkung von Handys aber auch Kraftwerken müssten unabhängigen Hochschulen forschen: „Wir brauchen eine Wissenschaft, die nicht der Wirtschaft verpflichtet ist, weil sie davon finanziert wird, sondern die der Gesellschaft verpflichtet ist.“
In einer anschließenden Gesprächsrunde, die vom SWR-Journalisten und Leiter der Umweltredaktion Werner Eckert moderiert wurde, gratulierte Umweltministerin Ulrike Höfken dem BUND Rheinland-Pfalz. Sie betonte die gemeinsamen Interessen und die gute Zusammenarbeit etwa im Bereich der Landwirtschaft und Gentechnik. „Die Grünen wären undenkbar ohne die Umweltverbände“, betonte sie.
Das Thema Windenergie wurde kontrovers diskutiert. BUND-Gründungsmitglied Karl Müller betonte: „Wir sind für regenerative Energien, wir sind aber auch dafür aufzuzeigen, wo die Grenzen der regenerativen Energien sind. Auch nachwachsende Rohstoffe wachsen nicht unendlich nach.“ Er kritisierte deutlich die Entscheidungen der Landesregierung, die Planung von Windkraftstandorten den Kommunen zu überlassen und forderte eine stärkere Lenkung. Dem stellte die Umweltministerin die große Bedeutung der Dezentralität bei der Energiewende entgegen. Sie betonte, dass es beim Windenergieausbau keine Schrankenlosigkeit gäbe.
Mit Maurice Wintz, dem Präsidenten von Alsace Nature, war ein Gast aus Frankreich mit auf dem Podium. Er betonte, dass die Energiewende nur mit großen Energieeinsparungen umsetzbar sei: „So lange wir als Hauptwert unserer Gesellschaft Wirtschaftswachstum in den Vordergrund setzten, geht das einfach nicht. Daran müssen wir arbeiten.“
Holger Schindler aus dem BUND Landesvorstand unterstützte ihn darin und betonte, dass es neben der Energiewende eine Wende in allen Lebensbereichen geben müsse, also auch eine Konsumwende, eine Verkehrswende, eine Ernährungswende.
Einig war man sich darin, dass die Einbeziehung der Jugend einen wichtigen Stellenwert habe, es aber nicht immer leicht sei, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in einen Verband wie den BUND einzubinden. Hier müsse der Verband noch an seiner Attraktivität für junge Menschen arbeiten.
Anlässlich des Jubiläums hat der Historiker Dr. Nils Franke die Geschichte des Verbands aufgearbeitet und seine Ergebnisse in einer DVD sowie einer Wanderausstellung dargestellt. In der kurzen Vorstellung seiner Arbeit betonte er: „Wir haben die bisher umfassendste Verbandsgeschichte eines Naturschutzverbandes in der Bundesrepublik Deutschland erarbeitet. Wir haben auch versucht, den historischen Diskurs an die aktuelle Diskussion anzuschließen.“
Die DVD kann über die BUND Landesgeschäftsstelle bezogen werden. Die meisten Inhalte der DVD stehen außerdem im Internet unter www.bund-rlp.de/jubilaeum.
Die Ausstellung wandert im Jubiläumsjahr durch Rheinland-Pfalz und wird jeweils mit Informationen über die örtlichen BUND Gruppe ergänzt. Bis zum 5. Mai 2013 ist sie im Naturhistorischen Museum in Mainz zu sehen. Danach wandert sie weiter nach in das Ämterhaus in Worms, wo sie voraussichtlich am 7. Mai 2013 eröffnet wird. Eine Terminübersicht zur Ausstellung und zu anderen Jubiläumsveranstaltungen finden Sie unter www.bund-rlp.de/jubilaeum.