"Viele Transportunternehmen suchen auch jenseits der kleineren Lieferwagen nach Fahrzeugen, die weniger Schadstoffe ausstoßen und leiser sind", meint Hermann-Josef Vogt vom Verkehrsclub Deutschland. Denn aufgrund hoher Umweltbelastungen drohten in immer mehr Städten und Kommunen Einschränkungen für herkömmliche Lkw. "Doch dafür bieten die Hersteller auf der IAA für Nutzfahrzeuge keine Lösungen an."
Rund drei Viertel aller Güter werden den Angaben zufolge im Nah- und Regionalverkehr transportiert. Hier würden Lärm und Abgase, die der Güterverkehr verursache, die Menschen besonders stark belasten. "Anstatt sich um intelligente Logistikkonzepte und umweltschonende Fahrzeugantriebe zu bemühen und so Städte und Regionen vom Güterverkehr und seinen Folgen zu entlasten, will die Branche größere Fahrzeuge durchsetzen und jetzt sogar 60-Tonner auf die Straße bringen", kritisiert der Verkehrsclub, der diese so genannten Giga-Liner für "überflüssig, gefährlich und aus Umweltsicht völlig kontraproduktiv" hält.
Aufgrund "der enormen Länge" und des hohen Gewichts der 60-Tonner sei das Unfallrisiko höher als bei herkömmlichen 40-Tonnern und die Folgen im Falle eines Unfalls wesentlich gravierender. Zudem stehe zu befürchten, dass viele Brücken und Straßen erhebliche Schäden durch den Gewichtsdruck erleiden würden. Ein weiteres Problem aus Sicht des Verkehrsclubs: Die Riesen-Lkw bräuchten auf Park- und Rastplätzen größere Abstellflächen. Doch bereits jetzt reiche der Lkw-Stellplatz entlang der Autobahnen nicht mehr aus.
"Auch die von allen politischen Lagern bekundete Absicht, Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern, steht dem Einsatz der 60-Tonner entgegen. Denn deren größeres Laderaumvolumen schafft eher den Anreiz, Güter von der Bahn wieder auf die Straße zu setzen", fürchtet der Verband, der die Giga-Liner vor diesem Hintergrund als "Giga-Quatsch" ansieht.
Bundeswirtschaftsministerium: "Die weltweit umfassendste Leistungsschau"
Das Bundeswirtschaftsministerium verweist auf die 220.000 Quadratmeter große Ausstellungsfläche auf der Ausstellung in Hannover. Die Internationale Automobil-Ausstellung Nutzfahrzeuge sei damit die weltweit umfassendste Leistungsschau der gesamten Branche und die internationale Plattform für alle, die Nutzfahrzeuge entwickeln, herstellen oder nutzen.
Die Ausstellung in Hannover präsentiere "leichte und schwere" Lkw, Transporter und Busse, Anhänger und Aufbauten für die verschiedensten Transportzwecke, Werkstatt- und Garagenausrüster, Teile und Zubehör. Ein Spezifikum sei die große Präsenz der Teile- und Zubehörhersteller: "750 Aussteller aus der Zulieferindustrie präsentieren ihre Produkte. Dazu kommen Logistikanbieter, Verlage und Dienstleister, Behörden und Verbände", so das Ministerium.
Während andere Fachmessen überwiegend unter rückläufigen Besucherzahlen zu leiden hätten, sei bei der IAA Nutzfahrzeuge das Gegenteil zu verzeichnen: Im Jahr 2004 seien die Besucherzahlen nochmals um 7,4 Prozent auf 254.300 Besucher angestiegen, wobei 92 Prozent Fachbesucher gewesen seien. Dabei sei vor allem der Anteil der ausländischen Fachbesucher hervorzuheben. "Jeder vierte kam an den Werktagen aus dem Ausland. Das zeigt, daß die IAA Nutzfahrzeuge zu Recht das Prädikat international in ihrem Namen trägt."
Auf der Website der Ausstellung werben die Hersteller vielfach mit der Umweltfreundlichkeit ihrer Fahrzeuge. Da ist von einer Partikel- und Stickoxidreduktion für Nutzfahrzeugmotoren die Rede, von Katalysatorsystemen und auch von Pflanzenölen als alternativer Treibstoff für Dieselfahrzeuge. Weitere Themen sind die Klimatisierung der Fahrzeuge und elektronische Einschlafwarner gegen den Sekundenschlaf.