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Die damaligen Befürchtungen, resümiert Netzwerk-Geschäftsführer Manfred Stenner, wurden leider bestätigt: Stenner weiter:
"Terror wurde mit staatlichem Terror beantwortet. Auf die Anschläge folgten Kriege mit vielen zivilen Opfern, extralegale Hinrichtungen, Entführungen und CIA-Transfers von Verdächtigen in Folterstaaten (u.a. Libyen), eigene Foltergefängnisse wie Abu Graibh und Guantanamo. Und es folgte eine vorher unvorstellbare Beschneidung von Bürger- und Freiheitsrechten im Namen der Terrorbekämpfung in den westlichen Staaten, auch der Bundesrepublik.
Das Scheitern des "Kriegs gegen den Terror", die anhaltenden Desaster in Afghanistan und Irak, die weiteren seitdem begangenen und versuchten Anschläge wie die größer gewordenen Gräben zwischen der islamischen und arabischen Welt und "dem Westen" haben die in der Erklärung von Friedensorganisationen damals geäußerten Befürchtungen bestätigt.
Seither bemühen sich Friedensorganisationen mit umfangreichen Vorschlägen für Zivile Konfliktbearbeitung Friedenslösungen für die Gesamtregion Naher und Mittlerer Osten und für Afghanistan zu propagieren und die Militäreinsätze zu beenden. Gemeinsam mit vielen Bürger- und Menschenrechtsgruppen fordern wir das Ende der vielen "Sicherheitspakete" und Priorität für eine freiheitliche Gesellschaft, die auf Kriminalität - auch Terrorismus - mit rechtstaatlichen Mitteln und der Orientierung am Grundgesetz reagiert."
Die Kernaussage der folgend dokumentierten Erklärung, dass der Terrorismus nicht militärisch, sondern nur mit der Überwindung der sozialen und politischen Ursachen bekämpft werden kann, wird nach Einschätzung der Friedenskooperative inzwischen breiter geteilt als noch vor zehn Jahren.
Manfred Stenner Geschäftsführer des Netzwerks Friedenskooperative Tel. (m.): 0177/6014894
Dokumentation:
Terroranschläge in den USA: Brücken bauen, Gewalteskalation verhindern! Erklärung von Friedensorganisationen
vom 13. September 2001
Die Welt droht nach dem 11. September 2001 kälter und kriegerischer zu werden. Mit dem Entsetzen und Mitgefühl für die Opfer und deren Angehörige verbindet sich auch die Furcht, dass die US-Administration nach dieser beispiellos brutalen Terroraktion in der Logik der Gewaltspirale zurückschlägt und neue Eskalationen folgen.
Nachzudenken ist auch über die politischen Bedingungen, die es möglich gemacht haben, dass ein Teil der Menschen in einigen Völkern "den Westen" und insbesondere die USA so hasst, dass eine Gruppe von Terroristen anscheinend meint, sich bei ihrem Massenmord auf diese Unterdrückten beziehen zu können. Wir sind mit den Menschen in den USA in ihrem Schock und Leiden uneingeschränkt solidarisch. Das kann aber nicht heißen, mit allen Entscheidungen der US-Regierung im "monumentalen Kampf", den "das Gute gegen das Böse" nach Präsident Bush jetzt zu führen hat, einverstanden zu sein und sich per NATO-Bündnisfall vielleicht an militärischen Racheaktionen zu beteiligen oder sie zu unterstützen. Militärschläge nützen weder den Opfern des Terrors noch sind sie ein geeignetes Mittel zur Verhinderung oder Eindämmung des Terrorismus.
Wir befürchten weiter: Mit den auf dem Verdacht gegen die Gruppe von Osama bin Laden oder andere islamische Fundamentalisten beruhenden Thesen von einer "Kriegserklärung gegen die zivilisierte Welt" (Bundeskanzler Schröder), könnte die bereits schon länger von christlich-abendländischen Fundamentalisten proklamierte Ansicht vom "Kampf der Kulturen" in den westlichen Gesellschaften gefährlichen Zulauf gewinnen. Die Trennung in eine "zivilisierte" und eine "unzivilisierte Welt" vertieft die Gräben.
