Filmemacher und Autor Wilfried Huismann drehte eine Dokumentation über den WWF, um zu zeigen, was sich hinter der Fassade des freundlich dreinblickenden Pandas versteckt. Die Dokumentation "Der Pakt mit dem Panda"wurde am 22. Juni 2011 in der ARD ausgestrahlt (siehe DER RABE RALF August/ September 2011 [*]). Das stabile Gerüst des WWF geriet so in der Öffentlichkeit stark ins Wanken und die Organisation befand sich auf einmal in der unangenehmen Lage, dazu Stellung beziehen zu müssen. Auch gerichtlich ging man gegen den Film vor, der innerhalb einiger Wochen auf verschiedenen Sendern im Fernsehen und im Internet zu sehen war. Am 18. April kam es dann am Kölner Landgericht zu einem Urteil. Der WDR dürfe die Falschaussagen, die "Der Pakt mit dem Panda" enthält, nicht mehr ausstrahlen. Der WWF Deutschland hatte zuvor zahlreiche Belege dafür vorgelegt, dass der Film wohl falsche Behauptungen enthalte. Kritik weiterhin unerwünscht
Am 20. April 2012 erschien dann im Gütersloher Verlagshaus das Schwarzbuch WWF, in welchem Huismann noch einmal die Themen des Films aufgreift und neue Kritikpunkte anbringt. Diese "Unwahrheiten", wie sie der WWF betitelt, sind nicht weniger schwerwiegend, wie die vor zirka einem Jahr. Die Vorwürfe reichen vom fragwürdigen Ökotourismus über die bedrohlichen Waldrodungen in Borneo bis hin zu den angeblich nachhaltigen Lachszuchten in Chile. Der Leser erfährt zudem noch viel über die Gründungszeit und die weitere Geschichte des Vereins. Huismann versucht auch einen Einblick in den ominösen Club der 1001 zu geben. Dieser wurde 1971 von Prinz Bernhard der Niederlande gegründet, als er Präsident von WWF International war. Die 1001 Mitglieder, die sich zu dieser Vereinigung zählen dürfen, bleiben meist ein Leben lang im Club und sind, bis auf ein paar Ausnahmen, geheim.
Das Schwarzbuch WWF ist spannend geschrieben und liest sich beinahe wie ein richtiger Krimi, den man gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Umso unglaublicher erscheint dabei, dass die beschriebenen Geschichten nicht fiktiv sind, sondern wahr sein sollen. Die Themenfelder sind sehr unterschiedlich, sodass es auch nie eintönig und langweilig wird. Für jeden Umweltinteressierten ist dieses Buch eine wirkliche Empfehlung. Inwieweit der Leser nun allem Glauben schenken darf, ist jedoch schwer einzuschätzen, weil man selbst gar keinen Einblick in die umfangreichen Strukturen des Vereins hat. Oftmals fehlen einem hier die detaillierteren Nachweise. Aber, dass der WWF wohl nicht immer nur den Naturschutz als oberstes Ziel verfolgt, ist wohl leider nicht zu bestreiten.
Der WWF geht juristisch gegen das Buch von Huismann vor. In seinem Auftrag hatte die Anwaltskanzlei des bekannten Medienanwaltes Christian Schertz Drohungen an große Buchhändler verschickt. Solle es im Falle Schwarzbuch WWF zu einer Verurteilung kommen, müssten die Buchverkäufer mit Klagen auf Schadensersatz rechnen. Woraufhin einige Großhändler wie Amazon, Libri oder Thalia das Buch kurzerhand aus ihrem Sortiment nahmen, obwohl der WWF rein rechtlich noch gar nichts in der Hand hatte. Da stellt sich doch die Frage, wie weit es in Deutschland noch mit der Presse- und Meinungsfreiheit steht. Einige kleinere Buchläden behielten gerade deswegen dieses Buch in ihren Regalen, um den Einschüchterungen zu trotzen.
Zufriedenstellende Einigung in Sicht?
Inzwischen ist das Buch wieder bei den meisten Buchversandhäusern zu haben. Ein Verbot sei auch nie das Ziel gewesen, so Marco Vollmar, Mitarbeiter der Geschäftsleitung des WWF Deutschland. Zurzeit sieht es wohl so aus, dass es zwischen dem WWF und Huismann zu einer außergerichtlichen Einigung kommen wird: das Buch soll überarbeitet werden. In der Neuauflage sollen nach Angaben des WWF etwa 20 Stellen verändert werden. Gerne würden sie noch mehrere ungeliebte Stellen streichen, doch viele Aussagen des Autors müssen sie als Meinungsäußerungen hinnehmen. Die Hauptaussage des Buches, dass der World Wide Fund for Nature zu sehr auf Kuschelkurs mit einflussreichen Großunternehmen gehe und ihre Ziele nicht strikt genug verfolge, bleibt aber erhalten.
Ob wirklich jede angebrachte Behauptung von Huismann der Wahrheit entspricht, ist für den Leser nur schwer nachvollziehbar. Niemand sollte deswegen den Glauben an jegliche Hilfsorganisationen verlieren. Aber jeder sollte sich genau überlegen, in welche Projekte seine Spenden fließen sollen. Man kann nicht sagen, dass der WWF nichts Gutes für die Umwelt getan hat. Es gibt auch erfolgreiche Projekte, so hat sich der WWF Deutschland für den Schutz der Wattenmeere eingesetzt. Doch auf internationaler Ebene scheinen noch viele Geheimnisse im Verborgenen zu liegen. Und gerade das gerichtliche Vorgehen gegen das Schwarzbuch WWF seitens der Organisation zeigt eigentlich nur, dass etwas herausgekommen zu sein scheint, was nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war. Denn wie sagt schon eine alte Redensart: Getroffene Hunde bellen.
Grüne Liga http://www.grueneliga-berlin.de/?file_id=324
Der Rabe Ralf August / September 2012
Menina Krienke
Wilfried Huismann Schwarzbuch WWF Gütersloher Verlagshaus, München 256 Seiten, 19,99 Euro ISBN 978-3-579-06675-2