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Interview mit der Schauspielerin Birgit Corinna Lange

Birgit Corinna Lange: Über Liebestaumel, Amerika und New York

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Ein Interview mit der Bremer Schauspielerin, Sängerin und Schriftstellerin Birgit Corinna Lange, die zur Zeit deutschlandweit mit ihrem Soloprojekt "Liebestaumel" auftritt und dabei zahlreiche postive Kritiken erhält. Vor kurzem erst kam sie aus New York zurück, wo sie eine Meisterklasse für Oper besuchte. Was sie selbst mit der Mieze aus dem Liebestaumel verbindet, erzählt sie hier. Und da sie gerne mehr für Film und Fernsehen arbeiten möchte, können wir uns jetzt schon darauf freuen, Birgit Corinna Lange bald in einer Romanze, einem Drama oder einer Fantasyverfilmung sehen zu können.


Kunst dient dazu, Wahrheiten aufzuzeigen

NGO: War es für Sie schon als Jungendliche klar, dass sie Schauspierin und Sängerin werden wollten? Erinnern Sie sich, wann Sie als Kind gemerkt haben, dass Sie sich als Künstlerin fühlen? Gab es ein Erlebnis?

Frau Lange: Nein, war es nicht. Ich wollte eigentlich sehr lange Lehrerin werden. Allerdings auch immer schon Schriftstellerin. Das Singen und Schauspielern für mich mehr als nur ein Hobby sind, hab ich erst mit Anfang 20 gemerkt. Also verhältnismäßig spät. Insofern hab ich mich auch als Kind nie als "Künstlerin" gefühlt. Außer vielleicht in größenwahnsinnigen Momenten, die wohl jedes Kind mal hat.

NGO: Sie sind zur Zeit mit einem eigenen Programm auf Bühnen, dem "Liebestaumel / Solo in Abwesenheit" und spielen die Miezi. Spielen sie sich selbst?

Frau Lange: Nein, Mieze bin nicht ich. Zum Glück. Sie eine charismatische, aber auch äußerst anstrengende Persönlichkeit.. obwohl... klingt doch nach mir. (Sie lächelt) Im Ernst: Jede meiner Rollen enthält natürlich Anteile meiner eigenen Persönlichkeit, man muss als Schauspieler ja immer in sich selbst suchen um dann eine Rolle zu verkörpern. Aber auf der Bühne sind die Charaktere ja überlebensgroß. Insofern sind Eigenschaften sehr verdichtet dargestellt.

NGO: Was fällt ihnen zu folgendem ein: "Sie sind Künstlerin? Wie schön! Und was machen sie beruflich?"

Frau Lange: Haha. Ja. Das hört man in der Tat leider viel zu oft. Ist zumindest teilweise auch ein deutsches Phänomen. Ich nehme das aber keinem übel, weil ich mein Künstlersein als Berufung begreife. Ich lebe, um zu arbeiten, um künstlerisch tätig zu sein, zu schaffen. Insofern bin ich auf eine Art 24/7 Künstlerin. Das kann man ja nicht einfach abstellen.

NGO: Braucht es auf der Bühne eine "Frauenquote"?

Frau Lange: Interessante Frage. Sicher haben es Männer in diesem Beruf leichter. Es gibt einfach mehr männliche Rollen und viel weniger Konkurrenz. Trotzdem kann man sowas ja nicht über eine Quote regeln. Stattdessen setze ich immer auf Kollegialität und Unterstützung entgegen Stutenbissigkeit. Ich arbeite gerne mit anderen Frauen, aber auch mit Männern. Im Endeffekt zählt für mich immer der Mensch und nicht das Geschlecht. Das gilt sowohl privat als auch beruflich.

Nein, wir brauchen keine Frauenquote auf der Bühne. Aber prinzipiell mehr Offenheit für unkonventionelle Lösungen, schließlich sollte das eins der Hauptmerkmale von Kunst sein. Warum nicht öfter mal klassische Männerrollen mit Frauen besetzen? Dass das funktioniert zeigt z.B. Katharina Thalbach ja eindrucksvoll. Und zu Shakespeares Zeiten wurden schließlich alle Frauenrollen komplett mit männlichen Schauspielern besetzt. Warum sollte das nicht umgekehrt funktionieren? Ich stehe gerne für Hamlet oder Romeo zur Verfügung.

NGO: Ist die Schauspielerei auch ein wenig Flucht vor der Realität? Oder hilft eine Schauspielerin den Zuschauern, vor der eigenen Realität zu fliehen?

Frau Lange: Im Gegenteil. Ich bin der Meinung, dass Kunst dazu dient Wahrheiten aufzuzeigen, Dinge zu bewegen, zu verändern. Man überhöht die Realität, um sie sichtbar, begreiflich zu machen und um sie von anderen Blickwinkeln aus zu beleuchten. Natürlich kann und sollte sie das Leben auch bunter und schöner machen. Aber das hat ja nichts mit Realitätsflucht sondern viel mehr mit Lebensbereicherung zu tun.

