DIE Internet-Zeitung
„Mittäterschaft“: Die Dimensionen des neuen V-Mann-Skandals in Thüringen

V-Mann-Skandal in Thüringen | So war es wirklich!

Am

Der Thüringer Inlandsgeheimdienst „Landesamt für Verfassungsschutz“ ist offenbar in den aktiven Angriff auf das Verfassungsorgan Landesparlament, den Thüringer Landtag, beteiligt gewesen. Hier geht es also nicht mehr nur um Einzelaktionen bis hin zum Bespitzeln von Abgeordneten, sondern um viel mehr. Die Anwerbung des V-Mannes Kai-Uwe Trinkaus erfolgte erst nach Konsultationen des damaligen Thüringer Verfassungsschutzpräsidenten Thomas Sippel mit dem seinerzeit amtierenden CDU-Innenminister Karl-Heinz Gasser. Derselbe Gasser hatte Jahre vorher als Anwalt und vom Thüringer Innenministerium beauftragter externer Prüfer die Zustände im „Landesamt für Verfassungsschutz“ begutachtet und einen als Verschlusssache klassifizierten „Untersuchungsbericht über in den Medien dargestellte Vorgänge in dem Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz und deren Auswirkung auf die Funktionsweise des Amtes“ vorgelegt. In diesem seitdem als „Gasser-Bericht“ bezeichneten Dokument waren Anwerbungen wie die von Trinkaus – also von Führungspersonal der Neonazi-Szene – als schwere Verstöße des Geheimdienstes gegen eigene Regeln bezeichnet worden.


Ab dem Zeitpunkt der Anwerbung von Trinkaus müssen sich also der damalige Präsident des „Landesamtes für Verfassungsschutz“ und der damals amtierende Thüringer Innenminister alles das zurechnen lassen, was inzwischen in Medienberichten über die dann folgenden Umtriebe des in Personalunion als V-Mann und Neonazi-Funktionär tätigen Trinkaus berichtet worden ist, darunter die Einschleussung eines Spitzels in die Thüringer Linksfraktion.

„Da wird Mitwisserschaft zur Mittäterschaft“, kommentiert Bodo Ramelow, der Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag. Das Verfassungsorgan Landesparlament sei durch das Landesamt, das den Auftrag „Schutz der Verfassung“ ausdrücklich im Namen führe, nicht geschützt worden – im Gegenteil.

Rückblick :depth: 1

  • Ins Visier der von Kai-Uwe Trinkaus (NPD, DVU, Pro Erfurt) betriebenen, z.T. aggressiven und zielgerichtete Denunziation gerieten demokratische Organisationen (B90/Grüne, CDU, DGB, DIE LINKE, Jusos, SPD, verdi, …), Abgeordnete und PolitikerInnen unterschiedlicher demokratischer Parteien aus dem Thüringer Landtag sowie dem Bundestag (Matthias Bärwolff, Volker Beck, Susanne Hennig, Knut Korschewsky, Renate Künast, Frank Kuschel, Brigit Pelke, Egon Primas, Christine Scheel, …).
  • Gegen Hennig, Korschewsky und Kuschel setzte Trinkaus besonders perfide Methoden der öffentlichen Denunziation und Verleumdung ein. Diese Aktionen wurden nach seiner Verpflichtung als V-Mann unternommen.
  • Einen Monat nach seiner durch das TLfV bestätigten Verpflichtung als V-Mann des Thüringer Verfassungsschutzes übernahm Trinkaus den Vorsitz des NPD-Kreisverbandes Erfurt-Sömmerda.
  • Unter Trinkaus stieg die Aktivität der Erfurter NPD ab 2007 stark an und ließ nach seinem Rauswurf aus der Partei nach.
  • Trinkaus setzte während seiner Zeit als Spitzel und Erfurter NPD-Vorsitzender auf eine enge Kooperation der NPD mit den militanten „Freien Kameradschaften“ und mit dem gewalttätigen Hooligan-Milieu.
  • Das Einschleusen eines Nazi-Spitzels in die Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag war eine Attacke auf gewählte, demokratische Abgeordnete und das Parlament als Ganzes.
  • Durch den Aufbau eigener Vereine, das Eintreten in bestehende Vereine sowie vielfältige Störaktionen bei Veranstaltungen, Kundgebungen, … setzte Trinkaus zivilgesellschaftliche Akteure z.T. massiv unter Druck.

