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"Reiner Kommerz"

Kritiker sehen viele Schlupflöcher beim Verbot von Tierversuchen in der Kosmetik

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Ab Mittwoch (11. März) dürfen in der EU keine Kosmetika mehr verkauft werden, die an Tieren getestet wurden. Ebenso sind Tierversuche für Inhaltsstoffe verboten. Die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche begrüßte dies als Teilerfolg, ermahnt die Politik aber, die Umsetzung zu kontrollieren und sich dem Ausstieg aus dem Tierversuch nicht zu verwehren. Das Verbot bedeute immer noch "kein Ende der Tierqual für die Schönheit". So sei unter anderem unklar, ob das Verbot in der Praxis berücksichtigt werde und wie die Einhaltung überhaupt kontrolliert werde.


Auch seien Versuche zur Giftigkeit bei wiederholter Gabe, Reproduktions-Giftigkeit sowie zur Aufnahme, Verteilung, Verstoffwechslung und Ausscheidung einer Substanz noch bis mindestens 2013 erlaubt.

Nach Ansicht der Ärztevereinigung ist es unverständlich, wie die Politik "derart schwerfällig und mit so vielen Schlupflöchern Verbote für Versuche in Gang bringt, die nur dem reinen Kommerz dienen". Es gebe über 8000 altbewährte Inhaltstoffe, mit denen sich ganz ohne Tierqual beliebig viele Schönheitsmittel herstellen ließen. "Da die Industrie den Markt aber unermüdlich mit Cremes und Pulvern mit immer neuen Inhaltsstoffen überschwemmt, ist zu befürchten, dass die Tierversuche in der Kosmetik so fortgeführt werden wie bisher". fürchten die Tierschützer. Denn die meisten Rohstoffe würden nicht ausschließlich für Kosmetika verwendet, sondern auch in anderen Produkten, deren Inhaltsstoffe unter die Testvorschriften für Chemikalien fielen.

"Das ganze System Tierversuch dient einzig der Absicherung der Industrie, falls mit ihren Produkten etwas schief geht. Die Sicherheit der Verbraucher bleibt vollkommen auf der Strecke", kritisiert Silke Bitz, Mitarbeiterin der Ärzte gegen Tierversuche. "Schon verschiedene Tierarten reagieren unterschiedlich auf eine Substanz. So stimmen beim Test auf Krebsrisiko die Ergebnisse bei Ratten und Mäusen nur zu 60 Prozent überein." Aus dem Tierversuch Schlüsse auf den Menschen zu ziehen, gleiche daher einem Lotteriespiel, das für den Menschen tödlich enden könne.

So würden von 19 bekanntermaßen beim Menschen krebserregenden Substanzen nur 7 auch bei Nagern Krebs hervorrufen, gibt Bitz zu bedenken.

Ihres Erachtens sind Tierversuche in der Kosmetik, in der Arzneimittelforschung wie auch in der chemischen Industrie "ungeeignet, um Risiken für den Menschen und die Umwelt vorherzusehen". Sie müssten zu Gunsten einer guten und ethisch verträglichen Wissenschaft endlich das Feld räumen, fordert die Tierschützerin.

Auch Wolfgang Apel vom Deutschen Tierschutzbund moniert, für die "Produzenten von Qualsubstanzen" blieben noch einige Hintertürchen "sperrangelweit geöffnet". Der Verband fordert ein stärkeres Engagement der Industrie und finanzielle Unterstützung durch die EU, um weitere tierversuchsfreie Prüfstrategien zu entwickeln. Bis dahin werde der Deutsche Tierschutzbund weiterhin seine Kosmetik-Positivliste führen.

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