NGO: Stimmt es, dass Sie auch Gedichte, Kurzgeschichten und Romane schreiben?

Frau Lange: Ja. Stimmt. Insofern hat sich zumindest einer meiner Berufswünsche als Kind erfüllt. Ich habe zusammen mit meinem Kollegen Uwe Koch den Lyrikband "unbeschirmt" veröffentlicht, der weltweit erhältlich ist. Außerdem erscheint in diesem Jahr hoffentlich endlich mein Roman "Der Herr der Wölfe". Daneben schreib ich auch Theaterstücke, ist ja naheliegend, meistens mir auf den Leib.

Außerdem schreibe ich zur Zeit an meinem ersten Spielfilmdrehbuch, ein Roadmovie, welches hoffentlich nächstes Jahr verfilmt werden wird.

NGO: Sie sind zudem eine seht gute und gut ausgebildete Sopranistin. Sie singen Lieder aus der Klassik und Romantik. Sitzen da auch junge Menschen bei Ihnen im Publikum?

Frau Lange: Ja. Ich habe ein privates klassisches Gesangsstudium absolviert. Ich singe eigentlich alles, was mir gefällt. In meinen Soloprogrammen oft Cross-Over, auf Hochzeiten meistens klassisch und ab und zu gibt es klassische Liederabende mit meinem Gesangslehrer und Begleiter Markus Krause aus Bremen. Da ist das Publikum bunt gemischt. Natürlich überwiegt der Anteil der über viezigjährigen, aber dadurch, dass ich jung bin und auch so viele andere Dinge mache, kommen auch junge Leute, die dann meistens sehr überrascht und ergriffen sind. Oder sogar von ihrer eigenen Ergriffenheit überrascht.

NGO: Im letzten Jahr besuchten sie eine Meisterklasse für Musical in New York. Sind die New Yorker aufgeschlossener gegenüber der Kunst, als es uns Deutschen nachgesagt wird?

Frau Lange: Es war eine Meisterklasse für Oper. Eigentlich sogar mehrere, bei verschiedenen Dozenten der weltweit renommierten Juilliard School. Und, was soll ich sagen, das war ein natürlich eine "mindblowing experience".

Es war ganz wundervoll. Und, ja, natürlich ist New York eine Stadt der Kunst. Überall ist Kunst, überall findet Kunst statt. Jeder Taxifahrer ist irgendwo auch Künstler, malt oder singt oder spielt abends im Jazzclub. Selbst die Leute, die in der U-Bahn auftreten, müssen durch eine Audition gehen. Die verdienen auch nicht schlecht für New Yorker Verhältnisse. Aber das gilt natürlich nicht für ganz Amerika und umgekehrt ist ja auch nicht jeder Deutsche ein Kunstbanause. Mir sagte man, dass für die Deutschen, New York der Anfang von Amerika ist und für die Amerikanerin ist New York der Anfang von Europa. Das trifft es wohl ganz gut.

Dennoch- was die Amerikaner an Lockerheit manchmal vielleicht fast zu viel haben würde ich mir für "uns Deutsche" manchmal mehr wünschen. Auf der anderen Seite sind wir Deutschen ja meistens sehr verbindlich. Das ist dann langfristig gedacht auch wieder von Vorteil. Aber für einen ersten Kontakt hilft natürlich eine gewisse Offenheit und Begeisterungsfähigkeit, auch wenn sie sich in manchen Fällen später als sehr unverbindlich entpuppt.

Aber begeisterunsfähig das sind die New Yorker sicher. Und das hilft, wenn man neue Ideen hat und diese verwirklichen will. Damit ist man hier in Deutschland oft sehr schwer dran. Bei uns ist es ja schon fast verdächtig, wenn jemand mehr als eine Sache gut kann. Während es dort drüben nicht nur normal sondern auch erwünscht ist und freudig aufgenommen wird. Man wird vielleicht weniger kritisch beäugt.

NGO: Was sind ihre nächsten Pläne für die Zukunft?

Frau Lange: In Moment arbeite ich wieder verstärkt an meinem Spielfilmdrehbuch und spiele deutschlandweit mein Solo "Liebestaumel", daneben noch verschiedene andere Dinnerproduktionen zusammen mit Petra Feilen. Außerdem werde ich im Sommer zusammen mit der Regisseurin Edda Klepp in Münster ein Solostück erarbeiten.Insgesamt möchte ich in der Zukunft mehr drehen und halte dementsprechend im Moment die Augen auf nach interessanten Filmprojekten. Im Herbst hoffe ich wieder eine weite Reise unternehmen zu können, mein Wunschziel wäre Chile.

NGO: Frau Lange, wir danken für das Gespräch. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg, Vergnügen und dass Sie bald Ihren Urlaub in Chile verbringen können. Birgit Corinna Lange tritt regelmäßig mit ihrem szenischen Liederabend "Liebestaumel" unter anderem auch im Focke´s Café & Restaurant in Bremen auf.

(Das Interview für NGO-Online führte Uwe Koch)

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