2006

  1. Mai ´06 Erster Kontakt zwischen Kai-Uwe Trinkaus und dem Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz (TLfV). Trinkaus sagt, er sei vom Amt angesprochen worden. Das TLfV behauptet, Trinkaus sei als „Selbstanbieter“ vorstellig geworden. Er gibt an, über mehrere Jahre 1.000 Euro pro Monate erhalten zu haben, außerdem ein Handy sowie eine vierstellige „Abfindungsprämie“. Das TLfV räumt ein, insgesamt 14.700 Euro an Trinkaus gezahlt zu haben. TLfV, 05.12.2012 / MDR, 05.12.2012
  1. Dezember ´06 Trinkaus ist stellvertretender Vorsitzer und Schatzmeister des Nazi-Vereins „Schöner Leben in Erfurt e.V.“. Vereinsadresse wird die Erfurter Liebknechtstraße 31. MDR, 01.08.2007 / Thüringer Landtag, Drs. 4/3203

2007

Januar ´07 Trinkaus wird in den Vorstand des „Bismarkturm Erfurt 1900 e.V.“ gewählt. Auf der Website des Vereins wird er 2007 namentlich als Kontaktperson zum Verein aufgeführt. MDR, 01.08.2007 / www.bismarcktuerme.de (Stand: 06.07.2007)

  1. Januar ´07 Der damalige Chef des TLfV Thomas Sippel informiert Thüringens damaligen Innenminister Karl Heinz Gasser (CDU) über die Spitzeltätigkeit von Trinkaus. Wendet man Gassers Kritik von 2000 aus dem „Gasser-Bericht“ an der fehlenden Fachaufsicht bei der Führung von V-Leuten und an der Anwerbung führender Neonazis auf den Fall Trinkaus unter Gassers Verantwortung an, hätte Trinkaus nicht geführt werden dürfen. Junge Welt, 7.12.2012

2007 Trinkaus war Leiter der Jugendgruppe des „Bund der Vertriebenen Erfurt“. MDR, 01.08.2007

  1. März ´07 Laut TLfV wurde Trinkaus am 8. März 2007 als V-Mann verpflichtet. Mit der Führung Trinkaus als V-Mann dürfte das TLfV gegen die am 04.12.2000 durch Sippel erlassene Hausverfügung Nr. 1/2000 verstoßen haben. Danach sei bei der „Führung von Vertrauensleuten (VM). darauf zu achten, dass der VM weder die Zielsetzung noch die Aktivitäten eines Beobachtungsobjekts entscheidend bestimmt“. MDR, 06.12.2012 / TLfV: Hausverfügung, Nr. 1 / 2000
  1. April ´07 Trinkaus übernimmt den Vorsitz des NPD-Kreisverbandes Erfurt-Sömmerda. Er ist zu dem Zeitpunkt seit über einem Jahr NPD-Mitglied (angeblich seit 2005). Die Geschäftsstelle der NPD befindet sich in der Erfurter Liebknechtstraße 31. Blick nach rechts, Meldung 4_2007 / Thüringer Landtag Drs. 4/3203 / MDR, 5.12.2012

Frühjahr ´07 Trinkaus tritt als Beisitzer in den Verein „Westliches Wachhaus e.V.“ ein. MDR, 01.08.2007

