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Normales wird zur Belastungsprobe
Einen Krebspatienten zu Hause zu pflegen ist wesentlich schwieriger, als die heimischen Pfleger zunächst annehmen. So gilt es beispielsweise die Erkrankten nicht nur nach den Behandlungen oder dazwischen zu pflegen, denn in der Regel wird daraus eine 24-Stunden-Betreuung. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Betroffenen so stark von der Krankheit befallen sind, dass sie nicht mehr geheilt werden können. Somit fallen selbst ganz normale Tätigkeiten, wie etwa das Waschen und die Gänge zur Toilette auf den Pfleger zurück.
Durch Pflege selbst erkranken
Dabei wurde jetzt festgestellt, dass das Pflegen von Krebskranken einen gesunden Menschen fast so belastet, als wenn dieser selbst beispielsweise an Hepatitis C erkrankt. Diese Tatsache hat das Forscherteam um Dr. Isabelle Gilloteau von Bristol Myers Squibb herausgefunden.
Um zu diesem erstaunlichen Ergebnis zu gelangen, hatten die Forscher fast 58.000 Europäer befragt, die alle in ihren eigenen vier Wänden einen Patienten, der unter Krebs leidet, pflegten. Daraus konnten die Forscher folgern, dass zumeist viele Pflegenden selbst Patienten werden, da die starke Belastung einen Menschen deutlich schwächt. Dies führt wiederum dazu, dass die Pfleger zumeist einen schlechteren körperlichen und seelischen Zustand aufweisen, als das bei Personen der Fall ist, die keinen Erkrankten pflegen.
Die Studie konnte ebenfalls nachweisen, dass Pflegende einem doppelt so hohen Risiko ausgesetzt sind, um an Depressionen zu leiden. Und auch für weitere Erkrankungen sind sie weitaus anfälliger. So sind heimische Pfleger einer um 50 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit ausgesetzt, um selbst beispielsweise an Angstzuständen und Schlaflosigkeit zu erkranken. Das Risiko einer möglichen Einweisung ins Krankenhaus ist ebenfalls doppelt so hoch.
Die Kosten der heimischen Pflege
Zu ihrer Studie erklärt die Forscherin, wie wichtig es ist, die Belastungen, denen die heimischen Pfleger ausgesetzt sind, ernst zu nehmen. Dabei weist sie jedoch nicht nur auf deren eigenes Wohlbefinden hin, sondern ebenfalls auf die Hochwertigkeit der Betreuung der Patienten. Und auf die weiteren Belastungen, die deshalb auf die allgemeine Gesellschaft zukommen.
Immerhin hat Dr. Ramon Luengo-Fernandes, von der Oxford-Universität festgestellt, dass innerhalb Deutschlands die Versorgung der Schwerstkranken am teuersten ausfällt. Dennoch zeigt die Studie auf, wie wichtig es ist, pflegende Angehörige zu unterstützen. So haben diese beispielsweise einen Anspruch auf Pflegeberatung, der sogar gesetzlich verankert ist. Dazu gibt es ein regelrechtes Netzwerk von hilfreichen Optionen, das unter anderem den Hausarzt ebenso beinhaltet, wie einen Pflegedienst und die Apotheke.