Der Änderungsentwurf für die EU-Richtlinie enthalte beispielsweise einen von 15 auf 10 Jahre verkürzten "Datenschutz" für neue Wirkstoffe. Für bereits zugelassene, patentfreie Wirkstoffe verliere der Erstentwickler jedweden Datenschutz. Außerdem sei die Abschaffung der Möglichkeit einer vorläufigen nationalen Zulassung vorgesehen. Voraussetzung für die Zulassung eines Pflanzenschutzmittels solle zukünftig die EU-weit gültige Annex I-Listung sein.
Vor dem Hintergrund der Zunahme von Resistenzen, der weiteren Ausbreitung von vielen wirtschaftlich relevanten Pflanzenkrankheiten und - so Bayer CropScience - "aufgrund von erhöhten behördlichen Anforderungen" sei die Entwicklung neuer effizienter Wirkstoffe "mit verbesserten Umweltleistungen" notwendiger denn je. Die Bayer-Tochter habe seit dem Jahr 2000 bereits 16 neue Wirkstoffe eingeführt. Zwischen 2006 und 2011 sollen weitere 10 folgen.
Die Politik müsse dazu beitragen, Diskussionen um Themen wie Gentechnik oder Lebensmittelsicherheit "zu versachlichen". Der Beitrag des Bayer-Managers zur Versachlichung der Debatte: "Bayer CropScience sieht in der Pflanzenbiotechnologie ein großes Innovationspotenzial. Sowohl in Bezug auf neue gesundheitsfördernde Lebensmittel wie auch zur Produktion nachwachsender Rohstoffe", so Scheitza.
Der Präsident des Washingtoner Earth Policy Institutes, Lester Brown, warnte eindringlich vor den Folgen der Überbevölkerung und vor "Verteilungskämpfen". Bis zum Jahr 2050 werde eine Zunahme um weitere 3 Milliarden Menschen erwartet, die es zu ernähren gelte und die die jetzt schon vorhandene Nahrungsmittel- und Wasserknappheit in großen Teilen der Welt noch verstärken werde. Anhand von China werde deutlich, dass ein weiteres Ansteigen des Lebensstandards in den Schwellenländer auch für die westlichen Welt Konsequenzen haben werde.
Ein Vertreter der EU-Kommission betonte auf der Veranstaltung des Chemieriesen Bayer, dass die EU die Biotechnologie fördert. Der Direktor der EU-Generaldirektion Forschung, Christian Patermann, erläuterte die Strategie der "Wissensbasierten Bio-Ökonomie" (Knowledge-Based-Bio-Economy) der Europäischen Union und die unterschiedlichen "Technologieplattformen". Nach Auffassung des EU-Beamten können die Pflanzenbiotechnologie und nachwachsende Rohstoffe "zu ökonomischem Wachstum, Beschäftigung und zu nachhaltiger Entwicklung beitragen.
Der Umsatz der "Biowirtschaft" in Europa belaufe sich auf jährlich rund 1.500 Milliarden Euro, so Patermann. Unter dem weit gefassten Begriff Biowirtschaft fasste der EU-Direktor alle Industriezweige zusammen, die biologische (nachwachsende) Ressourcen produzieren oder verarbeiten, wie beispielsweise Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie, Fischerei und Forstwirtschaft.
Die "Risikokommunikation" gewinnt für den Chemieriesen "stark an Bedeutung", vermutlich vor dem Hintergrund der anhaltenden Kritik an der Gentechnologie. David Ropeik, Direktor des Fachbereichs Risikokommunikation an der Bostoner Harvard School of Public Health, warf die Frage auf, "warum unsere Ängste nichts mit den Fakten zu tun haben". In einer Zeit noch nie da gewesenen technischen Fortschritts stellten neue Technologien für viele Menschen eine Bedrohung der Gesundheit und der Umwelt dar.
Ropeik führt die Ängste der Bevölkerung auf eine "verzerrte Risikowahrnehmung" zurück. Diese könne die Entwicklung und Einführung neuer Technologien "zur Lösung von Problemen" behindern oder sogar stoppen. Eine offene, sachliche und Vertrauen aufbauende Risikokommunikation könnte dabei helfen, die Diskrepanz zwischen "empfundenen" und "realen" Risiken zu mindern.
Die Genindustrie bekommt es inzwischen auch mit Ängsten und Kritik von der CSU zu tun. Vermutlich zum Schutz der Landwirte sprach sich CSU-Generalsekretär Markus Söder gerade nachdrücklich gegen Freilandversuche mit gentechnisch manipulierten Pflanzen aus. Zwar solle man die die Forschung in diesem Bereich "weiter vorantreiben", sagte der bayerische Politiker. "Aber Freilandversuche sind ein Problem, solange nicht absehbar ist, wie diese langfristig das Öko-System beeinflussen."