Der Kulturhistoriker Dr. Ulrich Reif stieß bei seinen Recherchen zum "Kalifieber" zu Beginn des letzten Jahrhunderts darauf, dass wenigstens fünf Bergbaugesellschaften zwischen 1907 und 1929 "mindestens acht Tiefbohrungen auf Kali bzw. Erdöl direkt im Bereich der Salzstruktur Gorleben-Rambow oder in deren unmittelbarer Nachbarschaft" niedergebracht hatten.
Teufen von 481, 840 und 1035 Metern wurden erreicht. Dabei wurden Bohrlöcher nicht ordnungsgemäß verfüllt, Reiff fand zum Teil chaotische Zustände vor, so blieb u.a. wegen Insolvenzen das Bohrgestänge in den Bohrlöchern. Schon damals, so schließt Reiff aus den historischen Protokollen aus dem Jahr 1907, warnten Revierbeamte und Bergamt vor der "großen Gefahr durch eindringendes Wasser". Dass auch in den 60er Jahren Tiefbohrungen in den Salzstock Gorleben bei der Suche nach großen Trinkwasservorräten vorgenommen wurden, hatte im Juli 2009 der Hydrogeologe Prof. Dr. Dieter Ortlam bestätigt.
Mit Blick auf neue Hiobsbotschaften aus dem maroden Atommülllager Asse II bei Wolfenbüttel, in dem die Radioaktivität vor einer Einlagerungskammer stark gestiegen ist, warnt BI-Sprecher Wolfgang Ehmke: "Der Berg schlägt zurück". Bisher wurden die sich aufdrängenden Parallelen zwischen der Asse II, dem Pilotprojekt zu Gorleben, und dem Salzstock im Wendland von offizieller Seite zurückgewiesen, weil in dem havarierten Atommülllager bei Wolfenbüttel früher Salz abgebaut wurde und somit Wasserwegsamkeiten geöffnet worden seien: "Nachrichten aus der Asse II nehmen wir auf wie Nachrichten der fernen Zukunft Gorlebens, immerhin hat die Physikalisch- Technische Bundesanstalt nach Auswertung von Tiefbohrungen im Raum Gorleben eingeräumt, dass nach rund 700 bis 1.100 Jahren kontaminiertes Wasser austreten könnte. Das gilt es zu verhindern."