  1. Mai ´07 Nazis überfallen im Bahnhof Erfurt einen Fotografen der TLZ und rauben seine Kamera. Trinkaus behauptet, das TLfV habe ihn beauftragt, die Fotos von der Kamera, die in der Nazi-Szene kursierten, zu besorgen. MDR, 05.12.2007
  1. Mai ´07 Die NPD, unter ihnen Trinkaus, marschiert mit einem Transparent („Redet nicht über uns sondern mit uns“) vor dem Thüringer Landtag auf, um gegen eine Tagung der SPD gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren. www.npd-erfurt.de (Stand: 22.05.2007) / Der rechte Rand, Nr. 107/2007
  1. Mai ´07 Die Zeitschrift „Stern“ und später die „Südthüringer Zeitung“ berichteten auf Grundlage von Falschbehauptungen Trinkaus, in Thüringen gebe es eine „Braun-rote Kungelei“ zwischen NPD und DIE LINKE. Trinkaus wird als vermeintlicher „Unterhändler“ bezeichnet, der mit dem Vorsitzenden der Partei DIE LINKE Knut Korschewsky am 27. März 2007 angeblich über politische Gemeinsamkeiten gesprochen haben soll. Die Behauptungen sind völlig falsch und wurden gerichtlich untersagt. Am 10. April 2007 informiert DIE LINKE Thüringen in einer Pressemitteilung über die Falschbehauptungen der NPD und kündigt eine Unterlassungsverfügung an. Nachdem der Bericht im „Stern“ erschienen ist, erklärt DIE LINKE in einer weiteren Pressemitteilung, dass es keine Verhandlungen mit der NPD gegeben habe. DIE LINKE Thüringen
  1. Juni ´07 Trinkaus besucht mit zwei weiteren „Vertretern“ der NPD am „Tag der offenen Tür“ den Thüringer Landtag. Er lässt sich demonstrativ auf dem Sitz im Plenarsaal der Abgeordneten Susanne Hennig (DIE LINKE) mit einem mitgebrachten Schild „NPD“ fotografieren. Auch der Platz des LINKEN-Abgeordneten Matthias Bärwolff, mit dem Hennig das offene Jugendbüro RedRoXX betreibt, wird durch die NPD in Beschlag genommen. Die NPD´ler versuchten auch, den Flur der LINKEN-Fraktion zu betreten. Die Landesregierung vermerkt die Störung in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der LINKEN. www.npd-erfurt.de (Stand: 13.06.2007) / DIE LINKE Thüringen / Thüringer Landtag, Drs. 4/3286
  1. Juni ´07 Trinkaus schickt der Thüringer Landtagsabgeordneten der LINKEN Susanne Hennig eine Email und mit einer Einladung zum Kaffe-Trinken, um „aus erster Hand über Rechtsextremismus (zu) informieren“. Kopie der Email / DIE LINKE Thüringen
  1. Juni ´07 An einer Sondersitzung des Thüringer Landtages nahmen u.a. die Neonazis Trinkaus, Patrick Paul und Patrick Wieschke als Zuschauer auf der Tribüne teil. DIE LINKE Thüringen

23. Juni ´07 Die Landtagsabgeordnete Susanne Hennig (DIE LINKE) erstattet gegen Trinkaus Anzeige wegen Beleidigung. Ende Juli berichtet die TA darüber. TA, 31.07.2007 / DIE LINKE Thüringen Juni ´07 Trinkaus läßt per Boten Blumen für „Fr. Susanne Hennig MdL Linkspartei“ in den Thüringer Landtag bringen. Eine handschriftliche Karte von ihm ist beigefügt. Er kündigt weitere Blumensendungen an, bis die Abgeordnete mit ihm rede. Kopie der Karte / DIE LINKE Thüringen

