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Gentechnik

Gentechnik: Umstrittener Bt-Mais wird großflächig "erprobt"

Am

Die Syngenta GmbH hat am Dienstag angekündigt, ihren heftig umstrittenen genveränderten Bt-176-Mais in Deutschland zum Zweck von Freilandstudien erneut anzubauen. Das Saatgut, das sich durch die gentechnische Veränderung selbst gegen Fraß- und Qualitätsschäden durch den Schädling Maiszünsler schützt, sei an wissenschaftliche Institute und über den normalen Handelsweg an Landwirte abgegeben worden. Die Anbaufläche in Deutschland soll rund 80 Hektar betragen.


Wie der Leiter der Kommunikationsabteilung Rainer Linneweber gegenüber pressetext.deutschland bestätigte, besteht derzeit noch ein von der damaligen Gesundheitsministerin Andrea Fischer erlassenes Verbot des Anbaus von Bt-176-Mais vom Februar 2000. Der "begrenzte Anbau zu wissenschaftlichen Begleitzwecken und agronomischen Beobachtungen" - so der verwaltungstechnische Ausdruck - sei jedoch genehmigt. Letzte Woche hatte die Umweltorganisation Greenpeace darüber informiert, dass das dem Verbraucherministerium von Renate Künast (Grüne) unterstellte Bundessortenamt bereits Ende März acht Sorten Gen-Mais für den Anbau in Deutschland zugelassen hat, dies aber erst Mitte Mai im Bundessortenblatt bekannt gegeben hat.

Gen-Mais kann sich durch Pollen über den betroffenen Acker hinaus in der Umwelt ausbreiten. Daher besteht für andere - auch für ökologisch bewirtschaftete - Felder die Gefahr, kontaminiert zu werden. Syngenta erklärte dazu, "Unstimmigkeiten über die natürliche Pollenverbreitung auf benachbarte Maisfelder" sollten "durch die Absprache der Landwirte untereinander vorgebeugt werden". Man werde allerdings die Adressen der Bauern nicht öffentlich machen, um Protestaktionen vorzubeugen.

Linneweber sagte dazu, es "ist davon auszugehen, dass es auch in diesem Jahr mehrere Aktionen gegen Landwirte geben wird." In den vergangenen Jahren hatten Umweltschutzgruppen und Gentechnikgegner den Landwirten, die Bt-Mais anbauten, gedroht, sie bei ihren Abnehmern in Verruf zu bringen. Außerdem waren Bt-Maisfelder gefärbt und die Ernte dadurch vernichtet worden.

Strittig ist, ob das im Bt-Mais-Erbgut enthaltene Antibiotika-Marker-Gen über die Nahrungskette unkontrolliert verbreiten und bis hin zum Menschen zu lebensgefährlichen Antibiotikaresistenzen führen kann. Bruchstücke aus dem Erbgut von gentechnisch verändertem Mais haben Ernährungswissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena in Organen und Muskelfleisch von Hähnchen nachweisen können. Die Tiere waren ausschließlich mit Körnern des Bt-Maises gefüttert worden.

Im letzten Jahr hatte das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen entschieden, dass normaler Raps aus der Nachbarschaft eines Gen-Raps-Feldes nicht verkauft werden darf (Az. 21 B 1125/00). Das Gericht war der Ansicht, dass das Vermarktungsinteresse des Landwirts hinter dem Interesse der Allgemeinheit zurückzustehen habe. Die Gefahren und Risiken der Gentechnik, die eine "unkontrollierte und praktisch nicht rückgängig zu machende Verbreitung" von Genraps mit sich bringe, müßten begrenzt werden. Bei Raps werden wie bei Mais genetische Veränderungen über den Pollen zwangsweise auf Pflanzen in der Nähe übertragen.

Syngenta war Ende letzten Jahres durch die Ausgliederung der Agrosparten des Schweizer Pharmakonzerns Novartis und des britischen Konzerns Zeneca entstanden. Experten sehen in der Ausgliederung der Unternehmensbereiche der so genannten "Grünen Gentechnologie" eine Reaktion auf das schlechte Image der "Grünen" in Vergleich zur "Roten Gentechnologie".

50 Tonnen Gen-Mais dürfen angebaut und gegessen werden

Umstrittenes Saatgut erlaubt

Nach Recherchen der Umweltorganisation Greenpeace haben Gentechnik-Konzerne die Erlaubnis erhalten, dieses Jahr etwa 50 Tonnen genmanipuliertes Mais-Saatgut in Deutschland zu verkaufen. Das Bundessortenamt habe Mitte März zehn Sorten Gen-Mais der Firmen Syngenta, Pioneer, Monsanto und Aventis in begrenztem Umfang freigegeben. Die Gen-Pflanzen können Spritzmitteln widerstehen oder tragen ein Gift gegen Insekten in sich. Die Landwirte müssen den Acker nicht entsprechend kennzeichnen. Die Ernte kann sogar mit herkömmlichem Mais vermischt und für Nahrungs- und Futtermittel verwendet werden. Insgesamt reiche das zugelassene Saatgut für über 2000 Hektar Fläche. "Die Konzerne wissen seit Jahren, dass die Verbraucher Gentechnik im Essen ablehnen", sagt Christoph Then, Gentechnik-Experte von Greenpeace. Daher gebe es fast keine Lebensmittel mit genmanipulierten Bestandteilen. "Jetzt sollen sie uns auf diese Weise untergeschoben werden", kritisiert Then. "Aber Gentechnik gehört nicht auf den Acker, nicht in den Futtertrog und nicht auf den Teller. Für die Sicherheit der Saaten kann niemand garantieren." Nicht nur die Interessen der Verbraucher würden missachtet, sondern auch die der Bauern. Wenn der Gen-Mais ohne jede Kennzeichnung angebaut werde, würden angrenzende Felder und deren Ernte verunreinigt, ohne dass der benachbarte Landwirt es merkt. "Wir fordern die Industrie auf, das Saatgut aus dem Verkehr zu ziehen."

