In der vergangenen Woche wurde bekannt: Ulrich Wickert wird noch einmal Vater. Politisch korrekt wie ich bin und immer positiv denkend, sollte ich wohl sagen: „Na ok, das ist doch toll. Ein Kindchen mehr auf dieser Welt“ aber irgendwas in mir denkt: „Oh nein, schon wieder so ein Potenzprotz, der das Altern nicht akzeptieren kann - das arme Kind.“ Ob es nun Ulrich Wickert ist, der sich doch lieber an Enkeln erfreuen sollte, oder andere kauzige Männer der Medienwelt. Alle fangen auf einmal an, von späten Vaterfreuden zu schwärmen. Ist das nicht auch wieder so eine Egosache?Inhalt
Kinderwagen statt Rollator- Ulrich Wickert (69) wird Vater
Ich denke, dass die Psychologie eines Mannes eigentlich in dem Alter eher dazu ausgelegt ist, sich zur Ruhe zu setzen SEINEN Lebensabend zu genießen, das Geschaffene zu bestaunen und sich dafür würdigen zu lassen, als noch einmal eine neue Schaffensphase zu beginnen.
Ein Mann in dem Alter ist doch eigentlich schon rein körperlich nicht mehr in der Lage sich komplett mit ums Kind zu kümmern. Welcher Mann mit fast 70 schafft es schon sich die Nacht um die Ohren zu hauen und dann mittags mit zur Krabbelgruppe zu gehen? Andererseits haben Väter in dem Alter meist viel Zeit. So kann der junge Papi nachts nicht aufstehen, weil er morgens arbeiten muss und kann darum auch nicht mit zur Krabbelgruppe.
Scheinbar gibt es aber weniger Väter 60+ im „normalen“ Leben, als in der Medienwelt.
Hat es also vielleicht etwas damit zu tun, das besonders in der Medienwelt das immer jung bleiben besonders wichtig ist? Oder liegt es schlicht daran, dass diese Männer mehr Geld haben und auch noch junge gebärfähige Frauen finden, die ihnen das späte Vaterglück bescheren. Ist es denn normal, dass ein Kind im Teenageralter, wo es sich eigentlich am Vater orientieren soll für sein späteres Leben, den Verfall bis hin zum Sterben vorgelebt bekommt?
Welche Auswirkungen kann so etwas auf die Psyche der Kinder haben?
Sicher kann man auch in jungen Jahren als Eltern erkranken und einfach dahinsterben aber im hohen Alter ist es ganz sicher so. Viel illustrer sind doch die Auswirkungen im Alltag. Die Lehrerin muss beim Elternsprechtag laut die Noten schreien und auf dem zehnten Geburtstag schläft der Vati nach der Torte eben am Tisch mal ein. Ist halt so in dem Alter. Zum Altar kann ein über 90jähriger seine Tochter wohl eher selten führen. Hoffen wir, dass sie alle überhaupt lange genug leben, um die Hochzeiten und ihre Enkelkinder mitzuerleben. Die Enkel genießen, wird wohl nicht mehr drin sein. Aber Hauptsache alle bestaunten den alten Herrn als heldenhaft und auch im hohen Alter noch sehr potent.
Ich glaube, dass heutzutage einfach viel zu viel möglich ist. Sei es gesellschaftlich oder medizinisch. Die Grenzen werden einfach komplett ausgehebelt und jeder macht einfach was er will oder was das Viagra hergibt. Vielleicht auch mehr, als ihnen selbst gut tut. Ja, fürs Ego ist das natürlich prächtig. Man setzt einfach mal die biologisch Uhr außer Kraft und kommt sich noch mal richtig jung, in den besten Jahren und voller Kraft vor. Ob das Kind, das dann auch so sieht ? Es bleibt zu hoffen.
Zum Glück haben wir heutzutage ja auch den esoterischen Gedanken, der besagt: Alles geschieht zur rechten Zeit und die Seelen suchen sich die Eltern aus.
Na dann:
„Papa ,hol den Rollator wir wollen Fußball spielen.“
Michaela Röder