  1. Juni ´07 Die Abgeordnete des Thüringer Landtages Susanne Hennig erstattet Anzeige gegen Trinkaus wegen Beleidigung. Gegen ein Urteil des Amtsgerichts Erfurt aus dem Mai 2010 legte Trinkaus Berufung ein. Das Verfahren ist bis heute nicht rechtskräftig beendet. DIE LINKE Thüringen
  1. Juni ´07 Offizielle Eröffnung eines „Bürgerbüros“ der NPD in Erfurt Polizei Erfurt
  1. Juli ´07 Vor einer Betriebsräte-Konferenz der Bundestagsfraktion DIE LINKE im Erfurt Radisson-Hotel marschierte die NPD, u.a. Trinkaus, auf. In einer Mitteilung erwähnt die NPD einzig die Landtagsabgeordnete Hennig namentlich als Gegendemonstrantin. Mehrere Menschen, unter anderem der Mitarbeiter des DGB Sandro Witt, setzten sich aus Protest mit Schildern vor die Nazi-Kundgebung. Auf ihrer Website veröffentlichte die Partei Fotos, auf denen sich Trinkaus kurzfristig neben die Demokraten gesetzt hatte. Titel des Fotos: „DGB-Jugend und NPD Seit an Seit...“ Der DGB geht über einen Anwalt gegen die NPD vor, die das Bild von ihrer Website löschen muss. www.npd-erfurt.de (Stand: 06.07.2007) / DGB Thüringen
  1. Juli ´07 Trinkaus fotografierte heimlich den Landtagsabgeordneten Matthias Bärwolff und sein Fahrzeug. Pressemitteilung, RedRoXX, 08.07.2007
  1. Juli ´07 Eine Gruppe von Neonazis, unter denen sich Trinkaus sowie vermumte Personen befanden, versuchen eine Kundgebung gegen Rechtsextremimus in Arnstadt anzugreifen. Die Polizei kann den Angriff stoppen. AGST, 08.07.2007
  1. Juli ´07 Trinkaus ist Vorstandsmitglied des BdV Erfurt. Wie er Vorstandsmitglied wurde, sei ungeklärt. Der Verband fürchtet eine gezielte Unterwanderung durch Neonazis. Die NPD wollte die Geschäftsstelle des BdV als Büro nutzen, eine Veranstaltung habe 2007 nach eigenen Angaben dort stattgefunden. Der Landesvorstand des BdV übernahm die Geschäfte des Kreisverbandes und tauschte Schlösser des Büros aus. Die NPD behauptet, nach dem Rauswurf sei die Geschäftstelle des BdV in der Liebknechtstraße in den Räumen der NPD. TLZ, 11.07.2007 / Pressemitteilung Fraktion DIE LINKE, 15.06.2007
  1. Juli ´07 Die NPD Erfurt bietet dem CDU Landtagsabgeordneten Egon Primas Unterstützung bei seiner Arbeit im „Bund der Vertriebenen“ an. Primas hatte sich zuvor gegen die NPD´ler im BdV gewehrt. In der TA distanziert sich Primas deutlich von den NPD´lern in dem Verband und kündigt eine Umstrukturierung und Neuwahlen für den Vorstand an. www.npd-erfurt.de (Stand: 11.07.2007) / TA, 11.07.2007
  1. Juli ´07 In einer Pressemitteilung beleidigt Trinkaus den Landtagsabgeordneten Egon Primas (CDU) wegen dessen Vorgehen gegen Nazis im Thüringer BdV. www.npd-erfurt.de (28.07.2007)
  1. August ´07 Der MDR berichtet, die Bewährungshilfe Erfurt habe einen Verurteilten zur Ableistung von gemeinnützigen Arbeitsstunden zu dem Verein „Alleinerziehende in Not e.V.“ vermittelt. Vorsitzender war der damalige NPD-Vorsitzende von Erfurt Kai-Uwe Trinkaus. Die Vereinsadresse war identisch mit der öffentlichen Büroadresse der NPD. Für das TLfV erklärte Thomas Sippe, der Vorgang sei dem Amt nicht bekannt gewesen. Auch zwei weitere verturteilte Schläger sollen in den Vereinen Trinkaus ihre Arbeitsstunden abgeleistet haben, berichtet der MDR. MDR, 01.08.2007 / MDR, 5.12.2012
  1. August ´07 Mitglieder der NPD Erfurt versuchen, an einer Pressekonferenz der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag des Abgeordneten Bärwolff teilzunehmen. Sie werden an der Pforte abgewiesen. www.npd-erfurt.de (Stand: 04.09.2007)
  1. August ´07 Die Landesregierung beantwortet eine Anfrage der LINKEN zu den Aktivitäten von Trinkaus in mehreren Vereinen denkbar knapp und lückenhaft und weist darauf hin, dass sie davon absieht Fragen zu beantworten, die „auf die Ausforschung des Kenntnisstandes der Sicherheitsbehörden und insbesondere des Thüringer Landesamtes für Verfassungsschutz gerichtet“ seien. Thüringer Landtag, Drs. 3254