In den vergangenen Jahren erteilte das Sortenamt ähnliche Genehmigungen. Wegen des schwachen Interesses der Landwirte wurden diese aber nur wenig genutzt. In einigen Fällen gelang es Greenpeace, die Felder aufzudecken. Die Europäische Union sieht die Möglichkeit vor, die Gen-Felder in einem öffentlich zugänglichen Register zu erfassen. Deutschland hat das entsprechende Gesetz aber nicht umgesetzt. Greenpeace erwartet vom Bundesministerium für Verbraucherschutz zumindest Maßnahmen, damit die umliegenden Landwirte gewarnt werden.

Greenpeace vertritt seine Forderung, keine genmanipulierten Organismen freizusetzen, auch im Diskurs "Grüne Gentechnik" des Verbraucherschutzministeriums. "Seit Wochen führt Ministerin Künast Gespräche mit der Industrie, Verbrauchern und Umweltschützern über die Zukunft der Gentechnik auf dem Acker. Gleichzeitig will die Industrie einfach Fakten schaffen und die Öffentlichkeit hintergehen, indem sie heimlich Gen-Mais anbaut", erklärt Then.

Unter den zugelassenen Sorten sei auch um Gen-Mais, der sein eigenes Pestizid produziert, das sogenannte "Bt"-Gift. Besonders umstritten ist das in diesem Mais teilweise enthaltene Gen für eine Resistenz gegen Antibiotika. Es kann Antibiotika in der Tierzucht unwirksam machen, wenn der Mais verfüttert wird. Zudem gefährdet der Anbau auch nützliche Insekten. Ein weiterer Gen-Mais enthalte ein sogenanntes "T25"-Gen, das ihn resistent macht gegen das Pestizid "Basta". Auch dieser Mais enthält einen Genabschnitt für Antibiotika-Resistenz. Entgegen der eigentlichen Absicht benötige dieser Mais mehr Spritzmittel als herkömmliche Sorten. Das zeige eine Studie der Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA).

Am 25-03-2002

Gen-Mais überraschend abgemäht

Soll illegale Aussaat vertuscht werden?

Das von Greenpeace am Mittwoch aufgedeckte Feld mit genmanipuliertem Mais in Woelfersheim (Wetteraukreis in Hessen) wurde am Wochenende vorzeitig gemäht und der unreife Gen-Mais untergepflügt. Der Landwirt wollte den Gen- Mais Bt-176 des Saatgut-Konzerns Syngenta (Maintal) ursprünglich als Futter für sein Milchvieh verwenden. Nach Angaben des Bauern handelte es sich bei dem Gen-Saatgut um Restbestände aus dem Jahr 2001. Das Bundessortenamt (BSA) in Hannover hat zwar für dieses Jahr 50 Tonnen genmanipulierten Mais zugelassen. Doch speziell für den Gen- Mais Bt-176, der jetzt in Woelfersheim entdeckt wurde, setzte das Bundesgesundheitsministerium (BMG) im März 2000 die Genehmigung aus. Anbau und Verwertung der Ernte erlaubt das BMG nur unter der Auflage, dass am Acker Forschung betrieben wird. Der Landwirt sagte jedoch gegenüber Greenpeace, es habe an dem Acker keine Forschung stattgefunden und sie sei auch nicht geplant gewesen. Damit wäre das Gen-Maisfeld illegal.

Das hessische Landwirtschaftsministerium in Wiesbaden bezeichnete das Gen-Maisfeld in Woelfersheim nach seiner Aufdeckung am Mittwoch dagegen als legal nach der Freisetzungs-Richtlinie der EU. Dabei verschwieg das Ministerium die Einschränkung durch das BMG. Nachdem der Anbau des Gen-Maises öffentlich bekannt war, erhielt der Landwirt nach eigener Aussage am vergangenen Freitag Besuch von zwei Mitarbeitern des Saatgut-Konzerns Syngenta sowie von einem Beamten des Regierungspräsidiums Giessen. Die drei Besucher hätten ihn gebeten, auf den 1.8. bzw. den 19.7.2002 rückdatierte Dokumente zu unterschreiben. Er habe jedoch die Unterschrift verweigert.

"Der gemeinsame Auftritt von Syngenta und der Behörde kurz nach der Aufdeckung des Feldes ist höchst dubios", sagt Henning Strodthoff, Gentechnik-Experte von Greenpeace. "Wir fordern, diesen Vorgang schnellstens aufzuklären. Ausserdem müssen die Behoerden alle Standorte bekannt geben, an denen Gen-Mais angebaut wird, und der Mais muss unschädlich entsorgt werden."

Der Gen-Mais Bt-176 bildet durch Genmanipulation ein Insektengift, das jedoch nicht nur unerwünschte Insekten wie den Maiszünsler tötet, sondern auch die Larven nützlicher Schmetterlingsarten. Zudem enthält er ein Gen, das ihn gegen bestimmte Antibiotika widerstandsfähig macht. Über Tierfutter und Lebensmittel könnte es im Darm zu einer Übertragung der Antibiotika-Resistenzgene auf Krankheitserreger kommen. Diese wären dann ebenfalls immun gegen diese Antibiotika. Ärzte warnen davor, dass die Behandlung von Patienten schwieriger wird, da Antibiotika dadurch beim Menschen wirkungslos werden können.

