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Gespräch mit Netanjahu

Papst beklagt Konflikte im Namen Gottes

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Die katholische Kirche hat eine alte Tradition von Kreuzzügen im Namen Gottes. Beim größten Freiluftgottesdienst seiner Nahost-Reise hat Papst Benedikt XVI. nun am Donnerstag (14. Mai) in Nazareth Konflikte im Namen Gottes verurteilt.


In seiner Predigt vor rund 40.000 Gläubigen beklagte er, dass "die Botschaft unseres Herren zeitweise eine Quelle von Widersprüchen und Konflikten" gewesen sei. Zugleich betonte er die gesellschaftliche Bedeutung der Familie. Am Nachmittag sprach der Papst mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu über den Konflikt im Nahen Osten.

Benedikt XVI. bedauerte bei der Messfeier auf dem Mount Precipice, dass Nazareth in den vergangenen Jahren Spannungen erlebt habe, "die den Beziehungen zwischen seinen christlichen und muslimischen Gemeinschaften geschadet haben". Er mahnte die "Menschen guten Willens" in beiden Gemeinschaften, in Treue zum gemeinsamen Glauben an einen Gott daran zu arbeiten, Brücken zu bauen und einen Weg zu einem friedlichen Zusammenleben zu finden. Unter dem Applaus der Gläubigen rief er dazu auf, die zerstörerische Macht von Hass und Vorurteil zurückzuweisen, "die die Seelen der Menschen tötet, bevor sie ihre Körper tötet".

Zugleich hob der Papst den "unersetzbaren gesellschaftlichen Auftrag" der Familie hervor. Die Familie als "erster Baustein einer geregelten und warmherzigen Gesellschaft" müsse vom Staat in ihrem Erziehungsauftrag unterstützt werden. Der Staat habe die Pflicht, die Institution Familie und ihre ureigenen Rechte zu schützen und sicherzustellen, dass Familien unter würdevollen Bedingungen leben können.

Am Nachmittag zog sich das Kirchenoberhaupt mit Netanjahu in einem Kloster zu einem etwa 15-minütigen Gespräch zurück. Nach Darstellung des Vatikan ging es dabei angeblich in erster Linie um die Möglichkeit einer Wiederbelebung von Friedensgesprächen im Nahen Osten. Anschließend hätten noch Delegationen beider Seiten über offene Finanz- und Rechtsfragen verhandelt, hieß es.

Bei einem Treffen des Papstes mit den Religionsführern von Galiläa rief Benedikt zum gemeinsamen Einsatz für Versöhnung auf: "Unsere unterschiedlichen religiösen Traditionen haben ein mächtiges Potenzial, eine Friedenskultur zu fördern, insbesondere, indem sie die tieferen spirituellen Werte unseres gemeinsamen Menschseins lehren und predigen." Der Papst betonte: "Christen verbinden sich bereitwillig mit Juden, Muslimen, Drusen und Menschen anderer Religionen im Wunsch, Kinder vor Fanatismus und Gewalt zu schützen, indem sie sie darauf vorbereiten, Bauherren einer besseren Welt zu sein."

Der israelische Staatspräsident Shimon Peres zeigte sich unterdessen zufrieden mit dem Verlauf des Papst-Besuchs, der "die brisantesten Fragen unserer Zeit berührt" habe. Benedikt XVI. habe eine "positive Botschaft" verbreitet, die wichtige Auswirkungen haben könnte, sagte Peres der Vatikan-Zeitung "L'Osservatore Romano". Mit Blick auf die Kritik an den Papst-Worten in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem sagte er: "Man muss vielleicht die Reden, die er am Flughafen und in Yad Vashem gehalten hat, zusammennehmen, um eine klare Vorstellung von der Botschaft Benedikts XVI. zu haben."

Zum Abschluss der achttägigen Reise durch Jordanien, Israel und die Palästinensergebiete steht am Freitag in Jerusalem unter anderem noch ein ökumenisches Treffen sowie ein Besuch der Grabeskirche an. Am Nachmittag fliegt der Papst zurück nach Rom.

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