"Vordergründig kämpft er für den Klimaschutz, aber mit seinem Engagement für Agrarenergie stiftet er weltweit Unfrieden für Millionen Menschen auf der Südhalbkugel", meint der Vorsitzende der Organisation, Reinhard Behrend. Schon Anfang des Jahres hätten zahlreiche Umwelt- und Menschenrechtsgruppen etwa aus Argentinien und Südafrika Al Gore auf die zerstörerischen Folgen von Agrarenergie für das Klima, die Wälder, die Artenvielfalt und die Welternährung hingewiesen.
Der frisch gekürte Friedensnobelpreisträger sei einer der "Starredner" auf dem Kongress für "World Biofuels Markets" in Brüssel im März 2007 und zwei Monate später auf dem "First Biofuels Congress" in Lateinamerika in Argentinien gewesen. Dort hätten Umwelt- und Menschenrechtsgruppen Al Gore im Vorfeld als "neuen Kolonialherren und Protagonisten für Globalisierung" bezeichnet.
Auch zahlreiche namhafte Wissenschaftler hätten inzwischen vor den "katastrophalen Folgen des Agrarenergie-Booms" gewarnt, darunter auch der deutsche Nobelpreisträger für Chemie, Hartmut Michel. Erst kürzlich habe dieser in einem Interview erklärt: "Mit Agrarkraftstoffen werden keine CO2-Emissionen eingespart."
Nach Auffassung von Rettet den Regenwald ist Al Gore durch sein Engagement für Agrarenergie mitverantwortlich für Hungertote, Artensterben, Klimawandel und Menschenrechtsverletzungen. "Agrarenergie rettet nicht das Klima, sondern zerstört Regenwälder, Savannen und Moore und heizt damit die Klimakatastrophe sogar zusätzlich an", so Behrend. "Kleinbauern und Indigene werden brutal von ihren Ländereien vertrieben. Als Konkurrenz zum Nahrungsmittelanbau verschärft Agrarenergie den weltweiten Hunger und wird zum sozialen Sprengsatz." Für einen prominenten Agrarenergie-Befürworter dürfe es niemals einen Friedenspreis geben.
Umweltschützer verlangen seit langem eine dezentrale Rest-Biomasseverwertung in Deutschland, lehnen allerdings die Rodung von Regenwäldern für Bioenergieenergieplanten in den Industriestaaten ab.
Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an den aus Bangladesch stammenden Wirtschaftsfachmann Muhammad Yunus und dessen Grameen Bank, die sich gegen Armut in Bangladesch einsetzt. Die in der Hauptstadt Dhaka ansässige Bank vergibt Kleinstkredite an die hungerleidende Bevölkerung, ohne Sicherheiten zu fordern.
Der Friedensnobelpreis ist mit umgerechnet rund 1,1 Millionen Euro dotiert. Er wird am 10. Dezember in Oslo verliehen.