Am 05-08-2002

Aufklärung vom Robert-Koch-Institut gefordert - Kühe fraßen Gen-Mais

Kuhsterben auf hessischem Bauernhof

Mit einem Kuh-Skelett protestierten am Montag 15 Greenpeace-Aktivisten in Berlin vor dem Robert-Koch-Institut. Auf einem Banner steht:" Genfutter - alles in Butter?" Hintergrund der Proteste: Das Institut hat bislang nicht die rätselhaften Umstände geklärt, die zu dem Tod von zwölf Kühen auf einem hessischen Bauernhof geführt haben, obwohl es von Amts wegen dafür zuständig ist. Die Tiere waren zwischen 1997 und 2001 in Wölfersheim mit gentechnisch manipuliertem Mais der Firma Syngenta gefüttert worden. Das Robert-Koch-Institut ist für die Genehmigung des Gentech-Mais verantwortlich und weigert sich bisher, weitergehende Untersuchungen zur Aufklärung der Vorfälle zu veranlassen. Greenpeace fordert eine vollständige Aufklärung des Kuhsterbens und ein sofortiges Verbot des betroffenen Gen-Mais bt176 der Firma Syngenta.

"Das Robert-Koch-Institut verwaltet die Gentechnik, anstatt aktiv für Sicherheit und Aufklärung zu sorgen", sagt Henning Strodthoff, Gentechnik-Experte bei Greenpeace. "Der Gen-Mais hätte niemals zugelassen werden dürfen. Sogar die USA haben ihn inzwischen wieder vom Markt genommen. Der Vorfall in Hessen zeigt erneut, wie wenig ernst das Risiko Gentechnik genommen wird. Neue Genehmigungen für Gen-Pflanzen dürfen in dieser Situation nicht erteilt werden - schon gar nicht durch diese Behörde," so Strodthoff weiter.

Allgemeine Fütterungsfehler oder Krankheiten konnten mit den bisherigen Untersuchungen als Ursache für das Kuhsterben weitgehend ausgeschlossen werden. Syngenta hat dem Bauern zwar 2002 einen Teil des Schadens ersetzt, weigert sich aber, den Gen-Mais als Ursache anzuerkennen. Der Landwirt forderte von den Behörden und der Firma Syngenta vergeblich weitere Unterstützung bei der vollständigen Aufklärung des Falles und legte jetzt gegenüber Greenpeace die Akten offen.

Der Gen-Mais wird in Europa nur in Spanien kommerziell angebaut. Studien über bt176 Mais haben immer wieder überraschende Befunde erbracht: Beispielsweise wird das neu gebildete Bt-Eiweiss, das den Mais eigentlich nur vor bestimmte Fraßinsekten schützen soll, langsamer abgebaut als angenommen. Das Eiweiß fand sich im Magen, Darm und Kot von Kühen. Versuche an Mäusen zeigen, dass es möglicherweise auch bei Säugetieren wirkt, was bisher immer ausgeschlossen wurde. Der Fall ist besonders brisant, weil die EU einen neuen Antrag für einen weiteren Gen-Mais der Firma Syngenta berät. Der Mais ist für die menschliche Ernährung gedacht. Der bt11 Gen-Mais bildet das selbe giftige Eiweiß.

In Deutschland gibt es nur wenige Firmen und Handelsketten wie die Metro-Group, die Gentechnik in ihr Sortiment aufnehmen und vermarkten wollen. Metro schließt außerdem nicht aus, dass schon jetzt in Eigenmarken Gentechnik vorhanden ist. In Deutschland gelangt Gentechnik über den Umweg Tierfutter auf die Teller der Verbraucher.

Am 08-12-2003

EU-Verbraucherkommissar will neuen Gen-Mais zulassen

Großflächiger Anbau in Sachsen-Anhalt gestartet

Gentechnisch veränderter Mais der Sorte Bt11 wird voraussichtlich demnächst EU-weit zum Verkauf zugelassen. Die EU-Agrarminister konnten sich am Montag in Luxemburg nicht über die Zulassung des Gen-Maises der Schweizer Firma Syngenta einigen. Nun kann die EU-Kommission darüber entscheiden. EU-Verbraucherkommissar David Byrne kündigte an, den gentechnisch veränderten Mais zulassen zu wollen. In Sachsen-Anhalt startete unterdessen der großflächige Anbau von gentechnisch verändertem Mais. Nach Informationen aus diplomatischen Kreisen stimmten Irland, die Niederlande, Finnland, Schweden, Großbritannien und Italien für die Zulassung des Gentechnik-Produktes, während sich Dänemark, Griechenland, Frankreich, Luxemburg, Österreich und Portugal dagegen aussprachen. Deutschland, Belgien und Spanien enthielten sich der Stimme. In Den Haag protestierten rund 70 niederländische Umweltschützer gegen die Zulassung von Gentechnik-Pflanzen.

"Ich halte eine Zulassung für richtig, der Mais ist wissenschaftlich analysiert worden und er ist klar gekennzeichnet", sagte Byrne in der Dienstagsausgabe des Berliner "Tagesspiegel". "Nach bisherigem Stand der Wissenschaft besteht kein Zweifel: Gentechnisch veränderte Lebensmittel sind genauso sicher wie herkömmlich produzierte", sagte Byrne. Mit der seit einer Woche geltenden Kennzeichnung von Genfood habe der Verbraucher "die Wahl". Die Kommission habe dafür gesorgt, dass "alle Nahrungsmittel klar kenntlich gemacht werden müssen".

Byrne kritisierte die deutsche Agrarministerin Renate Künast, die mit dem EU-Gesetz wegen der mangelnden Kennzeichnungspflicht für Eier, Fleisch und Milchprodukte nicht zufrieden ist: "Die Ministerin war selbst in dem Agrarministerrat, der im vergangenen Herbst für die neue Gesetzgebung gestimmt hat. Sie hat diese Regelung gewollt, nun sollte sie sich daran halten", sagte Byrne.

In Sachsen-Anhalt startete unterdessen der großflächige Anbau von gentechnisch verändertem Mais, sagte ein Sprecher des Landeswirtschaftsministeriums. Das Land will in den nächsten Jahren 100 Millionen Euro für die Förderung der Gentechnik bereitstellen. Dagegen fordert das Aktionsbündnis "Keine Gentechnik auf Sachsen-Anhalts Feldern" einen Volksentscheid. 72 Prozent der Befragten hätten sich Ende letzten Jahres gegen gentechnisch veränderte Lebensmittel ausgesprochen.

