Dies sei die polizeitaktische Reaktion auf "die Ankündigung von militanten Gruppen, den Zaun durchbrechen oder überwinden zu wollen", sagte Ziercke. Die Polizei brauche einen Freiraum vor dem Zaun, um solche illegalen Aktionen zu verhindern.
Zugleich betonte der BKA-Präsident das Recht auf Protest bei dem Gipfeltreffen. "Der Gipfel muss störungsfrei stattfinden können, und gleichzeitig müssen friedliche Demonstranten selbstverständlich die Möglichkeit haben zu demonstrieren", unterstrich Ziercke.
Gysi sah "gute Gründe", gegen den G8-Gipfel zu demonstrieren. Gewalt sei dabei indiskutabel, doch solle auch der Staat ab- und nicht aufrüsten. Mit Durchsuchungsaktionen, der Androhung vorbeugender Inhaftierungen von Globalisierungsgegnern und dem größten Polizeiaufgebot in der Geschichte des Landes solle eine Protestbewegung "eingeschüchtert und kriminalisiert" werden, kritisierte Gysi. Dafür werde "mehr als eine Beschädigung des demokratischen Rechtsstaats in Kauf genommen".
In einem unter anderem von Gysi und seinem Ko-Fraktionschef Oskar Lafontaine sowie Linkspartei-Chef Lothar Bisky unterzeichneten Aufruf heißt es: "Wir fordern die Sicherheitskräfte und die politisch Verantwortlichen auf, ihren Beitrag zur Deeskalation zu leisten und auf Repressionen gegen die Protestbewegung zu verzichten."
Der Berliner Politikwissenschaftler Peter Grottian kritisierte die Razzia der Bundesanwaltschaft bei G8-Gegnern als verfassungswidrig. Die Durchsuchungsaktion sei "unangemessen" gewesen, sagte der Mitbegründer des Berliner Sozialforums. Es verwundere ihn nicht, dass die Bundesanwaltschaft bislang keine Erfolge der Durchsuchungsaktion vom 9. Mai vorweisen könne. "Eine organisierte Gewaltbereitschaft zum G8-Gipfel ist schlicht nicht vorhanden - von wenigen Personen abgesehen", sagte Grottian.
Laut Ziercke hat die Polizei bei der Großrazzia gegen militante G8-Gegner in der vorvergangenen Woche eine Reihe Gegenstände sichergestellt, "die als Beweismittel relevant sein könnten". Sie würden derzeit kriminaltechnisch untersucht. Der BKA-Chef schloss nicht aus, dass "am Ende auch Haftanträge gegen Personen stehen". Bei den Razzien waren 40 Wohnungen und Büros der linksautonomen Szene in Norddeutschland durchsucht worden.