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Trotz Wirtschaftsboom

Lebensmitteltafeln rechnen erstmals mit einer Million Bedürftigen

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Der Boom der Wirtschaft geht offenbar an immer Menschen in Deutschland vorbei. So werden in diesem Jahr offenbar so viele Bedürftige wie noch nie auf Lebensmittelspenden angewiesen sein. Nach einem Bericht der "Saarbrücker Zeitung" geht der Bundesverband der Tafeln erstmals von einer Million Menschen aus, die aus wirtschaftlicher Not heraus regelmäßig Unterstützung bei der Versorgung mit Nahrung benötigen werden. Anfang 2007 waren es laut einer Erhebung des Verbandes noch 300.000 Bedürftige weniger, die Lebensmittel benötigten.


Zugleich habe die Zahl der Tafeln in Deutschland einen neuen Höchststand erreicht: Der Verband verzeichnet derzeit bundesweit 766 registrierte Tafel-Standorte, die Lebensmittel oder warmes Essen ausgeben oder soziale Einrichtungen beliefern. Rund 100 mehr als noch ein Jahr zuvor.

Mehr als ein Drittel der Bedürftigen sind laut Verband Arbeitslosengeld-II-Empfänger. Zunehmend gehören auch Kinder zu den "Kunden": Im vergangenen Jahr betrug ihr Anteil knapp 25 Prozent. Da die Zahl der von Armut betroffenen Kinder und Jugendlichen steige, werden laut Verband auch immer mehr "Kinder-Tafeln" gegründet, um auf die speziellen Bedürfnisse eingehen zu können.

Spenden für die Hilfsorganisation Tafel sind offenbar rückläufig

Weniger Lebensmittel für mehr Bedürftige

Die Bereitschaft zu Lebensmittelspenden für die Hilfsorganisation Tafel geht zurück. Dadurch stünden für Bedürftige der jüngsten Erhebung (Stichtag: Mai 2007) zufolge 15 Prozent weniger Nahrungsmittel als noch 2005 zur Verfügung, wie der Bundesverband Deutsche Tafel anlässlich des 15-jährigen Bestehens am Donnerstag in Magdeburg mitteilte. Gleichzeitig sei der Anteil der Bedürftigen in diesem Zeitraum um 40 Prozent auf 700.000 gestiegen. Aktuell werden bundesweit etwa 800.000 Menschen durch die Tafeln versorgt.

Einen Grund für die rückläufige Spendenbereitschaft sieht der Tafel-Ländervertreter Sachsen-Anhalts, Mathias Gröbner, in den steigenden Lebensmittel- und Energiepreisen. Der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes, Gerd Häuser, warnte zudem vor einer zunehmenden Verarmung von Kindern und Jugendlichen. 2007 gehörte fast ein Viertel der Tafel-Kunden dieser Gruppe an. Es könne nicht sein, dass manche Kinder in der Schule nur ein Glas Leitungswasser bekämen und andere ein warmes Mittagessen. "Wir fordern, dass sozialpolitisch etwas geändert wird", sagte er. Die staatliche Daseinsvorsorge werde durch die Tafeln nicht überflüssig.

Seit der Gründung der ersten Tafel in Berlin 1993 habe sich auch die Klientel verändert. "Während früher Obdachlose versorgt wurden, kommen heute Familien und Alleinerziehende", sagte Häuser. Mit Sorge blickt der Vorsitzende auch auf die steigende Altersarmut. "Das wird noch ein Problem für die Tafeln werden", prognostizierte er.

Bundesweit gibt es nach Angaben der Bundesverbandssprecherin Anke Assig 785 Tafeln. Insgesamt unterstützen rund 35 000 ehrenamtliche Helfer deren Arbeit. Sie verteilen Spenden von Privatpersonen sowie mittelständischen Betrieben und Großunternehmen.

Noch bis Samstag tagen etwa 700 Tafel-Vertreter in Magdeburg. Dazu werden auch Vertreter aus Kirche, Kultur und Politik, darunter Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU), erwartet. Die Tagungsorte, darunter ein Magdeburger Nobelhotel, werden nach Angaben von Häuser nicht aus Spendeneinnahmen finanziert, sondern gesponsort oder aus Anzeigenerlösen bezahlt.

Am 05. Jun. 2008

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