Am 26-04-2004

Umstrittener Anbau von Gen-Mais in sieben Bundesländern gestartet

Geheimhaltung der Flächen illegal

Ausgehend von Sachsen-Anhalt hat in diesem Frühjahr in sieben Bundesländern ein umstrittener Erprobungsanbau von Gen-Mais begonnen. Es sei der bislang umfangreichste wissenschaftlich begleitete Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen in Deutschland, sagte Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Horst Rehberger (FDP) am Mittwoch in Magdeburg. Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsministerin Petra Wernicke (CDU) erklärte, die genauen Standorte der Versuchsfelder würden - auch auf Wunsch der beteiligten Landwirte - nicht bekannt gebeben. Kritiker werfen der Landesregierung Geheimniskrämerei sowie eine Verharmlosung der Risiken durch die grüne Gentechnik vor. Die Geheimhaltung der Anbauflächen verstoße zudem gegen EU-Recht, so Europarechtler. Die Anbauflächen mit dem so genannten Bt-Mais betrage insgesamt 300 Hektar, in Sachsen-Anhalt etwa 60 Hektar, sagte Rehberger. An dem Versuch beteiligten sich 29 Landwirte und zwar an sechs Standorten in Sachsen-Anhalt, zwei in Mecklenburg-Vorpommern, vier in Brandenburg, einem in Thüringen, fünf in Sachsen, neun in Bayern und zwei in Baden-Württemberg.

Ziel sei die Erprobung der Koexistenz von gentechnisch verändertem und konventionellem Mais, erklärte Rehberger. Im Rahmen des Versuchs werde deshalb zusammen mit den Bt-Mais auf 700 Hektar auch konventioneller Mais angebaut. Die wissenschaftliche Begleitung übernehme die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Nach Ansicht des Europarechtlers Christian Tietje von der Universität Halle-Wittenberg verstößt die Geheimhaltung der Flächen gegen Europarecht. Entsprechend dem Grundsatz der "unmittelbaren Anwendbarkeit" gelte die neue EU-Freisetzungsrichtlinie, die bei einem solchen Anbau von Gen-Pflanzen eine grundsätzliche Informationspflicht der Behörden an die Öffentlichkeit vorsieht.

Die Grünen warfen der Landesregierung außerdem vor, die Risiken zu bagatellisieren. Die Bürger hätten ein Recht auf umfassende Information, sagte Sören Herbst vom Landesvorstand der Grünen. Die PDS kritisierte, dass das Land sich einfach über die Sorgen der Landwirte hinweggesetzt habe und statt Transparenz Geheimhaltung praktiziere.

Am 06-05-2004

NAFTA kritisiert Gefährdung der biologischen Vielfalt durch Gen-Mais

Report seit Juni zurückgehalten

Die Umweltbehörde Commission For Environmental Cooperation (CEC) der Nordamerikanischen Freihandelszone (NAFTA) warnt vor den Risiken der Ausbreitung von Gen-Mais in Mexiko. Das geht aus einem Report der Behörde hervor, die die Umweltschutzorganisation Greenpeace am Dienstag veröffentlicht hat. Die CEC fordert demnach eine Kennzeichnung von amerikanischem Gen-Mais, der für Mexiko bestimmt ist. So solle verhindert werden, dass sich Gen-Mais unkontrolliert ausbreite. Weitere Forderungen der NAFTA: Die genmanipulierten Pflanzen sollten nur noch in gemahlener Form exportiert werden, damit die Körner nicht als Saatgut verwendet werden können. Außerdem solle der kommerzielle Anbau von Gen-Mais nicht mehr gestattet werden, da die Umweltauswirkungen nicht abschätzbar seien. Die Veröffentlichung des Reports mit dem Titel "Mais und Biodiversität: Effekte von gentechnisch verändertem Mais in Mexiko" wird nach Informationen der Umweltschützer seit Juni von der US-Regierung zurückgehalten. "Der NAFTA-Bericht bestätigt, dass die USA durch die Handelspraxis mit genmanipulierten Saaten die Umwelt gefährden und die unkontrollierte Ausbreitung von Gen-Pflanzen fördern", kritisiert Christoph Then, Gentechnikexperte von Greenpeace Deutschland. Es sei "kein Wunder, dass die USA diesen Bericht zurückhalten". Eine Trennung der Märkte und Kennzeichnung der Gen-Pflanzen wurde von den USA bisher immer als überflüssiges Handelshemmnis bezeichnet.

Im Ursprungsland des Mais wurden schon 2001 Verunreinigungen von Gen-Mais wissenschaftlich belegt. Der NAFTA-Report geht davon aus, dass sich der Gen-Mais unkontrolliert und nicht rückholbar unter den einheimischen mexikanischen Sorten ausbreiten wird. Jährlich werden über fünf Millionen Tonnen Mais aus den USA nach Mexiko exportiert.

Der Report ist für die USA problematisch, da diese im Moment vor einem Schiedsgericht der Welthandelsorganisation WTO gegen die EU wegen des Imports von amerikanischen Gen-Pflanzen klagen. Die Kennzeichnungsvorschriften und Zulassungsverfahren der EU werden von den USA als unzulässiges Handelshemmnis angesehen. Der Report könnte die Position der USA vor dem Schiedsgericht der WTO empfindlich schwächen.

"Der NAFTA-Report gibt der EU-Kommission gute Argumente bei ihrer Auseinandersetzung mit den USA", sagt Then. "Zu Recht beruft sich die EU vor der WTO auf das Prinzip der Vorsorge, weil längst nicht alle wissenschaftlichen Fragen geklärt sind."

