„Insgesamt ist bei GRACE weder die nötige Unabhängigkeit noch eine ausreichende Transparenz gewährleistet. Die EU-Kommission hat hier Millionen an Forschungsgeldern vergeben, ohne die beteiligten Experten ausreichend auf mögliche Interessenkonflikte zu überprüfen. Im Ergebnis kann das Projekt dazu führen, dass die Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen falsch eingeschätzt und Gefahren für Mensch und Umwelt nicht rechtzeitig erkannt werden“, sagt Christoph Then von Testbiotech.
Ein großer Teil der Experten kann Organisationen und Netzwerken zugeordnet werden, die ganz oder teilweise von der Gentechnik-Industrie finanziert werden. Kritik äußert der Bericht insbesondere am Leiter des Projekts, Joachim Schiemann, der auch die Gentechnik-Abteilung am Julius Kühn-Institut leitet, einem Bundesforschungsinstitut des Landwirtschaftsministeriums (BMELV). Schiemann steht demnach im Zentrum eines Netzes von Industrieagenturen und internationalen Organisationen, die enge Verbindungen zur Gentechnik-Industrie pflegen und systematisch Einfluss auf Forschung und Behörden nehmen.
Die Kosten des Projekts, bei dem es um Risikoforschung an gentechnisch veränderten Pflanzen geht, belaufen sich auf mehr als 7,7 Millionen Euro, knapp sechs Millionen davon stammen aus Fördertöpfen der EU. Der Bericht zeigt, dass ein bestimmter Kreis von Personen, die der Gentechnik-Industrie nahestehen, seit Jahren von EU-Geldern für Risikoforschung profitiert und so auch ganz erheblichen Einfluss auf die Standards nimmt, nach denen die Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen bewertet werden. Nach Ansicht von Testbiotech dürfen öffentliche Gelder nur zur Förderung von Risikoforschung verwendet werden, wenn diese tatsächlich unabhängig von der Industrie ist.