Sie gehe davon aus, dass die "offene Hochschule" zu den Ergebnissen des Bildungsgipfels von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in drei Wochen in Dresden gehören werde. Experten kritisieren seit langem die mangelnde Durchlässigkeit des deutschen Bildungssystems, in dem Studenten ohne Gymnasialbildung bislang die Ausnahme sind.
Schavan hatte bereits einen Wettbewerb für berufsbegleitende Studienkonzepte angekündigt. Darin will der Bund Hochschulen prämieren, die ein Fernstudium mit Präsenzkursen verbinden. Dieser Bereich der Weiterbildung ist in Deutschland im internationalen Vergleich unterentwickelt. In Großbritannien absolvieren jährlich rund 200.000 Menschen ein Studium an der "Open University", davon sind übrigens knapp 2000 Deutsche. Für die meisten Kurse gibt es keine Zulassungsvoraussetzungen, nicht einmal eine abgeschlossene Berufsausbildung.
Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) begrüßte Schavans Vorstoß. "Die offene Universität könnte die entsprechenden Angebote der Hochschulen bündeln und weitere fördern. Auf die Details wird es ankommen", sagte HRK-Präsidentin Margret Wintermantel der Financial Times Deutschland. Es sei wichtig, dass vollwertige Abschlüsse möglich seien und die Finanzierung der aufwendigen Fernstudienkurse gesichert sei.
Noch ist allerdings offen, ob die Länder mitmachen. Das Verhältnis zwischen Bund und Länderebene ist in Bildungsfragen derzeit nicht das beste. Vor allem die Unions-Länderfürsten aus dem Süden fühlen sich von Merkels Versuchen, beim Thema Bildung politisch zu punkten, brüskiert. Sie reklamieren - gemäß der "Kulturhoheit der Länder" - die Zuständigkeit in Bildungsfragen für sich.