Auch in Europa wird der Anbau von Gen-Pflanzen nach diversen Studien unweigerlich dazu führen, dass sich diese auf den gentechnikfreien Feldern ausbreiten. Pflanzen wie Gen-Raps können sich zudem mit verwandten Wildkräutern kreuzen und fortpflanzen. Greenpeace forderte deswegen strikte Regeln zur Reinheit von Saatgut und einen Stop der Zulassung für Gen-Pflanzen.

Am 19-10-2004

Gen-Mais mit 20 Meter Abstand kein Problem mehr?

Gentechnik

Ob Gen-Mais neben herkömmlichen Maissorten angebaut werden kann, ohne den herkömmlichen Mais gentechnisch zu verunreinigen, bejaht das Land Sachen-Anhalt. Seit Mai 2004 wurden auf insgesamt 28 geheim gehaltenen Feldern in sieben Bundesländern Genmais angebaut. Die wissenschaftliche Auswertung ergab, dass der Schwellenwert bei Mais von 0,9 Prozent bei bisher sechs untersuchten Feldern nicht überschritten wurde, wenn eine Pufferzone von 20 Metern um den Gen-Mais eingehalten würde. Während Hermann Onko Aikens, Staatssekretär des Umweltministeriums Sachsen-Anhalts mit den Worten "Wir brauchen Mut zur Veränderung." für die Gentechnik warb, kritisiert der Umweltverband greenpeace die Blauäugigkeit des Anbaus. "Es ist längst bekannt, das in den USA und in Kanada die Trennung von genmanipulierten und gentechnikfreien Pflanzen auf dem Acker, bei der Ernte und bei der Verarbeitung nicht funktioniert, " so Christoph Then von dem Verein. Die Tests verliefen so, dass man auf einer Fläche von fünf bis 20 Hektar gentechnisch veränderten Mais in einen 60 Meter breiter Gürtel aus konventionellem Mais pflanzte. Da die Standortbedingungen in den sieben Bundesländern verschieden sind, hofft man auf ein möglichst repräsentatives Ergebnis. Klima, Blühtezeit des Gen- und des herkömmlichen Mais, und Windstärke werden in die Beobachtungen mit einbezogen. Am Ende werden Stichproben der geernteten Maispflanzen entnommen, und auf ihre gentechnische Veränderung hin untersucht. Liegt der Schwellenwert unter dem festgeschriebenen 0,9 Prozent, ist der Gen-Anbau möglich. Um die zugelassenen Grenzwerte zu garantieren, müsse ein 20 Meter breite Randstreifen eingehalten werden.

"Die Auswirkungen des Gentech-Mais auf die biologische Vielfalt und Insekten wurden komplett ausgeklammert", kritisiert Olaf Tschimpke vom Umweltverband NABU. Weil die Flächen geheim gehalten wurden, hätten die Auswirkungen auf die Umwelt auch nicht überprüft werden können," so NABU.

Beteiligt sind sieben Bundesländern: Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Bayern, Sachsen, Brandenburg, Baden-Württemberg und Thüringen. Die beiden Bundesländer Bayern und Sachsen-Anhalt stellten neben privaten auch staatlich Flächen für den Anbau von gentechnisch veränderten Körnermais und die Futterpflanze Silomais zur Verfügung. Das Saatgut wurde von Großkonzernen wie Saatguthersteller Monsanto und Pioneer Hi-Bred Northern Europe gestellt, die ebenfalls Mitglieder bei InnoPlanta sind - der Koordinator des Erprobungsanbaus.

Der Gentechnisch veränderte Mais ist gegen den Schädlinge Maiszünsler resistent. Durch diese Resistenz soll der Gen-Mais den Ernteausfall mindern. Uwe Schrader, Vorstandsvorsitzender des InnoPlanta nennt die Untersuchungen praktisch. Er begrüsst die angeregte Debatte zum Thema Grüne Gentechnik. "Nur mit den Erfahrungen eines praktischen und wissenschaftlich begleiteten Anbaus lässt sich eine Wahlfreiheit für die Landwirtschaft und die gesamte Warenkette realisieren."

Der Umweltverband NABU hält die Resistenz gegen den Maiszünsler für vorgeschoben. Um die Grenzwerte einzuhalten, könnten nur kleine Flächen bepflanzt werden. Ob das die wirtschaftlichen Verluste durch den Schädling aufwiege, bezweifelt der Verein.

"Man kann Pflanzenzüchtern in Deutschland nicht aufgrund anderer Weltanschauungen generell gentechnische Methoden verbieten, wenn keine naturwissenschaftlichen Belege dagegen sprechen," hält der verantwortliche Wissenschaftler für das Projekt, Eberhardt Weber von der Universität Halle, für richtig.

Eine Maispflanze wird vom Wind bestäubt ohne Insekten. Der Pollenflug findet zwischen zwei und vierzehn Tagen statt. Weil der Maispollen groß und schwer ist, fliegt er weniger weit als beispielsweise Rapspollen. Dieses Flugverhalten fällt je nach Klima und Wind unterschiedlich aus. Wurde in dem diesjährigen Erprobungsanbau 20 Meter als Pufferzone festgestellt, um 0,9 Prozent Verunreinigung einzuhalten, waren es in einer amerikanischen Studie in den 50er Jahren über 200 Meter. "90 Prozent des Maispollens fliegt in der Regel nicht weiter als zehn Meter," gibt sich Weber sicher.

In Deutschland wird seit sieben Jahren bisher nur gentechnisch veränderten Mais zu wissenschaftlichen Untersuchungen angebaut. Nachwievor liegen über die Wirkung von genmanipulierten Pflanzen auf den menschlichen Organismus und die Umwelt keine klaren Aussagen vor.

Spanien ist das einzige EU-Land, das Gen-Mais kommerziell anbaut.

