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Hochzeit: Georg und Sophie

Adel | Hochzeit und jede Menge Hochzeitssprüche

Am

Einer der vielen Urururur-Enkel des letzten Kaisers der Preußen hat am Wochenende geheiratet und wenn die Medien von diesem Event der blaublütigen Milchkannen nicht berichtet hätten, dann wüsste das auch ausser den 300 geladenen Gästen niemand in diesem Land. Oder sollen wir besser sagen, dass es niemanden interessieren würde?


Der Ticktackticktack-Enkel des letzten Kaisers hat geheiratet ...

Was ist das nur für ein generationsübergreifendes Phänomen in der Welt des Adels, dass diese noch immer an ihren Titeln und der vermeitlichen Gutsherrenstellung festhalten? Die Monarchie gehört doch seit dem letzten Jahrhundert in diesem Land in die Bücher der Historie und blaues Blut ist doch wie man seit einem Ernst-August von Hannover weiß noch kein Garant für die Pole-Position in einem Knigge-Ranking. Was fasziniert noch immer das Volk an diesem Klientel der verschrobenen Ansichten und dem ungebrochenen Festhalten an den vermieften Pfründen der häufig sehr verarmten Adelshäuser auf diesem Globus?

Gehören auch Sie zu jenem Teil in der Bevölkerung, der noch immer von dem Plagiator Herrn von und zu Guttenberg fasziniert ist, obwohl dieser nachweislich nur die Pflege einer Profilneurose betrieben hat und alle Welt glauben machen wollte, dass da mehr hinter der gegelten Fassade steckt, als nur ein antiquierter Adelstitel? Erinnern Sie sich noch an jenen Konsul mit dem klangvollen Namen Weyer, der da vielen Menschen mit einem abgebrochenen Schulabschluß zu einem Titel verholfen hat? Oder die Adoptivarie des hollywoodreifen Anhalt-Prinzen, der da ebenfalls auf dem nicht natürlichen Wege zu "Ruhm und Ehre" in seinem Namen gelangt ist und diesen nun wiederum gegen die bezahlten Adoptionspapiere weiter gibt?

Was fasziniert die Menschen an den Stammbäumen des legitimierten Inzestes und des blauen Blutes, wo doch gerade dort in vielen Familien mehr Skandale die Familiengeschichte beheimaten, als es die Klatschblätter tun?

Es liegt wohl daran, dass die Yellowpress uns den Eindruck vermitteln möchte, dass nur in diesen Kreisen der wahre Stil und die Etikette gewahrt werden und "Glanz & Gloria" sich dort die vergoldete Klinke in die Hand geben. Das dort eine große Anzahl an Titelträgern den Kuckuck unter dem Orden verbergen oder die Folge der arrangierten Inzestkuppelei das Dasein in Heimen für Menschen mit Behinderungen fristen, erfährt der geblendete Leser dieser Buntengalen nur selten. Wen empört es denn noch, wenn die lippischen Prinzen zusammen mit Designer JUUP! mit der Nase in den "weissen Schnee"fallen und wen wundert es, wenn da zu einer Adelshochzeit die Matrone Prinzessin Gundula mit dem ausladenen Hinterteil eines Brauereipferdes und der Zellulite an den Oberarmen in der grünen schulterfreien Robe über den roten Teppich der Eitelkeiten wandelt? Zwar mag sich bei einigen Anblicken so macher Gast wieder die Einführung des Riechsalzes wünschen, um der Ohnmacht über die etiketteren Fauxpas Herr zu werden aber im großen und ganzen verzeiht man den Blaublütern doch mehr, als man es der Metzgerin Schmidt zugestehen würde.

Es ist die Faszination des unrerreichbaren, wenn man eben nicht in diese geschichtsträchtige Litanei hinein geboren wird und nur mit dem geöffneten Mund und der Kate & William Tasse in der Hand den zumeist gesponserten Events der Adelsgeschlechter folgen darf.

Nicole J. Küppers

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satire
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