Der in Schweinfurt stationierte Sanitäter hatte Anfang September 2006 seine Kompanie verlassen, bevor die Einheit in den Irak verlegt wurde. Aguayo ist der erste US-Soldat, dem die Armee in Deutschland den Prozess machte, weil er nicht mehr am Irak-Krieg teilnehmen wollte.
2004 musste der Soldat schon einmal ein Jahr Dienst im Irak tun, obwohl er kurz zuvor einen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen gestellt hatte. Im Sommer 2003 hatte er sich für vier Jahre bei der US-Armee verpflichtet. Schon während der Grundausbildung habe er sich aber "nicht richtig wohl gefühlt", sagte Aguayo. Kurz danach sei ihm klar geworden, dass er keinen Menschen töten könne, sagte der zweifache Familienvater. Bei seinem ersten Einsatz im Irak habe er aus diesem Grund sein Gewehr nie geladen. Der Gefreite zitierte vor Gericht Martin Luther: "Hier stehe ich und kann nicht anders."
Als er Anfang September 2006 wieder in den Irak abrücken sollte, sprang er in seiner Wohnung auf dem Schweinfurter Stützpunkt aus dem Schlafzimmerfenster und tauchte für drei Wochen unter. Dann stellte er sich freiwillig den Militärbehörden in Kalifornien. "Ich wollte mich nie unerlaubt von der Truppe entfernen. Ich habe mich in meinem Leben immer an die Gesetze gehalten", betonte Aguayo. Seit 161 Tagen sitzt er in einem Mannheimer US-Militärgefängnis in Untersuchungshaft. "Ein Gefangener seines Gewissens", sagte sein Verteidiger David Court.
Seit zweieinhalb Jahren kämpft Aguayo auf juristischem Weg um die Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer. Zuletzt wurde sein Antrag von einem Berufungsgericht in Washington abgelehnt. Die US-Regierung, vertreten von Anklägerin Captain Jennifer Neuhaus, hatte zwei Jahre Haft für den 35-Jährigen gefordert. Das Gericht müsse ein "deutliches Signal setzen, dass Weglaufen nicht akzeptabel ist", begründete sie ihre Forderung.