Hintergrund war, dass der Betreiber RWE wegen ungeeigneter Bodenbeschaffenheit kurz vor Baubeginn eine Verlegung des Standorts um 70 Meter angeordnet hatte. Eine Genehmigung dafür war der Öffentlichkeit nicht präsentiert worden. Gegner kritisierten das Atomkraftwerk daher als "Schwarzbau".
Von Beginn an heftig umstritten war aber auch der Standort, da der Baugrund in einem erdbebengefährdeten Gebiet im Rheingraben am Rande der Vulkaneifel lag. Zahlreiche Privatpersonen oder Kommunen klagten gegen die Anlage. So folgte eine Gerichtsverhandlung der anderen. Lange Jahre war daher nicht klar, was mit dem fertigen Kraftwerk passiert - bis schließlich im Jahr 1998 eine Gerichtsentscheidung endgültig festlegte, dass Mülheim-Kärlich nie wieder ans Netz gehen wird.
Im zwei Jahre später vereinbarten Atomkonsens billigte die rot-grüne Bundesregierung unter Gerhard Schröder RWE zu, dass fiktive Strommengen, die nach der gerichtlichen Stilllegung in Mülheim-Kärlich nicht mehr hätten produziert wreden dürfen, auf mehrere andere Atomkraftwerke "übertragen" werden durften. Das war eines der Geschenke des rot-grünen Atomkonsenses an die Atomindustrie.
Im Jahr 2001 beantragte RWE schließlich den Rückbau des Kraftwerks. Seit der Bewilligung des Antrags 2004 wird in Mülheim-Kärlich stetig abgebaut, was seit mehr als 20 Jahren das Bild der Region prägt. Erst 2014 will man damit fertig sein, wenn alles gut geht.
Dann wird die Gemeinde wohl nur noch durch ihren regional bedeutenden Gewerbepark auffallen, über den Bürgermeister Uli Klöckner (CDU) ohnehin viel lieber spricht als über das Kernkraftwerk. Das sei inzwischen "überhaupt kein Thema mehr", sagt er.
Dabei gab es auch nach dem Beschluss des Rückbaus, der voraussichtlich 725 Millionen Euro kosten wird, noch viele Diskussionen um das Kernkraftwerk. Vor allem die Einrichtung eines Zwischenlagers in Mülheim-Kärlich stand im Mittelpunkt der Debatte. Auf dem Gelände sollte der radioaktive Müll vom Abbau der Anlage gelagert werden, bis ein Endlager für Atommüll in Deutschland zur Verfügung steht.
Im Mai dieses Jahres gab die RWE die Pläne für das Zwischenlager jedoch vorerst auf. Das radioaktive Material soll nun in dem geplanten Endlager "Schacht Konrad" gelagert werden, das ab 2013 aufnahmefähig sein soll. "Die Frage ist jedoch, wer dann als erstes dran ist", sagt der Sprecher der RWE Power AG in Mülheim-Kärlich, Werner Herig.
Auch die rheinland-pfälzischen Grünen bleiben skeptisch, was aus dem in Mülheim-Kärlich angefallenen radioaktiven Material werden soll. Zurzeit würden anfallende Abfälle in einem Gebäude der Anlage gelagert. Dies sei aber kein offiziell genehmigtes Zwischenlager. Rund 3000 Tonnen schwach und mittelradioaktiver Müll sollen dort nach Informationen der Grünen untergebracht sein.
Die RWE Power AG erklärt jedoch, dass der Müll in externe Zwischenlager transportiert werde. Deren Lagerkapazitäten seien aber erschöpft, sagen die Grünen und fordern einen Nachweis des Abtransports. Insbesondere nach dem Skandal aus dem Lager Asse müsse man genauer hinschauen, was mit dem Atommüll tatsächlich passiert.