Am 25-11-2004

Untersuchung zu Risiken von Gen-Mais zur Veröffentlichung freigegeben

Organschäden bei Testratten

Greenpeace hat sich vor dem Verwaltungsgericht Köln gegen den US-SaatgutkonzernMonsanto mit dem Anspruch auf Akteneinsicht zum genmanipulierten Mais MON 863 durchgesetzt. Laut am Freitag veröffentlichtem Gerichtsbeschluss muss eine mehr als 1000 Seiten umfassende Studie über Gesundheitsschäden bei Ratten nach der Verfütterung dieses Gen-Mais jetzt veröffentlicht werden. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hatte im April nach Aufforderung durch Greenpeace die Freigabe der brisanten Studie beschlossen. Dagegen hatte Monsanto jedoch Einspruch vor dem Verwaltungsgericht eingelegt, der jetzt im Eilverfahren zurückgewiesen wurde. "Das Kölner Gericht hat einen Präzedenzfall für die Informationsfreiheit geschaffen", sagte Gentechnikexperte Christoph Then von Greenpeace. "Monsanto ist mit seinem Versuch, den unliebsamen Untersuchungsbericht geheim zu halten, gescheitert. Ein wichtiger Erfolg für Greenpeace und die Verbraucher in Europa."

Die Fütterungsversuche mit MON 863 hatten im April 2004 für internationale Diskussionen gesorgt, als die französische Tageszeitung "Le Monde" über negative Effekte bei den Tieren berichtete. Danach zeigten Ratten, an die der Gen-Mais mit eingebautem Insektengift verfüttert wurde, deutliche Veränderungen im Blutbild und Organschäden. "Dies ist ein Hinweis auf mögliche gesundheitliche Schäden durch Gen-Food", so Then. Monsanto bestreite diese Effekte nicht, behaupte aber, dass sie nicht vom Gen-Mais verursacht worden seien.

Laut Greenpeace will der EU-Ministerrat bereits am 24. Juni darüber entscheiden, ob der Gen-Mais MON 863 in Europa zum Import zugelassen wird. Laut EU-Umweltinformationsgesetz und deutschem Gentechnikgesetz habe die Öffentlichkeit jedoch ein Anrecht auf Zugang zu den Daten. Bis 24. Juni könnten die umfangreichen Unterlagen allerdings kaum vollständig geprüft werden. Zudem sei davon auszugehen, dass Monsanto gegen die Entscheidung des Gerichtes Beschwerde einlegt und das Oberverwaltungsgericht in Münster erneut über den Fall urteilen muss. Unklar sei, ob der Zugang zu den Akten dann bis zur weiteren Entscheidung erneut blockiert wäre.

"Die EU-Mitgliedsstaaten müssen die Zulassung des Gen-Mais im Ministerrat mit klarer Mehrheit ablehnen", forderte Christoph Then. Die Entscheidung des Gerichtes zeige, dass die Akten zu Unrecht geheim gehalten wurden. "Das Recht der Öffentlichkeit auf Transparenz kann nur gewahrt bleiben, wenn das Zulassungsverfahren jetzt in letzter Minute gestoppt wird." Die deutsche Regierung habe dagegen die Zulassung von MON 863 für den europäischen Markt bisher befürwortet.

Auch in anderen EU-Ländern versuchten inzwischen Umweltgruppen und Politiker, Einsicht in den geheim gehaltenen Untersuchungsbericht zu erlangen. So sei Greenpeace in Schweden inzwischen vor dem Supreme Court, der höchsten gerichtlichen Instanz in solchen Fällen. In Frankreich versuche eine Ex-Umweltministerin Einsicht zu erwirken und in England sei es das Umweltministerium zusammen mit einer nicht näher bekannten Gruppe. Bisher hätte es aber noch keinen freien Zugang für unabhängige Experten gegeben, die die Rattenversuche bewerten wollten. Die letztjährige Entscheidung der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA, den Gen-Mais für unbedenklich zu erklären, wurde deswegen mehrfach heftig kritisiert.

Am 10-06-2005

Unterlagen über Gen-Mais-Fütterungsversuche veröffentlicht

Nicht mehr geheim

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat am Mittwoch bisher vertrauliche Dokumente des Gentechnik-Konzerns Monsanto über Fütterungsversuche an Ratten mit genmanipuliertem Mais veröffentlicht. Am Montag hatte das Oberverwaltungsgericht in Münster den Bericht freigegeben, nachdem Greenpeace Akteneinsicht nach EU-Gentechnikrecht beantragt hatte. Die Tiere hätten Gesundheitsschäden aufgewiesen, nachdem sie mit Monsantos Gen-Mais MON 863 gefüttert wurden, berichten die Umweltschützer. So habe sich das Blutbild verändert und es seien Organschäden aufgetreten. Das Die Naturschützer sehen in dem Urteil des Oberverwaltungsgerichts eine Präzendenzentscheidung für Fälle, in denen Firmen ihre Unterlagen über die Risikobewertung von Gen-Pflanzen geheim halten. Laut Greenpeace entscheidet am Freitag der EU-Umweltministerrat in Luxemburg darüber, ob der Gen-Mais nach Europa importiert werden darf. Monsanto hatte behauptet, dass die Gesundheitsschäden "Unregelmäßigkeiten" seien, die bei Tests auftreten können und nichts mit dem Genmais zu tun haben. Der Konzern hatte wiederholt versucht, den 1000-Seitigen Text geheim zu halten und stattdessen eine 19-seitige sogenannte Zusammenfassung präsentiert. Monsanto war für die Geheimhaltung auch in Berufung gegangen.

Zuletzt hat das Oberverwaltungsgericht NRW im Eilverfahren entschieden, dass die Studie nicht als Betriebsgeheimnis zu behandeln ist. In der Begründung hieß es, das Gentechnikgesetz nehme vom Geheimnisschutz unter anderem die "Beurteilung der vorhersehbaren Wirkungen, insbesondere schädliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt" aus. Darunter sei nicht nur eine wertende Zusammenfassung der vorgelegten Unterlagen, sondern darüber hinaus das dem Prüfungsergebnis zugrunde gelegte Tatsachenmaterial zu verstehen.

