Kommerziell entwickelte Diagnose-Verfahren sind teuer. Um 50 Menschen zu testen, sind 400 Euro zu berappen. Acht Euro pro Test hört sich nicht viel an, aber wer bringt die Summe auf, wenn 16 bis 18 Millionen Menschen in Lateinamerika infiziert sind? Ein armer Bauer, der seine Familie untersuchen lassen will, muss ein ganzes Monatseinkommen dafür aufbringen. Es geht allerdings auch viel kostengünstiger. Der Gießener Molekularbiologe Prof. Ewald Beck hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sich die Diagnosekosten drastisch reduzieren lassen. Statt 400 kostet der Test an 50 Personen nur 4 Euro.
Beck ist Vorsitzender und Mitgründer der "Gesellschaft zur Förderung eigenständiger Krankheitsbekämpfung in Entwicklungsländern (GEFEK)". Im Jahr 2004 wurde GEFEK von mehreren Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern der Justus-Liebig-Universität Gießen ins Leben gerufen. Seitdem erforscht und entwickelt der gemeinnützige Verein alternative und preiswerte Diagnoseverfahren für Entwicklungsländer. Dabei geht es um Infektionskrankheiten, die fast ausschließlich in den ärmsten Ländern der Welt vorkommen. Die Pharma-Industrie kann in diesen Ländern nicht viel verdienen; das kommerzielle Interesse, die Krankheiten, ihre Erkennung und Bekämpfung zu erforschen, ist daher äußerst gering.
Es geht nicht nur um Chagas, sondern auch um andere Infektionskrankheiten, die sich teilweise seuchenartig ausgebreitet haben. Und Bolivien ist ein Schwerpunkt, aber nicht das einzige Land, auf dessen Volksgesundheit sich das GEFEK-Engagement bezieht. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Mongolei. Es gibt eine Zusammenarbeit mit der Health Science University of Mongolia in Ulaanbaatar. In einem dort eingerichteten Labor können inzwischen Geschlechtskrankheiten, Tuberkulose, mehrere Erreger von Lungenentzündung, Hirnhautentzündung, verschiedene Durchfallerkrankungen und der unter der mongolischen Bevölkerung weit verbreiteten Brucellose diagnostiziert werden.
GEFEK springt ein, wo der Kommerz versagt. Da könnte man doch wenigstens Unterstützung von offizieller Seite erwarten – aber weitgehend Fehlanzeige. Die von GEFEK entwickelten zumeist auf molekularbiologischen Techniken basierende Nachweismethoden für Infektionskrankheiten lassen sich unter den finanziell eingeschränkten Möglichkeiten der Entwicklungsländer einsetzen. Durch Technologietransfer werden dortige Labors – z.B. in der Universidad Major de San Andrés in La Paz – in die Lage versetzt, die Diagnosesubstanzen selbst herzustellen. In Regierungen dieser Länder traut man aber offenbar den Fähigkeiten der einheimischen Wissenschaftler nicht viel zu. Wie anders sollte es zu erklären sein, dass beispielsweise Repräsentanten des argentinischen Gesundheitsministeriums noch 2005 behauptet haben, es handle sich um weniger als 100 neue Chagas-Fälle pro Jahr, obwohl nach Angaben der „Ärzte ohne Grenzen“ über drei Millionen Menschen in diesem Land unter der Krankheit leiden. Auch auf deutscher Seite wird die Problematik offenbar nicht ernst genommen. Sowohl die Deutsche Forschungsgemeinschaft als auch das Entwicklungshilfe-Ministerium haben Becks Anträge auf finanzielle Unterstützung abgelehnt.
GEFEK ist auf private Spenden angewiesen. Da sind auch schon einige Euro zusammengekommen, die eine erfolgreiche Arbeit ermöglicht haben. Aber es dürfte gern mehr sein. Gemessen an den Einnahmen, die Frau zu Guttenberg für ihren Verein „innocence in danger“ verbuchen kann, obwohl sie keine Informationen liefert, wofür das Geld gebraucht und verwendet wird, nehmen sich die Spenden für GEFEK sehr bescheiden aus.
Das Spendenkonto: GEFEK e.V., Volksbank Mittelhessen, Konto: 464 345 01, BLZ: 513 900 00. Wer eine Spendenquittung möchte, muss die eigene Anschrift im Betrefffeld der Überweisung angeben.
Weitere Informationen gibt es unter www.gefek.de.