Die Organisationen haben deshalb Branislav Kapetanovic, eingeladen, einen ehemaligen Kampfmittelräumer, der im Jahr 2000 bei der Räumung von Streubomben in Serbien Hände und Beine verloren hat. Er engagiert sich seitdem für ein Verbot von Streumunition und ist Sprecher der Cluster Munitions Coalition, einem Bündnis von 350 Organisationen aus 90 Ländern, das sich für ein Verbot von Herstellung, Handel, Investitionen in und Einsatz von Streumunition einsetzt.
Die Streumunition, die Branislav Kapetanovic grausam verletzt hat, eine BLU-97, wird u.a. von der US-amerikanischen Firma Alliant Techsystems produziert. Alliant ist seit Jahren Kunde der Deutschen Bank, die Aktien und Anleihen des Unternehmens hält. „Mit solchen Finanzdienstleistungen für einen Streumunitionshersteller trägt die Deutsche Bank dazu bei, dass diese völkerrechtswidrigen Waffen weiter produziert und dann irgendwann auch eingesetzt werden können. Wer Geschäfte mit Streumunitionsherstellern macht, macht sich mitschuldig am Leid der Opfer“, erklärt Kapetanovic.
Bereits letzte Woche kam heraus, dass die Deutsche Bank die spanische Firma Instalaza finanziert hat. Streubomben dieser Firma wurden nach Berichten von Human Rights Watch in der lybischen Stadt Misrata gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt. Zudem hat sich die Deutsche Bank im März 2011 an einem Kredit für den US-Streubombenhersteller TEXTRON beteiligt. Textron wiederum hat gerade den Auftrag erhalten, 512 Streubomben des Typs CBU-105 (Sensor Fuzed Weapon) an Indien zu liefern.
Urgewald kritisiert darüber hinaus den Atomkurs der Deutschen Bank. „Die Deutsche Bank ist die radioaktivste Bank Deutschlands, sie hat in den vergangenen zehn Jahren die internationale Atomindustrie mit 7,8 Milliarden Euro unterstützt“, sagt Barbara Happe von urgewald. Zu den Kunden gehört auch TEPCO, der Betreiber des havarierten AKW Fukushima. „TEPCO ist langjähriger Kunde der Deutschen Bank. Obwohl bereits 2002 bekannt wurde, dass die Firma zahllose Sicherheitsberichte gefälscht und notwendige Reparaturen unterlassen hat, gab die Deutsche Bank weiter Anleihen für diese Firma aus. Bereits auf der letzten Hauptversammlung haben wir die Zusammenarbeit mit dieser Skandalfirma kritisiert – Herr Ackermann hüllte sich dazu in Schweigen“, so Happe.
Deutsche Bank Chef Ackermann betont immer wieder, dass kein Geschäft der Welt es Wert sei, den guten Ruf der Deutschen Bank aufs Spiel zu setzen. Für urgewald und Facing Finance ist jedoch klar, dass er mit seiner Geschäftspolitik den Ruf der Bank bereits schwer beschädigt hat. „Wir fordern daher endlich einen grundlegenden und nachhaltigen Kurswechsel. Wie viele Misratas und Fukushimas müssen denn noch passieren, bevor die Deutsche Bank sich endlich von ihrem ausschließlich auf ökonomischen Profit ausgerichteten Geschäftsmodell verabschiedet?“ beklagt Thomas Küchenmeister von Facing Finance.
Weitere Informationen:
Barbara Happe, urgewald, 0172-681 44 74 (darüber ist auch Herr Kapetanovic erreichbar)
Thomas Küchenmeister, Facing Finance (Cluster Munition Coalition in Deutschland), 0175-4964082