Ende August ´07 Der 21 jährige Rechtsextreme Andy Freitag hat sich über ein Mentoring-Programm kurzzeitig und unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in die Fraktion DIE LINKE eingeschlichen. Bei dem Abgeordneten Frank Kuschel war er Praktikant. Freitag war zu der Zeit Schatzmeister des Nazivereins von Trinkaus „Alleinerziehende in Not e.V.“ und Gründer eines Sportvereins für Rechtsextreme. Die NPD bezeichnet Freitag später als „Gastmitglied“ der SPD und als einen „der aktivsten Mitglieder der Erfurter Jusos“. Seine Tätigkeit als Praktikant in der LINKEN-Fraktion sei von der NPD „langfristig vorbereitet“ gewesen, Trinkaus sprach von einem dreiviertel Jahr. Als Mitglied des Innenausschusses des Landestages sei der Abgeordnete Kuschel ausgewählt worden. Die NPD teilte mit, auch in anderen demokratischen Organisationen als der SPD und der LINKEN seien zwei „weitere nationale Jugendliche“ aktiv geworden. Eine Praktikantin schickte er zu der Gewerkschaft ver.di. Freitag wurde umgehend gekündigt. Später erschien Freitag in Begleitung von Trinkaus im Landtag und forderte eine Fortsetzung des Praktikums. Im Anschluss hielt er dem Abgeordneten Kuschel zu Unrecht Straftaten vor. Die Jusos warfen ihn aus dem Verband. Trinkaus sagt heute, sein V-Mannführer im TLfV habe von der geplanten Einschleusung gewußt und ihn sogar bestärkt. www.npd-erfurt.de (Stand: 04.09.2007) / OVZ, 31.08.2007 / MDR, 30.08.2007 / TA, 29.08.2007 / OTZ / 29.08.2007 / STZ, 29.08.2007 / MDR, 5.12.2012 / Der rechte Rand, Nr. 111/2008

Ende August ´07 Der Verein „Westliches Wachhaus e.V.“ hat Trinkaus auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung als dem Vorstand und als Mitglied ausgeschlossen. TA, 30.08.2007

August / September ´07 Trinkaus wird als Redakteur der Erfurter Nazi-Zeitung „Bürgerstimme“ genannt. Bürgerstimme, Nr. 4/2007

September ´07 Das TLfV behauptet, es habe Trinkaus im September 2007 „abgeschaltet“. Er habe in seiner Zeit als V-Mann „mehrere Tausend Euro“ erhalten. Es gab jedoch „weitere Kontaktaufnahmen“ durch Trinkaus, das TLfV habe sein „Ansinnen“ abgelehnt, wieder als V-Mann zu arbeiten. Er habe weiter Informationen angeboten, sie seien nicht mehr honoriert worden. Pressemitteilung des TLfV, 05.12.2012

  1. September ´07 Der Landtagsabgeordnete Kuschel hat angesichts der haltlosen Vorwürfe der NPD im Zusammenhang mit der Kündigung von Andy Freitag Anzeige wegen Verleumdung und Vortäuschung einer Straftat erstattet sowie eine Unterlassungsverfügung auf den Weg gebracht. Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag, Pressemitteilung, 03.09.2007
  1. September ´07 Trinkaus und Andy Freitag (Vorsitzender des Nazi-Sportvereins „SV Vorwärts“, u.a. für Kampfsport) wollen an einer Tagung des Erfurter Sportbundes , die von der SPD-Landtagsabgeordneten und Vizepräsidentin des Thüringer Landtages Birgit Pelke geleitet wurde, zu Strategien gegen Rechtsextremismus im Sport teilnehmen. Mit Hilfe der Polizei verschafften sie sich Zugang zu der Veranstaltung, die dann aufgrund ihrer Teilnahme abgebrochen wird. TLZ, 08.09.2007 / TA 08.10.2007
  1. September ´07 An einer Kundgebung des „Bürgerrats Wiesenhügel / Herrenberg“ auf dem Erfurter Fischmarkt nahm Trinkaus teil, der Nazi-Aktivist Patrick Paul trat als Redner auf. Weitere Nazis aus dem Umfeld von Trinkaus nahmen teil. In einem Mitteilungsblatt des „Bürgerrats“ wurde eine Anzeige für das Erfurter Naziblatt „Bürgerstimme“ veröffentlicht. antifachistische koordination erfurt / Bürgerbüro Frank Spieht (MdB) / RedRoXX: Bürgerrat enttarnen, Februar 2008
  2. September ´07 Mehrfach störten Neonazis, unter ihnen auch Trinkaus, die „Donnerstags-Demo“ auf dem Erfurter Anger, u.a. am 20.09.2007. Dabei wurde durch Neonazis immer wieder Gewalt angewendet. Pressemitteilung „Bündnis für soziale Gerechtigkeit“, 21.09.2007