Es gibt keine Religion, die solche Terrorakte rechtfertigen würde. Jetzt kommt es darauf an, in unseren Gesellschaften keine Feindschaft gegen "den Islam" generell zuzulassen sondern vielmehr Brücken zu bauen.
Gegenüber blankem Terror gibt es keinen hundertprozentigen Schutz. Eine Politik, die den Terrorismus wirksam bekämpfen und eindämmen will, muss ihm den sozialen, politischen und ideologischen Nährboden entziehen, in dem er gedeiht. Ein Klima des Hasses und der Intoleranz und eine Politik, die Gewalt mit Gegengewalt und Gegengewalt mit neuer Gewalt beantwortet, bereitet auch den Boden für neue Terrorakte. Dem Terrorismus durch zivile Maßnahmen und durch die Stärkung des Rechts und der Gerechtigkeit den Boden zu entziehen ist langfristig das bessere Mittel als der Gedanke an Rache und militärische Vergeltung.
Trotz aller Wut und Trauer appellieren wir an die US-Regierung und deren Verbündete, besonnen und nicht mit militärischer Gegengewalt zu reagieren. Dies kann unser Beitrag dafür sein, dass ein weiteres Drehen an der Gewaltspirale verhindert werden kann.
Initiiert von:
Abrüstungsinitiative Bremer Kirchengemeinden; AG Zivile Konfliktbearbeitung im Netzwerk Friedenskooperative; Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt e.V.; Attac Deutschland; BICC - Internationales Zentrum für Konversion Bonn; Bonner Friedensbüro; Bremer Friedensforum; BUKO-Kampagne "Stoppt den Rüstungsexport"; Bund für Soziale Verteidigung (BSV); Bundesausschuss Friedensratschlag; Darmstädter Friedensforum; Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen: DFG-VK Baden-Württemberg; DFG-VK Kiel; DFG-VK Freiburg; Europäisches Bürgerforum; Institut für Theologie und Politik, Münster; Internationale der Kriegsdienstgegner/innen e.V.; IPPNW-Regionalgruppe VS-Villingen; JungdemokratInnen/Junge Linke NRW; Vorstandsmitglieder des "Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIFF) e.V."; Fördergemeinschaft für Umwelt, Bildung, Arbeit e.V.: Frauennetzwerk für Frieden e.V.; Friedensausschuss der Religiösen Gesellschaft der Freunde (Quäker); Friedensinitiative Nottuln; Gesellschaft Kultur des Friedens; Gesellschaft zur Förderung der gemeinsamen Verantwortung von Müttern und Vätern (EFAV e.V.); Gewaltfreie Aktion Atomwaffen abschaffen; Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär; Gruppen der Berliner Friedenskoordination; Kölner Freiwilligen Agentur e.V.; Komitee für Grundrechte und Demokratie; Kampagne gegen Rüstungsexport, Kasseler Friedensforum; Lebenshaus Schwäbische Alp - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.; Linkes Netzwerk Bochum; Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum e.V.; Ohne Rüstung Leben (ORL); Pax Christi Gruppe Gewaltverzicht München; Promondial - Organisation für emanzipatorische Zusammenarbeit e.V.; Rheingauer Friedensinitiative; Rüstungs-Informationsbüro Baden-Württemberg (RIB); PDS-NRW Landesvorstand; Service Civil International - Deutscher Zweig e.V.; Versöhnungsbund - deutscher Zweig (VB); VB - Landesgruppe Baden-Württemberg; Zentralamerikakomitee Bochum.
Die Resonanz auf diesen Aufruf ist so groß, dass wir noch nicht alle Rückmeldungen verarbeiten konnten.