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Bundeswehrpropaganda

Bundeswehr: Propaganda für das Soldatentum

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Der Bundeswehr wird in der deutschen Gesellschaft zu wenig Wertschätzung entgegengebracht, so Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière auf der Internetseite des Bundesverteidigungsministeriums. Deswegen soll die Bundeswehr nicht nur allein als „attraktiver und „leistungsstarker“ Arbeitgeber präsentiert werden, sondern es soll auch deutlich gemacht werden, dass die Führung von Kriegen notwendig sei: "Heute müssen wir (...) sagen, ein Soldat muss kämpfen können, um im Gefecht zu bestehen oder um nicht sterben zu müssen." Ziel der Bundeswehrpropaganda ist es, den Deutschen wieder einen persönlichen Bezug zu den nationalen Streitkräften zu vermitteln und zusätzlich ein Bezug zu Gefecht, zum Kampf und Überleben im Gefecht, was eine andere Bezeichnung für das Töten des Gegners ist. Ohne Zweifel ist dies eine hohe Anforderung an die Kommunikation. Um diese zu vereinfachen, sollen die Botschaften deswegen nicht über Mittler wie Eltern und Lehrer überbracht werden, sondern die Jugendlichen direkt ansprechen.


Frontschweinperspektive des Ministeriums

Heranwachsende sollen verinnerlichen, dass Deutschland internationale Verantwortung trägt und erleben, dass die Soldaten der Bundeswehr diejenigen sind, die dazu einen besonderen Dienst leisten. Wenn Jugendliche selbst gesellschaftliche Wertschätzung erfahren wollen, dann sollen sie sich auch eine berufliche Zukunft in der Bundeswehr vorstellen können.

Wie aber sollen junge Menschen akzeptieren, dass Gefechte im fernen Ausland ein schätzbarer Wert sind? Das Verteidigungsministerium setzt auf Social Media, wie YouTube und Facebook und auf Comic-Strips wie „Wave and Smile“ wo ein Protagonist schon einmal sagen darf: „Für mich ist klar, lieber vor Gericht wegen zehn toter Zivilisten, als nur einmal zu wenig geschossen und dadurch einen Kameraden verloren zu haben.“ Noch immer scheint die Annahme vorzuherrschen, dass keine Freundschaft so wertvoll ist, wie die Kameradschaft in einem umkämpften Schützengraben fern der Heimat; die Frontschweinperspektive des Verteidigungsministeriums.

Helden wie du und ich

Auch in Fernsehfilmen, in Tatort-Krimis, in Sozialdramen oder Serien treten immer wieder deutsche Soldaten als Helden oder Opfer des Krieges auf. Sie sollen Menschen sein, wie du und ich, so das Ziel der breit gefächerten Kommunikation der Bundeswehr. Und sollte in diesen Filmen einmal ein heimgekehrter Soldat Zweifel haben, so liegt dies immer zu einem großen Teil an ihm selbst. An seinem Charakter, an seinem sozialen Umfeld in der Heimat oder wie es auch schon in einem Tatort gezeigt werden sollte, an mangelnder Intelligenz und Bildung. Verwundete Soldaten, die im Rollstuhl sitzen, Soldaten, die unter Angstneurosen leiden oder unter Schlafstörungen werden zwar „ganz realistisch“ als Opfer des Krieges gezeigt, aber vor allem als Opfer dessen, was nach dem Krieg in Deutschland mit ihnen geschieht. Eher wird das brüchige soziale Netz in Deutschland zur Verantwortung herangezogen, als der Einsatz in Afghanistan.

Kinder als Zielgruppe

Doch inzwischen sind nicht nur Jugendliche Ziel der Militärpropaganda. Auch die zwei- bis sechsjährigen wurden als Zielgruppe erkannt. Seit einiger Zeit gibt es die Publikation „Mein Papa war weit weg“ und die Internetseite „meinpapaistsoldat.de“. Kindgerechte Propaganda für militärische Auslandseinsätze, Soldaten- und Kameradentum. In „Papa war weit weg“ darf ein Kind mit dem bezeichnenden Namen „Nero“ seinen Freunden erklären, was sein Vater in Afghanistan gemacht hat. Autorin dieses Buches ist Daniela Malz, die diese Geschichte stark an ihre eigene Geschichte anlehnt. Und an die ihres Sohnes Neo, dessen Vater selbst in Afghanistan war und sich oftmals über den Bildschirm mit seinem Sohn unterhielt. Neo ist bestimmt kein Einzelfall. Es gibt viele Kinder, deren Väter im Krieg sind. Und selbstverständlich erzählen diese Väter nichts von ihren Ängsten, von Toten und Verletzten oder flüchtenden Zivilisten. Wie soll ein Kind das auch begreifen und warum sollte ein Kind damit konfrontiert werden? Somit lernen diese Kinder, dass Krieg zwar Trennung von einem Elternteil ist, aber trotzdem einen Sinn ergibt. Für Kinder im Alter Neos tun Eltern nichts unsinniges oder verwerfliches – sie hüten und beschützen. Und dies werden die Kleinen ihren Freunden auch weiter erzählen: Papa war weit weg. Das war traurig aber richtig so. Und Mama hat geweint, als Papa wieder nach Hause kam. Aber nur vor Freude.

Das ist die Wertschätzung, die die deutsche Gesellschaft der Bundeswehr entgegenbringen soll. Der Krieg entlässt seine Kinder und alle weinen - vor Freude.

Uwe Koch

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