Durch die nun erreichte Aktenfreigabe seien Wissenschaftler nicht mehr an die bisherige Vertraulichkeit gebunden, erklärte Greenpeace. Der Forscher Gilles-Eric Seralini sagte, der Gen-Mais dürfe nicht für Lebens- und Futtermittel in EU-Ländern zugelassen werden. Wenn ein Versuch "derartig auffällige Ergebnisse" zeige, müsse er auf jeden Fall wiederholt werden. Seralini arbeitet bei der staatlichen französischen Kommission CGB (Commission du Génie Biomoléculaire), die für die Risikobewertung von Gen-Pflanzen zuständig ist. Seralini sagte außerdem, die Sicherheitsstandards bei EU-Zulassungsverfahren für genmanipulierte Pflanzen seien generell unzureichend.

Laut Greenpeace produziert der Mais MON863 ein Insektengift - ein so genanntes Bt-Gift - gegen den Maiswurzelbohrer. Zudem enthalte MON863 ein Gen für eine umstrittene Antibiotika-Resistenz. Diese seien laut der EU-Freisetzungsrichtlinie 2001/18 zu vermeiden. Es sei nicht auszuschließen, dass die manipulierten Gene auf Krankheitserreger übertragen würden und so die Entstehung neuer resistenter Keime förderten, warnten die Umweltschützer.

Auch Arpad Pusztai, der bereits eine Risikobewertung von MON863 für die deutsche Regierung erstellt hatte, warnte vor einer Marktzulassung. "Es ist nicht anzunehmen, dass die Schäden an den inneren Organen der Ratten und dem Blutbild der Tiere auf Zufall beruhen. Die Akten zeigen zudem, dass der Versuchsaufbau ungenügend und die Datenauswertung fehlerhaft war." Weitere Untersuchnungen seien zwingend notwendig.

In Luxemburg stimmen die Minster laut Greenpeace am Freitag auch über bestehende nationale Verbote für Import und Anbau von Gen-Pflanzen ab. Fünf EU-Länder, darunter Deutschland, beriefen sich auf eine nationale Schutzklausel im EU-Recht. Die Kommission habe die Länder aber aufgefordert, die Verbote aufzuheben. Bislang wollten nur England und die Niederlande die EU-Kommission unterstützen.

"Die meisten Staaten wollen sich in ihren Rechten nicht beschneiden lassen", sagt Christoph Then von Greenpeace. Die Aufhebung der nationalen Beschränkungen müsse ebenso zurückgewiesen werden wie die Zulassung des Gen-Maises MON863. Die EU müsse jetzt beweisen, dass ihr der Schutz von Verbrauchern und Umwelt wichtig ist.

Am 22-06-2005

EU-Umweltministerrat lässt Gen-Mais MON863 zu

BT176 bleibt in Deutschland verboten

Der EU-Umweltministerrat hat am Freitag der Zulassung der umstrittenen Gentechnik-Mais-Sorte MON863 zum Import als Futtermittel und für die industrielle Produktion zugestimmt. Die Mehrheit der Umweltminister der EU-Länder folgte damit einem Vorschlag der EU-Kommission. Die Entscheidung soll allerdings erst dann in Kraft treten, wenn auch über die Zulassung als Lebensmittel entschieden worden ist. Nicht durchsetzen konnte sich die Kommission dagegen mit einem Vorschlag, mit dem Deutschland, Österreich und Luxemburg aufgefordert worden wären, die Genmais-Linie Bt176 unbeschränkt zuzulassen. Die Bundesregierung dürfe die Zulassung von bestimmten gentechnisch veränderten Maissorten auch weiterhin durch nationale Schutzmaßnahmen einschränken, freute sich das Umweltministerium. "Wir haben berechtigten Grund zu der Annahme, dass Bt176 wegen vergleichsweise hoher Toxingehalte eine Gefahr für die Umwelt darstellt", sagte Bundesumweltminister Jürgen Trittin.

Obwohl die Bundesregierung nach eigenen Angaben weitere Untersuchungen zur Gesundheitsverträglichkeit des Gen-Maises MON863 für erforderlich hält, stimmte sie der Zulassung zu. MON863 war in die Kritik geraten, weil die Firma Monsanto eine nach Ansicht des Bundesumweltministeriums "völlig inakzeptable Geheimpolitik" betrieb und vorliegende Untersuchungen nicht veröffentlichen wollte. Die Veröffentlichung war erst vor wenigen Tagen durch Gerichtsentscheid erzwungen worden. Jedoch hätten die zuständigen Behörden "belastbare Anhaltspunkte, die gegen eine Zulassung als Futtermittel und für die industrielle Produktion sprechen", "nicht identifiziert".

Am 24-06-2005

Protest gegen Gentechnik-Mais in Brandenburg

Aktions-Mittel gentechfreier Mais

Mit einem riesigen Maiskolben haben Gentechnikgegner am Dienstag auf einem Feld bei Strausberg (Brandenburg) gegen den Anbau von Genmais demonstriert. Auf dem Feld beim Strausberger Ortsteil Ruhlsdorf ist nach Angaben des Aktionsbündnisses gentechnikfreie Landwirtschaft Berlin-Brandenburg der Anbau von Genmais geplant. Der Eigentümer habe vier Felder mit insgesamt 20 Hektar Fläche ins Standortregister eintragen lassen. Die Felder liegen den Angaben zufolge im Naturpark "Märkische Schweiz", in einem europäischen Vogelschutzgebiet und in unmittelbarer Nähe zu einem Naturschutzgebiet und den Feldern eines Ökobauern. Mit dieser Aktion habe das Bündnis die Menschen der Umgebung auf den geplanten Anbau von Genmais hingewiesen, sagte Thomas Janoschka, Sprecher des Aktionsbündnisses. "Die Menschen haben ein Recht darauf zu erfahren, wo der Genmais wachsen soll." Detailgenaue Karten sollen nach Janoschkas Worten in der nächsten Woche auf der Internetseite des Barnimer Aktionsbündnisses gegen Gentechnik veröffentlicht werden, um Beschränkungen beim Zugang zum Standortregister zu umgehen.

