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Umweltschützer vom VSR-Gewässerschutz untersuchten im vergangenen November im Rahmen einer Messfahrt auf der Ems deren Nitratgehalt von Rheda-Wiedenbrück bis Leer. Vielerorts fanden sie eigenen Angaben zufolge hohe Nitratwerte. Schon an der Messstelle in Rheda lag die Nitratkonzentration der Ems demnach mit 27 Milligramm pro Liter (mg/l) ziemlich hoch. Im weiteren Lauf habe sich die Belastung bis Meppen auf 16 mg/l verringert. "Diese deutliche Abnahme endete dann mit dem Zufluss der Hase. Bis Leer sanken die Nitratwerte nur noch geringfügig auf 14 mg/l."
Sachverständigenrat fordert Gesamtstickstoffgehalt von maximal 1,8 mg/l
Der "Rat von Sachverständigen für Umweltfragen" der Bundesregierung (SRU) fordert für die in die Nordsee mündenden Flüsse einen Gesamtstickstoffgehalt von höchstens 0,6 bis 1,8 Milligramm pro Liter. Umgerechnet auf Nitrat würde sich hieraus ein maximaler Wert von 7,9 mg/l ergeben, so der VSR-Gewässerschutz.
Die Messwerte, die die Gewässerschützer am Unterlauf der Ems gemessen haben, liegen weit darüber. "Somit trägt die Ems weiterhin dazu bei, dass die Übergangs- und Küstengewässer im niederländisch-deutschen Grenzgebiet mit Stickstoffen belastet werden", kritisiert die Organisation.
Nitrat-Spitzenwerte in Nebenbächen der Ems
Noch höhere Konzentrationen fanden die Umweltschützer in einigen Nebenbächen. Mit 35 mg/l Nitrat habe man in der Bever den höchsten Wert der Messfahrt festgestellt. Auch die Werse transportiere mit 25 Milligramm sowie die Große Aa mit 14 Milligramm "wesentlich zu viel Nitrat". Einzig die Hase sei mit 9 Milligramm relativ gering belastet.
"Immer mehr Massentierhaltungen werden genehmigt"
Nach Angaben der Umweltschützer ist die Nitratbelastung seit 2004 unverändert hoch. Zwar habe man schon seit Jahren die Stickstofffracht der Ems als Problem für die Nordsee erkannt, doch werde die Situation "weiter verschärft: Immer mehr Massentierhaltungen werden genehmigt."
Die Umweltschützer kritisieren, dass bei der Neuanlage oder Vergrößerung von Massentierhaltungen muss in Deutschland kein Nachweis erbracht werden muss, dass der Betrieb über genügend Flächen für die Entsorgung der Gülle verfügt. Diese dürfe vielmehr über so genannte "Güllebörsen" an andere Landwirte abgegeben werden. Dies sei für viele Betriebe in den viehstarken Regionen häufig wesentlich kostengünstiger, als Land pachten zu müssen.
Da obendrein die Kontrollen über den Verbleib der Gülle fehlten, komme es schnell zur Überdüngung der Böden und damit zur starken Nitratauswaschung ins Grundwasser, so Susanne Bareiß-Gülzow vom VSR-Gewässerschutz. Sie fordert eine Änderung der Agrarpolitik, um die Grundwasserbelastungen durch Nitrat zu senken.
geschrieben von Detlev Lengsfeld