Am 3. Oktober 2005 wurden die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei aufgenommen. Ein Knackpunkt hierbei ist die Anerkennung Zyperns. Bisher erkennt Ankara nur den türkischen Teil Nordzyperns an.
Vereinbart ist auch eine Ausweitung der Zollunion zwischen der EU und der Türkei auf alle neuen Mitgliedsstaaten inklusive Zypern. Die Europäische Union besteht darauf, dass die Türkei ihre Häfen und Flughäfen für zypriotische Schiffe und Flugzeuge öffnet.
Erdogan sagte in Ankara, Sanktionen seien auch "zweiseitig". Die EU müsse auch die Handelsbeschränkungen für Nordzypern aufheben: "Solange die Isolation noch besteht, können wir die Öffnung der Flughäfen und Häfen nicht ermöglichen."
Merkel und Erdogan betonten übereinstimmend die guten Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern. Es gebe sehr hohe Erwartungen bezüglich der Ausweitung der wirtschaftlichen Kooperation auf allen Gebieten, militärisch wie zivil, sagte die Kanzlerin laut Milliyet.
Eine 20-köpfige Wirtschaftsdelegation begleitet die Kanzlerin. In Istanbul nahm Merkel am Freitag am deutsch-türkischen Wirtschaftsforum teilnehmen. "Schließlich ist Deutschland für die Türkei der wichtigste Handelspartner", heißt es seitens der deutschen Bundesregierung zur Begründung.
Barroso: Ein plötzliches "Nein" zur Türkei wäre arrogant
Am 9. November erscheint der nächste so genannte Fortschrittsbericht der Europäischen Kommission. Auf der Grundlage dieses Berichts will die EU dann entscheiden, wie die Verhandlungen weiter gehen.
EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso hat offenbar seine Meinung geändert und am Donnerstag vor einer plötzlichen Ablehnung eines Beitritts der Türkei zur Europäischen Union gewarnt. Ein solcher Schritt könne als islamfeindlich aufgefasst werden, sagte er dem Wochenmagazin "Le Point".
"Ein plötzliches 'Nein' zur Türkei ohne Begründung, nur weil wir vielleicht unsere Meinung geändert haben, würde in der Welt als arrogant oder sogar als islamfeindlich aufgefasst werden", sagte Barroso der Zeitschrift. Interkultureller Dialog Die Türkei ist nach Darstellung der Bundesregierung eine islamisch geprägte Gesellschaft in einem modernen, auf demokratischer Grundlage errichteten Staat. In Deutschland lebten mehr als zwei Millionen türkischstämmige Bürgerinnen und Bürger.
Deshalb seien Deutschland und die Türkei besonders geeignet, den interkulturellen Dialog voranzubringen. Die Bundeskanzlerin nahm mit dem türkischen Ministerpräsidenten an einem so genannten Fastenbrechen teil. Dies ist ein Abendessen in Zeiten des Ramadans. Sie verwies auf eine Initiative, die der deutsche und der türkische Außenminister angestoßen hatten. Diese Initiative schließe die Zusammenarbeit von Hochschulen, Wissenschaften und Kulturschaffenden ein.
Erdogan hatte schon vor längerer Zeit zugesagt, die Integration der türkischen Bevölkerung zu unterstützen. "Unterstützung von Seiten der Türkei kann in diesem schwierigen Prozess der Integration sehr hilfreich sein", sagte Merkel. Sie begrüßte eine Initiative Erdogans, Deutschkurse für türkische Migrantinnen und Migranten bereits in der Türkei anzubieten.