Wir befinden uns in der Galerie am Kollwitzlatz, bei der bulgarischen Künstlerin und Malerin Klio Karadim. Wie kam es dazu, dass Du nach Berlin gekommen bist?
Bevor ich im Jahr 2000 nach Berlin kam, habe ich in Halle an der Saale, an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein 10 Jahre studiert.
In einem Interview, das ich einmal mit Dir sah, erzähltest Du, dass Du zuvor jemanden in Bulgarien kennengelernt hast und danach in die DDR kamst. Stimmt das so?
1988 habe ich eine Familie aus Halle kennengelernt, am Schwarzen Meer, die Frau hatte von mir ein Bild gekauft und meinte, schreiben Sie Ihre Adresse drauf. Zu Weihnachten 1990 bekam ich eine Postkarte von der Familie und da stand, wir sind diese Familie und wohnen in Halle und wenn Du willst, kannst Du zu uns kommen und da gibt es eine Kunsthochschule und wenn Du willst, kannst Du hier studieren. Dann bin ich sozusagen im März 1991 in Halle aufgewacht, nachts im Nachtzug und so begann meine Deutsche Geschichte. Jetzt im März werden es 20 Jahre. Da ist mein Jubiläum.
Wie ging es dann weiter?
Ich habe dann ganz schnell deutsch lernen müssen, dann habe ich die Prüfungen im Juni bestanden und habe dann angefangen zu studieren. 1997 machte ich mein Diplom in Malerei, mit dem Unterfach Wandteppichgestaltung. Habe meine Diplomarbeit und sehr guten Ergebnissen abgeschlossen und danach noch 4 Jahre ein Meisterstudium gemacht. Während der 4 Jahre des Meisterstudiums war ich noch ein halbes Jahr in Wien zum Gastsemester an der Bildenden Akademie der Künste, das war ein sehr interessantes Erlebnis und danach war ich noch ein paar Monate in Mexiko zu einem Studienprojekt. Danach war Halle für mich zu klein. Ich dachte, wo gehst du jetzt hin? Nach Köln hatte ich keine Verbindung, München war zu teuer und ich dachte, okay, kommst du mal nach Berlin, und so bin ich dann in Berlin gelandet.
Wie entstand die Idee, hier direkt am Kollwitzplatz eine Galerie zu eröffnen?
Meine Freundin, die ich noch aus Bulgarien kannte, wohnte am Senefelderplatz und immer wenn ich sie im Laufe der Jahre besuchte und hier die Kollwitzstraße entlangging, dachte ich, es wäre toll, wenn ich hier mal einen Laden hätte. Als ich nach Berlin kam, habe ich meine Bilder erst mal auf verschiedenen Kunstmärkten verkauft, dann habe ich auch meinen Mann kennengelernt und wir haben geheiratet. 2006 fragte mich eine Bekannte, ob ich mit ihr zusammen hier eine Galerie eröffnen würde. Wir haben uns den Laden angeschaut und gesagt, ja sofort. Sie ist dann sehr schnell wieder ausgestiegen und ich habe das alles mit meinem Mann zusammen aufgebaut. Das ist einfach eine schöne Adresse.
Gibt es einen bestimmten Grund, dass Du gesagt hast, ich bleibe in Deutschland und gehe nicht zurück nach Bulgarien?
2001 lief eigentlich mein Visum aus und ich habe jahrelang nachgedacht, was mache ich dann. Ich habe mich die Jahre zuvor sehr intensiv damit beschäftigt, habe auch einen Dokumentarfilm dazu gedreht und in den 10 Jahren, die ich in Deutschland lebte, hatte es sich sehr verändert und Bulgarien hat sich auch sehr verändert und ich wusste nicht, wie ich dort weitermachen kann. Es war für mich fast indiskutabel zurückzugehen. So hat es sich ergeben, dass ich hier geblieben bin.
Die Bilder die Du malst, sind sehr speziell. Nämlich Lebenswege. Was ist das genau?
Es ist ein Projekt, das seit 3 Jahren sehr im Vordergrund steht, dass ich Kundenwünsche erfülle. Da kommen beispielsweise verschiedene Kunden und sagen, unser Vorstandschef geht jetzt in Rente und wir würden ihm gern ein besonderes Geschenk machen und der hat in der Firma das und das geleistet und er sammelt Oldtimer und er hat ein Häuschen auf Mallorca, wird nächstes Jahr so und so viele Jahre alt, hat 3 Enkel und aus diesen ganzen Geschichten male ich praktische Bilder. Das ist jetzt so gut angekommen, dass es immer mehr und mehr wurde. Das ist so ein bisschen meine Spezialität, diese Lebensbilder oder Biografien.
Du bemalst auch Berliner Bären. Hat das eine bestimmte Bewandtnis?
Ich habe vor 9 Jahren, als für die Ausstellung „Kreis der Toleranz“ aus jedem Land ein Künstler ausgesucht wurde, um jeweils einen Bären zu bemalen, und sie noch keine bulgarische Künstlerin hatten, im Jazzradio gehört, dass sie fragten, ob es nicht Künstler gäbe, die sich da engagieren. Habe da angerufen und 2 Tage später hatte ich den Auftrag für ein großes Bild. Sie kamen nach Neukölln in unsere Wohnung im 3. Stock, dann habe ich es gemalt, und seitdem bin ich mit der Firma von damals gut befreundet. Es sind immer noch verschiedene Unternehmen und Privatleute, die sich so einen Bären wünschen und ich male es für sie nach dem gleichen Prinzip. Sie sagen, was sie möchten und ich erfülle dann ihre Wünsche.
Mir geht es gerade so, dass ich an diesem düsteren Tag hier in die Galerie gekommen bin, und hier ist es so farbenfroh. Mir öffnet sich das Herz.
Es ist so. Ich kann nichts anderes malen. Die Farben sind so strahlend, weil ich die besten Farben nehme, so dass die Strahlkraft sehr groß ist. Durch den eigenen Malstil, den ich entwickelt habe, wirken die Bilder sehr bunt und das mögen die Leute. Deshalb habe ich so gute Aufträge. Ich male die ganzen Bilder in Acryl auf Leinwand und dann male ich auch in einer anderen Technik, die sehr alt ist. Da wird Bienenwachs geschmolzen, mit farbigem Pigmentpulver vermischt und bei 80 – 90 Grad auf einen stabilen Untergrund, meistens Holz, aufgetragen. Wenn dann die Farbe erkaltet ist, kann man eine andere Farbe oben drauf setzen und dadurch entsteht diese besondere Reliefoberfläche. Das sind eben meine eigenen Bilder, bei denen ich ins Atelier gehe und male, was ich möchte. Als Ausgleich zu den Aufträgen. In dieser Technik nehme ich auch keine Aufträge an, das ginge auch gar nicht, da kaufen sie was da ist. Das ist meine freie Arbeit.
Sehr schöne Arbeiten. Ich bedanke mich für das Interview. Alles Gute - Dinah
Wer nun Lust auf mehr hat besucht bitte die Seite: http://www.karadim.de/