WWF stellt Vorschlag für ein zukunftsfähiges Strommarktmodell zur Diskussion
Aktuell wird intensiv über verschiedene Strommarktmodelle debattiert. Der von Öko-Institut, LBD und Raue erarbeitete Vorschlag der so genannten "Fokussierten Kapazitätsmarkte", setzt auf zielgenaue und wettbewerbliche Problemlösungen für Bestandsanlagen und den Neubau von Kraftwerken. "Das Modell gewährleistet Versorgungssicherheit, ist sozial verträglich, weil die Kosten für die Verbraucher minimiert werden, sichert die Übereinstimmung mit den klimapolitischen Zielen und schafft Voraussetzungen für eine wirkliche Marktintegration erneuerbarer Energien auf mittlere Frist", so Regine Günther.
Der Vorschlag sieht vor, dass im Bereich der Bestandskraftwerke nur Kraftwerke in den Genuss einer Kapazitätszahlung kommen, die stilllegungsbedroht sind. Dies wird anhand von speziell definierten Kriterien gewährleistet. Günther betont: "Es geht nicht um eine pauschale Unterstützung fossiler Kraftwerke. Finanzielle Anreize für Investitionen sollen nur hocheffizienten und flexiblen Gaskraftwerken gegeben werden." Das Modell des "Fokussierten Kapazitätsmarktes" ist nach den Analysen deutlich kostengünstiger als die beiden Alternativmodelle, dem "umfassenden Kapazitätsmarkt" und der so genannten "Strategischen Reserve". Insbesondere der Ansatz einer "strategischen Reserve", bei der man einige Kraftwerke aus dem regulären Strommarkt nimmt, um Strompreisspitzen zu erzeugen, biete für Investoren keine ausreichende Investitionssicherheit. Im schlimmsten Falle verliere man mit der strategischen Reserve kostbare Jahre und der Umbau werde erheblicher teurer oder nur verzögert umgesetzt.
Neben dem Abgang von über 20.000 Megawatt Kernkraftwerken sind über 10.000 Megawatt Bestandskraftwerke akut von Stilllegungen gefährdet. Es wird damit gerechnet, dass bis 2030 mehr als 15 Gigawatt Kraftwerksleistung in flexiblen Gaskraftwerken zur Flankierung der erneuerbaren Energien benötigt werden. Die Studie zeigt sehr klar, dass Kraftwerkskapazitäten aus dem europäischen Ausland mittelfristig keinen wichtigen Beitrag für die Versorgungssicherheit in Deutschland erbringen können.