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War Mobbing die Ursache, dass Olaf H. ausgerastet ist?

Rechtfertigt ständiges Mobbing einen Kindesmord?

Am

Kaum war der Mörder des kleinen Mirko festgenommen, tauchten auch schon die ersten Artikel in diversen Zeitschriften zugunsten des Täters Olaf H. auf. In diesen wird er als Mobbingopfer bezeichnet. Er soll wegen einer am Mordtag auf ihn gerichteten Attacke vermutlich ausgerastet sein. Mirko soll das Pech gehabt haben, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein.


Arbeitgeber und Kollegen werden angeprangert

Wieder einmal passiert hier genau das, was der Schauspieler Til Schweiger am 2.2.2011 in der ZDF-Talkshow von Markus Lanz bemängelt hat. Der Täter wird als Geschädigter dargestellt. Je länger man in solchen Berichten liest, umso mehr könnte man den Eindruck bekommen, dass der kleine Mirko sogar einer Gewalttat der Telekom oder gar Verdi zum Opfer gefallen sei, weil diese nicht verhindert haben, dass Olaf H. auf der Arbeit schikaniert wurde. Der ermordete Mirko findet kaum noch Beachtung.

Opfer sind für die Medien oft nur anfangs interessant

Und so geht es meistens zu. Anfangs konzentriert sich alles auf die Opfer und zwar oftmals so stark, dass diese das Gefühl haben, ein zweites Mal missbraucht zu werden, weil sie immer und immer wieder ihre Aussagen wiederholen sollen, oder Details regelrecht aus ihnen herausgepresst werden. Da die Interviewer etwas Derartiges wie zum Beispiel einen Missbrauch ja nicht selbst miterlebt haben, können sie niemals nachvollziehen, was in den Betroffenen vorgeht. Sie tragen mit ihrem oftmals sachlichen Tonfall nicht dazu bei, das Vertrauen der Leidgeprüften zu gewinnen. Auch die Medien schlachten die Fälle anfangs zu ihren eigenen Gunsten aus, denn nichts verkauft sich besser als das Leid anderer Leute.

Irgendwann kehrt sich alles um

Einige Zeit später ist alles über die Opfer gesagt und der Täter oder das Tatmotiv rückt in den Vordergrund. Zuerst fallen noch Worte wie die Bestie, das Ungeheuer, der Kinderschänder und Dergleichen. Plötzlich tauchen aber irgendwelche Gutachten über eine schreckliche Kindheit mit Schlägen und sonstigen Brutalitäten auf. Wie sollte aus diesem geschundenen Kind etwas Vernünftiges werden? Immer war er in seinem späteren Leben der Verfolgte und Geächtete. Da ist es doch ganz natürlich, dass er eines Tages die Nase voll hat und selbst einmal zuschlägt und im schlimmsten Fall derart durchdreht, dass er ein Kind ermordet oder missbraucht.

Darf man den Täter zum Opfer machen?

Darf man dies wirklich entschuldigen, indem man einen solchen Fall einfach umkehrt, und den Täter zum Opfer macht? Wo bleiben dann die tatsächlich Betroffenen, wie in diesem Fall Mirko und seine Eltern? Ich habe sogar Artikel gelesen, in denen wurden die Familienangehörigen von Olaf H. als die wahren Opfer bezeichnet. Hatte der Autor am Ende vergessen, welche Gräueltat Olaf H. begangen hat? Natürlich ist die Familie von Olaf H. jetzt neugierigen Blicken und Anfeindungen ausgesetzt. Aber vielleicht haben auch sie Olaf H. nicht ernst genug genommen, wenn er von seinen Mobbing-Attacken berichtete und haben ihm die Unterstützung verwehrt, die er von seiner Familie gebraucht hätte.

Nichts rechtfertigt einen Missbrauch oder Mord

Auf jeden Fall dürfen niemals die Opfer in den Hintergrund geraten, und sie dürfen schon gar nicht das Gefühl bekommen, nicht ernst genommen zu werden. Jeder noch so kleinste Übergriff muss geahndet werden und darf nicht in den Mühlen der Justiz untergehen. Die Betroffenen müssen spüren, dass man ihnen glaubt, und die Tat nicht entschuldigt wird. Wo käme unsere Gesellschaft hin, wenn die Verbrechen damit entschuldigt werden, dass die Täter mit ihrem eigenen Umfeld nicht klarkommen. In solchen Fällen sollte man sich irgendwo professionelle Hilfe holen, sei es über einen Anwalt oder einen Therapeuten. Nichts, aber auch gar nichts rechtfertigt einen Amoklauf, einen Missbrauch oder gar einen Mord.

Journalistin * Autorin Gisa Pradam

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