„Wir halten es in den meisten Fällen für falsch, wenn sicherheitsorientierten Senioren solche Produkte verkauft werden“, sagt Andrea Heyer, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Sachsen. Solche Wertpapieranlagen erfüllen nicht das Sicherheitsbedürfnis dieser Zielgruppe. Wird der Herausgeber des Zertifikats insolvent, droht ein Totalverlust. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass das Papier vor Laufzeitende zurückgegeben werden muss.
Gerade ältere Menschen müssen immer mit kurzfristigem Geldbedarf rechnen, etwa wenn ein Pflegefall eintritt. Dann kann es für den Anleger durchaus zu finanziellen Verlusten kommen. Denn der hundertprozentige Kapitalschutz bezieht sich nur auf das Laufzeitende. Die für die Laufzeit garantierten Zinsleistungen fallen mit ca. zwei Prozent pro Jahr niedrig aus. Dazu kommt regelmäßig eine Zinsobergrenze - je nach Papier liegt diese derzeit bei etwa fünf oder sechs Prozent. Zu bedenken ist weiterhin, dass bei Zertifikaten regelmäßig Kosten zu Lasten des Verbrauchers anfallen.
Nach der Pleite von Lehman-Brothers verspüren Anleger nur noch wenig Interesse, in Zertifikate zu investieren. Viel mehr suchen Verbraucher vorrangig sichere Geldanlagen. Das haben Banken und Sparkassen erkannt. Deshalb taucht zum einen beim Produktnamen die Bezeichnung „Zertifikat“ nicht mehr so häufig auf. Zum anderen setzt man auf den Begriff „Garantie“. Mit diesen Marketinginstrumenten lassen sich Zertifikate auch weiterhin verkaufen.
In der persönlichen Beratung bei der Verbraucherzentrale Sachsen wurden dem älteren Herrn verschiedene Tagesgeldangebote vorgestellt und erläutert. Wer dem Rat der Verbraucherzentrale folgt, kann derzeit mit Tagesgeld ebenfalls ca. zwei Prozent Zinsen pro Jahr erwirtschaften – ohne Kursrisiko und ohne Kosten, aber dafür mit gesetzlicher Einlagensicherung.