In unmittelbarer Nähe zu geplanten Genmaisfeldern wollen Umweltschützer dieses Jahr gentechnikfreien Mais der Sorte "Golden Bantam" säen - bundesweit an 100.000 Orten. Die Aussaat soll eine Demonstration für gentechnikfreie Landwirtschaft, Saatguterzeugung und Kulturpflanzenvielfalt sein - und sollte es zu Auskreuzungen des Genmaises kommen, müssen die Bauern, die den Gentechnik-Mais angebaut haben, Schadensersatz zahlen.

Im Standortregister des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) waren nach Angaben des Aktionsbündnisses bis Ende Januar etwa 860 Hektar an 39 verschiedenen Brandenburger Standorten angemeldet. Brandenburg nähme somit wie im vergangenen Jahr "die traurige Spitzenreiterrolle" im bundesweiten Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen ein.

Das Aktionsbündnis für gentechnikfreie Landwirtschaft Berlin-Brandenburg (aglbb) setzt sich für den Erhalt der gentechnikfreien Landwirtschaft ein. Im Aktionsbündnis haben sich über 40 Organisationen und Unternehmen zusammengeschlossen. Es unterstützt Bäuerinnen und Bauern bei der Gründung gentechnikfreier Regionen.

Am 01-02-2006

Biomasse - mehr Mais

Biomasse Mais - Monokulturen und Tiermastställe

Der Anbau von Mais nimmt drastisch zu, die Monokulturen in Deutschland breiten sich aus um schnelles Geld mit der Biomasse Mais und den Biogasanlagen zu verdienen. Der Profit einiger weniger steht wieder einmal in krassem Widerspruch zum Wohle der Bevölkerung. Die Menschen in Deutschland erleben es fast überall und fast täglich: Landwirtschaftliche Betriebe verändern sich in agrarindustrielle Maschinerien. Die Interessen der Betreiber von Tiermastställen und Biogasanlagenbetreibern werden über die Belange der Anwohner, Tiere und der geschädigten Umwelt gestellt. Eindeutig sind die Nachteile, doch die Politiker reagieren nicht – denn häufig profitieren auch sie vom radikalen Raubbau. Sind wir von Grotelüschen´s umgeben?

Im Jahre 2010 ist die Fläche für den Maisanbau auf den niedersächsischen Ackerflächen erneut ausgeweitet worden und liegt nun bei einem Anteil von 28 % der gesamten Ackerflächen. Der Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen teilte mit, dass der Maisanteil im ehemaligen Regierungsbezirk Weser-Ems auf mehr als 44 % der Ackerfläche wächst. Mais ist der effektivste Rohstoff um Biomasse für Biogasanlagen anzubauen. Mehr Mono geht nicht. Von Natur- und Umweltverträglichkeit kann keine Rede sein. Die Artenvielfalt in Deutschland wird nun auch noch durch die Monokulturen bedroht.

Wir wissen es schon lange: Durch Monokulturen breiten sich Pflanzenkrankheiten und Schädlinge rasant aus, das ökologische Gleichgewicht des Bodens verändert sich, der Nährstoffgehalt wird verbraucht und die Erde wird nur noch minimal belüftet. Die Nutzpflanzen werden durch diese Bedingungen sehr anfällig für Schädlinge und Erkrankungen – es müssen verstärkt Pestizide eingesetzt werden, die jedoch nur kurzfristig Wirkung zeigen und die Umwelt weiter schädigen.

Niedersachsen ist mit ungefähr 900 Anlagen der Vorreiter in Sachen Biogas. Immer mehr Bürgerinitiativen entstehen, die gegen die „Vermaisung“ der Landschaft, die damit verbundenen Monokulturen und den Wildwuchs von Biogasanlagen kämpfen. Ähnliches spielt sich in Sachen Hühnchenmast ab. In Wietze soll ein „Megaschlachthof“ erbaut werden. 27.000 Tiere pro Stunde sollen im Akkord getötet werden, das sind 2.592.000 Hühner pro Woche. Aus dem Umfeld von ungefähr 100 Kilometern sollen Hühner zur Schlachtung angeliefert werden – aus 200 Mastställen, die im nächsten Umfeld größtenteils noch gebaut werden sollen. Die hohen regionalen Belastungen durch Lärm-, Geruchs und Schadstoffimmissionen führen auch hier zu Protesten der Bevölkerung, die bei den Regierungsparteien auf taube Ohren stößt. Es scheint, als würde auch in diesen Bereichen eine Grotelüschen-Mentalität dominieren. Haben wir es derzeit in Deutschland mit gravierenden politischen Deformationsprozessen zu tun? Das Wohl der Menschen, Tiere und der Umwelt scheint kaum noch eine Rolle zu spielen.

Die Bedenken der Bürgerinitiativen oder die Einwände des NABU und des BUND, werden selten zur Kenntnis genommen. Biogasanlagen im Überfluss, Masttierhaltung und Megaschlachthöfe bringen nur kurzfristige Profite für wenige. Langfristig überwiegen die verheerenden Schäden für alle.

Es stellt sich fast zwangsläufig die entscheidende Frage, ob das Streben nach Profit in Deutschland generell im Widerspruch zum Schutz und Wohle der Menschen – auch unserer Kinder und der nächsten Generationen stehen muss. Bereits jetzt existieren zu viele derartige agrarindustrielle Betriebe – für die deutsche Bevölkerung handelt es sich allerdings um agrarindustrielle Metastasen. Sie verursachen Krankheiten und können tödlich verlaufen – die Folgen sind schon jetzt für Mensch, Natur und Umwelt deutlich.

Am 13-08-2010

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