25. September ´07 Trinkaus nahm gegen den Willen der Veranstalter mit weiteren Rechtsextremen (NPD, JN, „Freie Kräfte“, rechte Hooligans) an der Donnerstagsdemonstration des Erfurter Bündisses für soziale Gerechtigkleit Sozialbündnisses teil. Bereits in den Wochen zuvor versuchten mehrfach Rechtsextreme an der Versammlung teilzunehmen. Mobit-Chronik Herbst ´07 Das Haus in der Erfurter Liebknechtstraße, in dem sich das Bürgerbüro der NPD sowie diverse Vereinräume und die Wohnung von Trinkaus befinden, steht unter Zwangsverwaltung. MDR, 01.08.2008

  1. Oktober ´07 Die NPD Erfurt veröffentlicht auf ihrer Website die Namen von elf Personen incl. ihrer vollständigen Adressen, die angeblich an einem „Überfall“ auf Treffpunkt von Neonazis in der Erfurter Liebknechtstraße beteiligt gewesen sein sollen. 2007 sagte er, er habe die Namen aufgrund „guter Beziehungen in dieser Stadt“ bekommen. Nun (05.12.2012, MDR) teilt Trinkaus mit, er habe die Namensliste von seinem „V-Mannführer“ beim TLfV erhalten. Bis heute haben die Behörden offiziell nicht klären können, auf welchem Weg die Personendaten zur NPD gelangten. www.npd-erfurt.de (Stand: 10.10.2007) / MDR, 5.12.2012 / TLZ 13.10.2007 / Kontraste, RBB, 22.11.2007
  1. Oktober ´07 An der Kundgebung der Bürgerinitiative „Der Wiesenhügel muss leben“ beteiligten sich mehrere Rechtsexreme, u.a. Trinkaus Mobit-Chronik

Oktober ´07 Die NPD Erfurt veröffentlichte auf ihrer Internetseite Fotos und Grußworte von drei Bundestagsabgeordneten (Renate Künast, Christine Scheel, Volker Beck) der Grünen, die von dem Nazi-Sportverein „SV Vorwärts Erfurt“ angeschrieben und um Unterstützung gebeten worden waren. Über den Hintergrund des Vereins aufgeklärt, setzten die Abgeordneten die Entfernung der Fotos und Grußworte durch. TA, 26.10.2007

  1. November ´07 Zwei Rechtsextreme, u.a. Trinkaus, versuchen Zutritt zur Podiumsdiskussion „Kampf gegen Rechtsextremismus - Was können Bürgerbündnisse leisten?“ in Erfurt zu erlangen. Ihnen wird der Zutritt verweigert. Mobit-Chronik
  1. November ´07 Erfurter Neonazis provozieren bei einer Veranstaltung zum Gedenken an die Opfer des faschistischen Terrors gegen Jüdinnen und Juden am 9. November 1938. Gewerkschaften, Verbände, AntifaschistInnen und Parteien (B90/Grüne, CDU, DIE LINKE, SPD) waren mit Infoständen präsent. „Gemeinsam mit Nazis? Niemals!“, antifaschistische koordination erfurt, 9.11.2007
  1. November ´07 Die NPD richtet über ihren nur auf dem Papier existierenden Verein „RechtsroXX“ und mit vermeintlicher Unterstützung von „No-Bit“ eine „Aussteiger-Hotline“ für „Linksextremisten“ ein. Der Vereinsname „RechtsroXX“ ist eine Anspielung auf das Wahlkreis- und Jugendbüro der beiden Abgeordneten Bärwolff und Hennig „RedRoXX“, der Name „No-Bit“ ist eine Anspielung auf die Beratung für Demokratie und gegen Rechtsextremismus „Mobit“ www.npd-erfurt.de (Stand: 18.11.2007)
  1. Dezember ´07 Trinkaus initiierte bereits im September 2007 einen „Freundeskreis Westliches Wachhaus – Wachhäuschenverein e.V.“ und erwarb „mehrere Dutzend“ Bastelbögen zur Unterstützung des offiziellen „Vereins Westliches Wachhaus“. Er sei vom Vorsitzenden des Vereins um finanzielle Unterstützung gebeten worden, behauptet Trinkaus. www.npd-erfurt.de (Stand: 07.12.2007) / www.npd-erfurt.de (Stand: 04.09.2007)
  1. Dezember ´07 Im Namen des Vereins „Pro Kid e.V.“ geht der Vereinsvorsitzende Trinkaus auf Spendenwerbung für „Alleinerziehende in Not“ Schreiben von Pro Kid e.V., 12.12.2007

