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Eigenverantwortung für Kinder

Bremen: Schüler in die Camps

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Schüler in Bremen - es geht auch andersEigenverantwortung ist nun auch ein wiederbelebtes Schlagwort in der Pädagogik. Für einige Schulen bedeutet dies, Trainingsräume für eigenverantwortliches Handeln und Denken einzurichten. So auch im Landkreis Diepholz Sie folgen damit einem Konzept aus den USA. Einem Konzept, dem auch das Sozialwesen in den USA folgt, nach dem Leitsatz: "Nimm dein Leben selbst in die Hände". Doch noch nie waren diese Hände so jung, wie heute. Ob Eigenverantwortung ohne Selbstwahrnehmung möglich ist, wird in einer leistungsorientierten Welt jedoch selten hinterfragt.


In der Unterrichtspraxis sieht es dann wie folgt aus: Irgendwo in dem großen Klassen- oder Kursverband sitzt ein Schüler, der sich langweilt und beginnt, seine Mitschüler mit allerlei Blödsinn zu stören. Würden ihn auf anderen Schülern die Lehrer nach mehrfachem Ermahnen vor die Tür schicken, stellt man ihn hier vor die Wahl, sich zu entscheiden, ob er mit dem Herumgezappel aufhören, oder lieber in den Trainingsraum gehen möchte. Entscheidet sich der Schüler dafür, dem Unterricht weiterhin zu folgen, stört aber dennoch weiterhin, führt ihn der Weg ohne nochmalige Wahl in diesen Trainingsraum für eigenverantwortliches Handeln und Denken. Dort überlegt sich der Schüler dann gemeinsam mit Sozialpädagogen einen Lösungsweg.

Dazu bringt der Schüler dem Pädagogen einen Bericht mit, wo sein Störverhalten minutiös festgehalten wurde. Der Sozialpädagoge erarbeitet dann gemeinsam mit dem Schüler einen Rückkehrplan. So soll der Schüler sein Verhalten reflektieren und einen Lösungsweg vorschlagen. In die Schulstunde, in der der Schüler gestört hat, darf er jedoch nicht mehr zurückkehren.

So lernt der Schüler die Möglichkeit, die Fähigkeit, die Bereitschaft und die Pflicht, für das eigene Handeln, Reden und Unterlassen Verantwortung zu tragen. Also, dass er für sich selbst sorgt und dass er für die eigenen Taten einsteht und die Konsequenzen dafür trägt. Er soll lernen, sein eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen, wobei selbstverständlich die Schul- und Anwesenheitspflicht ausgenommen ist und seine Fähigkeit zur Eigenverantwortung gemäß dieser Voraussetzung „gecoacht“ wird. Dies ist das amerikanische Prinzip. So funktioniert in etwa auch deren Sozialwesen. Vor allem, wenn man sich einen Coach leisten kann.

Einen anderen Weg als diese Schulen im Landkreis Diepholz beschreitet da zum Beispiel eine Schule in Falkenberg. Wenn dort ein Schüler merkt, dass er sich nicht mehr konzentrieren kann, dass er unterfordert ist oder ganz einfach einen schlechten Tag hat, nimmt er eine Karte aus einem Kästchen und geht. Dies verläuft ganz still, da der Schüler sich nicht entschuldigen muss. Er geht dann zum Beispiel auf den Schulhof und macht Entspannungsübungen, läuft ein paar Runden oder tut das, was er eigenverantwortlich vertreten kann und für wichtig hält. Das funktioniert in dieser Schule, weil die Schüler schon in der ersten und zweiten Klasse darauf vorbereitet wurden. Vor der Eigenverantwortung stehe dort die Selbstwahrnehmung.

Ein wenig überlegter scheint dieses System zu sein, denn es gibt in jeder Klasse eine Karte mit Bewegungs-, Entspannung und Wahrnehmungsübungen und speziellen Spielen extra für den Deutsch- oder Mathematikunterricht.

Zusätzlich zu diesen Übungen gibt es in dieser Schule einen „stillen Freund“. An einem Freitag zieht jeder Schüler einen Zettel aus einem Lostopf, auf dem der Name eines Mitschülers steht. In der folgenden Woche sollen die Schüler zu diesem stillen Freund besonders freundlich sein. Eine Woche später wird dann geraten, wer dieser war. Auch hierbei geht es um die Wahrnehmung ohne die eine Eigenverantwortung nicht funktionieren kann. Denn hier müssen die Schüler nicht nur aufmerksam gegenüber anderen sein, ihre Bedürfnisse erkennen, sondern auch erfassen, wer ihre eigenen Wünsche registriert und unterstützt.

Dies ist ein Lernen der Eigenverantwortung ohne direkten sozialpädagogischen Eingriff, der auch den Lehren hilft, ihre eigenen Wahrnehmungen zu schulen, ohne einen Störenfried in einen Trainingsraum des modernen American Way of Life zu deportieren.

Uwe Koch

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