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Der in Bremen erscheinende "Weser Kurier" hatte in seiner Samstagausgabe berichtet, dass es in Gorleben - ähnlich wie im Atommüll-Lager Asse - Laugenzuflüsse gibt. Das Blatt berief sich dabei auf Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz und des niedersächsischen Umweltministeriums.
Das Ministerium betonte jedoch, die Zuflüsse seien nicht mit denen in der Schachtanlage Asse vergleichbar. In Gorleben dringe das Wasser nicht von außen ein, es handele sich vielmehr um Millionen Jahre alte Laugen fossiler Art.
Der Quartärgeologe Professor Duphorn wandelte sich vom Befürworter zum Gegner des atomaren Endlagers Gorleben
Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg erklärte dagegen, das Abteufen der beiden Schächte im Gorlebener Erkundungsbergwerk sei bis Mitte der 1990er Jahre "von permanenten Laugenzuflüssen geprägt" gewesen. Beide Schächte wurden im Gefrierverfahren in die Tiefe getrieben. In der so genannten "Topfrisszone", also dem Bereich zwischen Schacht und dem Frostkörper, flossen nach Angaben der Bürgerinitiative immer wieder Wässer zu. Die Bauarbeiten hätten in rund 320 Meter Tiefe wiederholt ab– beziehungsweise unterbrochen werden müssen, "weil der Schacht nass war". Es hätten Maßnahmen ergriffen werden müssen, um den Wasserzufluss zu stoppen.
Professor Klaus Duphorn von der Universität Kiel habe seinerzeit den Angaben der Bundesbehörden widersprochen, die von einzelnen Rissen gesprochen hätten. Der Quartärgeologe Duphorn, der sich im Laufe seiner Beschäftigung mit der Materie vom Gorleben-Befürworter zum Gegner des Endlagerprojektes wurde, ging hingegen von einem "Netzwerk von kommunizierenden Röhren" aus, so die Bürgerinitiative. Die Verbindung nach oben, zum Gipshut und dem darüber liegenden Deckgebirge, sei durch Druckmessungen und die chemische Untersuchung der Lauge nachweisbar.
Duphorn: Damit ist erwiesen, dass der Salzstock nicht geeignet ist
Zwischen März und Dezember 1996 wurden den Angaben zufolge bei horizontalen Bohrungen in 840 Meter Tiefe "Laugennester" angebohrt. Ostern 1996 sei schließlich nur 60 Meter entfernt vom Schacht 2 ein Laugennest angebohrt worden.
Im Interview mit der Frankfurter Rundschau sagte Duphorn daraufhin, damit sei "erwiesen, dass der Salzstock nicht geeignet ist, denn nach den anfangs von der Physikalisch-Technische Bundesanstalt aufgestellten Kriterien müssen wegen Einsturzgefahr der Mindestabstand zu Laugennestern 75 Meter betragen".
Im Atommülllager Asse seien die Laugenzuflüsse "der Anfang vom Ende" gewesen, sagte Grünen-Politiker Wenzel. "Wir müssen aus den Fehlern lernen, die in der Asse gemacht wurden. Die Parallelen zwischen beiden Salzstöcken müssten nun benannt und aufgearbeitet werden. "Schließlich war die Asse ein Prototyp für Gorleben", so Wenzel.
Kotting-Uhl: Asse diente der Atomindustrie als Entsorgungsnachweis für radioaktiven Müll
Laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" diente das einsturzgefährdete Atommülllager Asse II der Energiewirtschaft offenbar bis in die 1980er Jahre hinein als Entsorgungsnachweis für radioaktiven Müll. Das ergebe sich aus atomrechtlichen Genehmigungen, die das Bundesumweltministerium jetzt auf Anfrage der Bundestagsabgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (Grüne) vorlegte.
Außerdem galt das Bergwerk im niedersächsischen Remlingen demnach intern als "Versuchsanlage für Gorleben". Für Kotting-Uhl war Asse II "von Anfang an ein deklariertes Endlager". Zudem seien die Behauptungen von CDU und SPD widerlegt, es gebe keine Verbindung der Asse zum Salzstock Gorleben.
Gorleben ist ein möglicher Standort für ein Endlager für hoch radioaktiven Atommüll. Der Salzstock wird bereits seit Ende der 1970er Jahre auf seine Tauglichkeit untersucht. Im Jahr 2000 wurden die Arbeiten unterbrochen, das Moratorium gilt für höchstens zehn Jahre. Während die Energiewirtschaft, Union und FDP auf eine Fortsetzung der Arbeiten drängen, wollen SPD und Grüne auch andere Standorte prüfen lassen.