2007/2008 Das „Informationsblatt des Bürgerrates“ Erfurt wird von www.npderfurt.de und www.domplatz.info unterstützt (www.npderfurt.de ist bis heute im Besitz von Trinkaus und leitet auf „Pro Erfurt“ um). Der „Bürgerrat“ pflegte engen Kontakt zu Trinkaus Verein „Schöner Leben in Erfurt“. „Informationsblatt des Bürgerrates“ Nr. 2/3 (2007/2008) / TA, 15.09.2007

Ende 2007 Die Erfurter Polizei resümiert rückblickend auf Aktivitäten von NPD und Rechtsextremen in Erfurt für das Jahr 2007 (also die Zeit unter Trinkaus): „Tendenz: verstärkte Bemühungen im Bereich Versammlungs- und Demonstrationsgeschehen“ sowie „Zunehmende Professionalisierung und Verflechtung innerhalb rechter Szene (Neonazis und NPD).“ Ausdrücklich führt die Polizei Erfurt die Präsenz von Trinkaus beim „Tag der offenen Tür“ im Landtag auf Plätzen von Abgeordneten auf.

2008

  1. Januar ´08 Die NPD Erfurt-Sömmerda bestätigt Trinkaus als Vorsitzenden. Mobit-Chronik
  2. Januar ´08 Die NPD Erfurt plädiert für eine enge Kooperation mit den militanten „Autonomen Nationalisten“ und konstatiert für 2007 eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit dieser Strömung der Nazi-Szene. www.npd-erfurt.de (Stand: 15.01.2008)
  1. Januar ´08 Die NPD Erfurt ist unter einer neuen Webadresse zu erreichen. Offenbar hat der Landesvorstand die alte Domain aufgrund von Veröffentlichungen Trinkaus zur Rolle autonomer Nationalisten gesperrt. Mobit-Chronik
  1. Januar ´08 Trinkaus beschwert sich im Internet, dass er von einer Diskussionsveranstaltung in einer Schule ausgeladen wurde und bei einem Besuch der Schule Hausverbot erhielt. Zu der Diskussion war auch eine Landtagsabgeordnete der CDU eingeladen. Mobit-Chronik

Februar ´08 Trinkaus gründet die „Bürgerinitiative Kinderspielplatz Hirschgarten“ Website von „Pro Erfurt“ (02.08.2008)

  1. Februar ´08 Die NPD Erfurt veröffentlicht ein großformatiges Foto der Abgeordneten Susanne Hennig (DIE LINKE) auf ihrer Website. Titel: „Nur Mut. Bei uns kann fast jeder Mitglied werden“ sowie „Plakat zu unserer Werbekampagne 2008“. Das Foto wurde illegal von der Website der Abgeordneten herunterkopiert. Gegen die Veröffentlichung und Verunglimpfung wehrte sich Hennig erfolgreich mit einer einstweiligen Verfügung. Die NPD entfernte das Bild. www.npd-erfurt.de (Stand: 17.02.2008) / DIE LINKE Thüringen
  1. April ´08 Auf dem Landesparteitag der NPD Thüringen unterliegt Trinkaus bei der Wahl zum Vorsitzenden nur knapp Frank Schwerdt. Vorausgegangen war eine lange Auseinandersetzung in der Partei zwischen zwei konkurrierenden Flügeln. Der Neonazi Thorsten Heise stützte Trinkaus. TA, 04.04.2008 / junge Welt, 11.07.2008
  1. Mai ´08 Mitglieder der NPD provozierten beim „Israel-Tag“ der „Deutsch-Israelische Gesellschaft Erfurt“. Etwa 20 Neonazis, darunter Trinkaus, verteilen NPD-Flugblätter. Mobit-Chronik
  1. Juni ´08 Gründung von „Pro Erfurt“ und „Pro Thüringen“ führend durch Trinkaus. Thüringer Verfassungsschutzbericht 2008

