Die Losung des Kirchentages "Mensch, wo bist du?", die bereits vor eineinhalb Jahren festgelegt wurde, bezeichnete Welck im Zusammenhang mit der derzeitigen Wirtschaftskrise deshalb als einen "Glücksfall", weil sie nach der Verantwortung des Einzelnen frage.
Im Bezug auf den Themenkomplex "Menschenwürde und Demokratie" auf dem Kirchentag forderte Welck, Demokratiekonzepte auch kritisch zu hinterfragen. "Nicht erst die Wirtschaftskrise hat die Rahmenbedingungen für die Demokratie verändert. Dass wir in einer multikulturellen Gesellschaft leben, muss nicht mehr hinterfragt werden."
In diesem Zusammenhang kritisierte Welck scharf, dass dem Islamwissenschaftler Navid Kermani der Hessischen Kulturpreis aberkannt wurde. Sein Werk sei eine "persönliche wie kluge Auseinandersetzung mit der christlichen Kreuzestheologie". Kermani habe aus zeitlichen Gründen leider nicht am Kirchentag teilnehmen können, sagte Welck.
Ueberschär: Die Ideologie des Wachstums ist endlich ins Wanken geraten
Die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Ellen Ueberschär, betonte: "Kirchentag ist weder ein verlängertes spirituelles Wellness-Wochenende noch ein Parteitag." Bis vor kurzem seien gläubige Kirchentagsbesucher als Menschen belächelt worden, an denen Leistung und Erfolg vorbeiziehe. "Das hat sich mit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise verändert, weil die Ideologie des Wachstums endlich ins Wanken geraten ist", sagte Ueberschär.
Der Kirchentag müsse diesen günstigen Zeitpunkt nun nutzen, um die "Grundprinzipien des Evangeliums, von Glauben, von Gerechtigkeit, von Solidarität nachhaltig in der gesellschaftlichen Diskussion zu verankern."
Auch Renke Brahm von der Evangelischen Kirche Bremens rief zu einem Umdenken auf. "Wir müssen wegkommen von einem an Götzendienst grenzenden Wachstumsdenken, das sich nur an materiellen Maßstäben misst."
Der 32. Deutsche Evangelische Kirchentag sollte am Mittwochabend mit mehreren Eröffnungsgottesdiensten eröffnet werden. Insgesamt werden rund 100.000 Dauerteilnehmer erwartet.