Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) warb bei der Vorstellung des "Aktionsplans zur Vorbeugung von Fehlernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht und damit zusammenhängenden Krankheiten" dafür, Gesundheitsförderung und Prävention als einen gesellschaftlichen Wert zu verankern. Dafür sind in den Etats beider Ministerien für die nächsten drei Jahre jeweils 15 Millionen Euro vorgesehen.
Der Plan umfasst die Essenberatung in Kitas, Schulen und Kantinen, Wanderprogramme für Senioren, Kooperationen für sozial Benachteiligte und die bessere Vernetzung bestehender Angebote. Im Vordergrund stehen Anreize und die Verbesserung von Strukturen.
Schmidt sagte, "Chancen für ein gesundes Aufwachsen" seien nicht nur für Kinder wichtig, sondern auch für eine "Gesellschaft des längeren Lebens". Dabei seien Ernährung, Nichtrauchen und Bewegung "die entscheidenden Faktoren". Ein gesunder Lebensstil könne erlernt werden. Dies bringe Vorteile für die Menschen, habe aber auch Auswirkungen auf die Finanzierbarkeit der sozialen Sicherungssysteme.
Der Ministerin zufolge sind in Deutschland rund 37 Millionen Erwachsene sowie rund 2 Millionen Kinder und Jugendliche übergewichtig. 1,4 Millionen Kinder und Jugendliche zeigten Symptome einer Essstörung. Die Krankheitskosten, die durch falsche Ernährung und Bewegungsmangel begünstigt werden, lägen bei rund 70 Milliarden Euro im Jahr.
Die Grünen-Ernährungsexpertin Ulrike Höfken bemängelte, die Bundesregierung setze auf "wirkungslose Selbstverpflichtungen". Die Grünen fordern generell Werbeverbote für Kinderlebensmittel, farblich unterlegte Nährwertangaben und verbindliche Ernährungs- und Bewegungsangebote an Schulen und Kitas.
Auch die Deutsche Kinderhilfe wertete den Plan als "untauglichen Versuch, eine große volkswirtschaftliche Herausforderung anzugehen". Vorstandssprecherin Julia Gliszewska sagte, Appelle an die Bevölkerung reichten nicht aus.
Der Vorstandschef der Kaufmännischen Krankenkasse, Ingo Kailuweit, forderte ebenfalls die "Ampelkennzeichnung" auf Lebensmitteln. "Gerade als besonders gesund beworbene Kinderlebensmittel sind häufig wahre Kalorienbomben", gab Kailuweit zu bedenken. Wenn Appelle an die freiwillige Selbstkontrolle der Wirtschaft nicht weiterhülfen, müsse die Politik handeln.