Juli ´08 Die NPD Thüringen wirft den Erfurter Kreisvorsitzenden der Partei Trinkaus und ihren Kreisschatzmeister Förster wegen „parteischädigendem Verhalten“ aus der Partei. Grund ist der Aufbau der konkurrierenden Organisation „Pro Erfurt“ und „Pro Thüringen“. Trinkaus entzog dem Landesverband den Zugriff auf die Website der Erfurter NPD, die nun unter dem Namen „Nationale Plattform Deutscher Erfurter“ firmiert. Trinkaus wirft der NPD-Führung u.a. vor, sich von militanten „Autonomen Nationalisten“ distanziert zu haben. Junge Welt, 11.07.2008

Juli ´08 Von Juli bis November 2008 veröffentlicht „Pro Erfurt“ zahlreiche Kommentare zur Erfurter Kommunalpolitik. Der Verein bereitet sich offenbar auf eine Kandidatur zum Erfurter Stadtrat 2009 vor, tritt dann aber nicht an. Auf einem Flugblatt (August 2008) wirbt der Verein sogar bereits um Stimmen für Trinkaus und Isabell Pohl sowie für eine Mitgliedschaft in dem Verein. Website von „Pro Erfurt“ (Juli – November 2008)

02.09.´08 Bei NPD Veranstaltungen sind auch Mitglieder der Hooligan-Gruppe „KEF“ anwesend. Thüringer Landtag, Drs. 4/4407

04.09.´08 Aktive der Hooligan-Gruppe „Inferno Windisch“ gehören teils der Erfurter NPD und JN an Thüringer Landtag, Drs. 4/4414

2009

  1. April ´09 Anhänger des ehemaligen NPD-Kreisvorsitzenden Tommy Frenck verteilen in Hildburghausen Flublätter. Die Aktion fand gemeinsam mit Trinkaus statt. Mobit-Chronik

5. September ´09 Die Neugründung des DVU-Kreisverband Kyffhäuserkreis wurde mit maßgeblicher Unterstützung des Erfurter Kreisverbandes vollzogen, in dem Trinkaus aktiv ist. Mobit-Chronik Dezember ´09 Trinkaus wird zum Thüringer Landesvorsitzenden der „Deutschen Volksunion“ gewählt, vor allem im ersten Halbjahr 2010 entfaltet er einige Aktivitäten. Er opponiert gegen die Fusion der Partei mit der NPD. u.a. Blick nach rechts, 14.12.2009

2010

2010 Nach Angaben von Trinkaus, sei er erst 2010 vom TLfV „abgeschaltet“ worden. MDR, 05.12.2012

  1. Februar ´10 / 24. Juli ´10 Trinkaus unterstützte Aktionen des „Bündnis Zukunft Hildburghausen“ um Tommy Frenck (Ex-NPD) in Hildburghausen. Thüringer Verfassungsschutzbericht 2010

2011

September ´11 Bei der Neuwahl des Vorstandes von „Pro Erfurt“ wird Trinkaus zum Vorsitzenden gewählt. Die Vorstandsmitglieder sind einschlägig bekannt. www.proerfurt.de / TLfV

  1. Oktober ´11 Etwa 20 Nazis, unter ihnen Trinkaus und weitere Funktionäre von „Pro Erfurt“ stören den Bundesparteitag der Partei DIE LINKE in Erfurt auf der Messe. DIE LINKE Thüringen

2012

  1. Halbjahr ´12 Trinkaus wird als Vorsitzender von „Pro Erfurt“ durch Christoph Pilch abgelöst. Trinkaus ist bis heute Beisitzer und Pressesprecher im Vorstand, der durch bekannte Neonazis besetzt ist. Ende 2011 hatte er den Verein reaktiviert. Erfolglos wollte „Pro Erfurt“ zu den Oberbürgermeisterwahlen im April 2012 antreten, scheiterte aber an den notwendigen Unterstützungsunterschriften. www.proef.speicher18.de
  1. Juni ´12 Trinkaus ist bis heute Domaininhaber von www.speicher18.de. Auf diesem Server liegen die Seiten von „Pro Erfurt“. Die Seite ist auf eine Adresse in Friedersdorf registriert. denic.de (Stand: 05.12.2012)
  2. Oktober ´12 Trinkaus nimmt aus Sorge um Enttarnung Kontakt zum TLfV auf. MDR, 06.12.2012

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