Überblick
„ Die Gruselgruft der Messie-Mutter“
Das völlige Öffnen der Schranken der Privatheit von Bürgerinnen und Bürgern macht im Privatfernsehen nicht einmal vor kranken Menschen halt. Voyeuristische Interessen, Sensationslust und medialer Exhibitionismus werden gnadenlos genutzt und bis aufs Äußerste hochgepeitscht.
Die Zuschauer werden geschickt manipuliert: Man muss die Sendung einfach anschauen damit man mitreden kann und sieht, dass es Menschen gibt, denen es noch schlechter geht als einem selbst!
Die Menschen mit Messie-Syndrom werden schamlos als Objekte benutzt um die Einschaltquoten in die Höhe zu treiben. Viele TV-Experten reden hier schon von einem Fernsehen für die „Unterschicht“.
Bildungsfernsehen sieht anders aus! Die Grenzen des Guten Geschmacks sind weit überschritten. Das Messie-Syndrom ist eine psychische Erkrankung mit starkem Leidensdruck. "Messi" bedeutet im Englischem Unordnung und Dreck. "Syndrom" bedeutet, dass die Erkrankung über verschiedene Symptome die immer beim gleichen Krankheitsbild auftreten, diagnostiziert wird. Meist sind die Betroffenen nicht in der Lage zwischen Wichtigem und Unwichtigem, Brauchbarem und Unbrauchbarem zu unterscheiden. Aus diesem Grund sind die Wohnungen von Betroffenen eben zugemüllt. Menschen die am Messi-Syndrom leiden, häufen Gegenstände an, die oft schon unbrauchbar geworden sind.
Die Organisation des entstandenen Chaos wird immer komplexer und schwieriger. Oft haben die Betroffenen kaum noch Platz zum Sitzen, Schlafen und Essen. Alles ist vermüllt und verdreckt. Klar ist, dass dann natürlich auch Probleme mit der Hygiene auftreten. Das Dilemma in dem sich die Betroffenen befinden, bleibt natürlich dem nachbarlichen und verwandtschaftlichen Umfeld ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr verborgen. Der soziale Kontakt mit Freunden, Nachbarn und auch den engsten Verwandten bricht oftmals total weg. Die Betroffenen vereinsamen seelisch und sozial.
Unordnung ist aber nur eine Seite dieser komplexen Persönlichkeitsstörung. Die Menschen mit Messi-Syndrom leiden auch darunter, keine zeitliche Ordnung herstellen zu können, in der sie sich wohl fühlen. Sie haben große Entscheidungsschwierigkeiten bei den alltäglichen Kleinigkeiten und haben immer das Gefühl versagt zu haben. Messies planen unendlich viel, ohne jemals ein Ziel zu erreichen. Manche von ihnen können nicht zuhören, obwohl sie es wollen und andere wiederum wollen eine Beziehung, lehnen aber jede Annäherung eines Menschen ab.
Es ist ein ziemlich großer Komplex an Verhaltensauffälligkeiten die solche Menschen kennzeichnet. Deshalb ist das Messie-Syndrom auch schwer zu diagnostizieren. Die Therapie ist demzufolge sicher auch nicht einfach. Experten sagen, dass sich Therapiemethoden eignen, die systemisch sind und Elemente der Verhaltenstherapie und Gestaltungstherapie beinhalten. Die Krankenkassen erkennen die Diagnose Messie-Syndrom nicht an und zahlen demzufolge auch keine Therapien.
Wer kümmert sich um diese Menschen wenn die Folge gelaufen und die Einschaltquoten eingefahren sind? Tausende haben die Frau in ihrer zugemüllten Wohnung gesehen. Sogar die kleinen Enkel hat man in dieser Wohnung gefilmt, als diese ihre Oma besuchten. Sohn und Schwiegertochter haben zugegeben, dass sie sich kaum kümmern und sich ihrer Mutter bzw. Schwiegermutter schämen und sich auch vor ihr ekeln. Die Schamgrenze in dieser Folge wurde bei weitem überschritten. Ich sah in den Augen der betroffenen Frau wie sie sich in ihrem tiefstem Inneren fühlte. Wie wird diesen Menschen zumute sein, wenn man sie auf der Straße wiedererkennt?
Wo eigentlich Therapeut, Sozialdienst und Gesundheitsamt gefragt sind, zu helfen- da bietet das Privatfernsehen ihren Zuschauern voyeuristische Unterhaltung unterster Schublade!
Wie schon gesagt, Bildungsfernsehen sieht anders aus!
Schätzungen zufolge leiden bisher zwei Millionen Menschen in Deutschland am Messie- Syndrom.
Heidelinde Penndorf