Die Wirtschaft forderte Seehofer zur Einzahlung in einen Haftungsfonds auf, falls sich andere Pflanzen trotz vorgeschriebener Anbauabstände zu Nachbarfeldern mit Gen-Saaten vermischen sollten. Wirtschaft und Versicherungen müssten sich bei der Haftung engagieren, um Ausgleichszahlungen an betroffene Landwirte zu leisten. "Sie wollen ja mit der grünen Gentechnik Gewinne einfahren. Die Regierung wird den Fonds nicht mit Steuermitteln finanzieren", sagte Seehofer.
Allerdings sehe er derzeit in der Branche noch keine Bereitschaft dazu, sagte der Minister. "Wenn aber die Wirtschaftsbereiche sich nicht an den Ausgleichszahlungen für mögliche Risiken beteiligen, ist das für die Bevölkerung ein verheerendes Signal", warnte er. Das nähre den Verdacht, die Wirtschaft selbst halte die neue Technologie für nicht beherrschbar. Das wäre ein Rückschlag für die Anwendung der grünen Gentechnik.
Seehofer kündigte zudem "vernünftige Anbauregeln" für Gen-Pflanzen an, damit herkömmliche Landwirtschaft und Gentechnik praktiziert werden könnten. "Wir wollen keinen Krieg auf den Feldern und in den Dörfern", sagte er. Bei der wirtschaftlichen Anwendung der grünen Gentechnik werde es ausschließlich um Mais gehen. "Versuche und Experten empfehlen beim Gen-Mais einen Mindestabstand von 150 Metern zwischen den Anbauflächen", sagte der Agrarminister. Der Anbau von Gen-Raps sei objektiv nicht möglich, weil er sich fast mit jeder Wildpflanze kreuze.
FDP fordert eine stärkere Förderung
Die Gentechnikexpertin der FDP-Bundestagsfraktion, Christel Happach-Kasan, fordert eine stärkere Förderung der so genannten Grünen Gentechnik. Die Abgeordnete wirft Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer vor, er wolle mit der Übernahme der Forderung nach einem Haftungsfonds der Wirtschaft eine zusätzliche Last aufgebürden. Es seien bis jetzt nicht einmal die Haftungsregeln ausformuliert, die zur Anwendung kommen sollten und auf Grund derer finanzielle Schäden dann aus dem Fonds beglichen werden sollten. "Das ist unredlich", so Happach-Kasan. Gleichzeitig fordere Seehofer eine Beschränkung auf den Anbau von gentechnisch verändertem Mais. Das mache aber "wenig Sinn, weil die Zulassung von gentechnisch veränderten Kartoffelsorten vor der Tür steht".
Kartoffeln hätten keine Kreuzungspartner in unserer heimischen Flora. "Das Nebeneinander unterschiedlicher Kartoffelsorten ist sogar leichter zu organisieren als beim Mais. Warum also Mais und nicht Kartoffeln?", so Happach-Kasan.
Auch der völlige Verzicht auf den Anbau von gentechnisch verändertem Raps sei "unbegründet". Er kreuze sich "nicht mit fast allen Wildpflanzen, sondern nur wenigen, eng verwandten Arten". Im Übrigen kreuzten auch die herkömmlich gezüchteten Rapssorten aus. Nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt seien "nicht bekannt geworden".