Hall vergleicht die Situation mit der „Able Archer“-Übung der NATO 1983, wo die Sowjetunion – im Glauben, dass die Übung nur ein Deckmantel für tatsächliche Vorbereitungen eines Atomangriffes wäre – ihre atomaren Streitkräfte auf höchste Alarmstufe gesetzt hatten und sich auf einem Atomkrieg vorbereitete. „Die Schwäche der nuklearen ‚Abschreckung‘ zeigt sich in einer solchen Situation. Wir sind damals an einen Atomkrieg nur knapp vorbeigeschrammt“, sagt Hall. „Aus solch einer Situation kommt man nur heraus mit einer großen Portion Glück oder durch deutliche Deeskalationsschritte. Auf Glück würde ich jetzt nicht setzen wollen.“
Die IPPNW weist darauf hin, dass auch eine relativ „kleine“ Atomwaffe, wie sie Nordkorea vermutlich besitzt, Zehntausende von Menschen katastrophalem humanitären Leid aussetzen könnte, dem Mediziner und Katastrophenhelfer hilflos gegenüberstünden. Anfang März fand in Oslo eine Konferenz zum Thema Katastrophenschutz und humanitäre Hilfe bei einem Atomwaffeneinsatz statt. Die 127 Teilnehmerstaaten kamen einhellig zu dem Schluss, dass keine adäquate humanitäre Hilfe möglich wäre. Daher müsste solch ein Einsatz verhindert werden – was langfristig nur durch die Abschaffung aller Atomwaffen garantiert werden könne, so der Ärzteorganisation. Die IPPNW mahnt: „Kurzfristig haben die aktuellen Konfliktparteien die Verantwortung gegenüber den Menschen in Nordostasien, alles Menschenmögliche zu unternehmen, um Frieden auf der koreanischen Halbinsel herzustellen. Längerfristig tragen aber alle Staaten die Verantwortung dafür, dass es nie wieder zu einem Atomkrieg kommt.“
Kontakt: Xanthe Hall, Abrüstungsreferentin, Mobil: 0171-4358404