Die Polizei bestätigte die Aktion, jedoch seien lediglich "fünf oder sechs Fahrräder vorübergehend aufbewahrt" worden. Es sei durchaus üblich, dass erst ein Eigentumsnachweis für die Fahrzeuge erbracht werden müsse, bevor sie wieder herausgegeben werden, sagte eine Polizeisprecherin am Freitag.
Dieser ist jedoch schwer zu erbringen, da es sich bei den eingesammelten Fahrrädern um ältere Modelle ohne Identifikationsnummer handelt, wie Petra Fröhlich von der Initiative Actionbike sagte, die bundesweit für die Überlassung umweltfreundlicher Fortbewegungsmittel für die G8-Aktivisten geworben hatte.
"Wir wollten helfen, die Transportprobleme rund um den Gipfel zu lösen. Die Gegend um Heiligendamm ist weitläufig, die Camps weit entfernt von den Veranstaltungsorten", sagte Fröhlich. Ein Blick auf die oft schrottreifen Räder zeige, dass diese seit Jahren ungenutzt in Kellern und auf Dachböden herumgestanden haben müssten. Der Diebstahlvorwurf sei deshalb "völlig absurd".
Die Campinski Pressegruppe kritisierte, einerseits würden Demonstrationen gerichtlich mit der Begründung untersagt, die Polizei sei überlastet, und andererseits beschäftigten sich unzählige Einsatzkräfte damit, rostige Räder aus dem Verkehr zu ziehen. Insbesondere ältere Räder seien eingezogen worden, weil bei ihnen keine der heute üblichen Identifikationsprägungen gefunden werden konnten.
Bereits am Mittwoch habe die Polizei die Behinderung des Campaufbaus in Wichmannsdorf mit mit dem "begründeten Verdacht begründet, dass bundesweit gestohlene Fahrräder nach Heiligendamm verbracht werden sollen".
Auch Umweltschützer sehen offenbar teilweise einen Widerspruch zwischen der Polizeiaktion und der offiziellen Politik des G8-Gipfels. Marcel Grünau, der mit anderen jugendlichen Naturschützern im Camp Reddelich die Zelte aufgeschlagen hat, meint: "Während sich die Bundesregierung versucht im G8-Rahmen als Klimaschützer zu profilieren, behindern die Beamten hier ökologische Transportkonzepte". Für ihn sei dies ein weiterer Grund - mit dem Fahrrad - gegen die G8 auf die Straße zu gehen.
Wie viele andere habe er das Konzept Actionbikes unterstützt und sei "mit mehreren Rädern erfolgreich an der Ostsee angekommen". Nun hoffe er, der Polizei und dem G8 "immer eine Reifenlänge voraus zu sein".