Der Verein Fairwork möchte die Öffentlichkeit und die Politik auf die Situation von Hochschulabsolventen aufmerksam machen: "Wir wollen dagegen vorgehen, dass Firmen normale Vollzeit-Arbeitsplätze nur noch mit Praktikanten besetzen. Denn die sogenannten Praktika sind oft keine Praktika. Der Absolvent ersetzt eine volle Arbeitskraft."
Viele Hochschulabsolventen fänden nach Abschluss ihres Studiums trotz sehr guten Qualifikationen keine feste Anstellung. Der Grund liegt nach Auffassung des Vereins jedoch nicht bei fehlenden Arbeitsplätzen. Im Gegenteil sei genug Arbeit da. Es habe sich jedoch "mittlerweile eingebürgert, dass Unternehmen Vollzeit-Arbeitsplätze durch Praktikantenstellen ersetzen". Diese Praktika, die meist für "mindestens 6 Monate" oder sogar für ganze Jahre ausgeschrieben seien, würden vorzugsweise mit Hochschulabsolventen besetzt. Teilweise sei ein abgeschlossenes Studium sogar Voraussetzung.
Mit einer "angeblichen Aussicht" auf eine "eventuelle Übernahme" würden Hochschulabsolventen geködert, diese Praktika anzunehmen, oft für kein Geld oder für 200 Euro im Monat. Die Arbeitsbedingungen seien dabei nicht selten miserabel: "unbezahlte Überstunden, zu geringer Urlaubsanspruch, Wochenendarbeit". Kaum sei das halbe Jahr um, werde der nächste Praktikant eingestellt, den der Absolvent meist noch einarbeiten dürfe. "So sparen sich die Unternehmen Personalkosten, profitieren gleichzeitig aber von hochqualifizierten Leuten." Eine Übernahme sei in den meisten Fällen von Vornherein gar nicht geplant. "Nicht wenige Unternehmen bestehen zu 70 Prozent aus Praktikanten", kritisiert Fairwork.
Auf diese Weise seien viele Absolventen auf die Unterstützung durch die Eltern, das Arbeitsamt oder das Sozialamt angewiesen, "obwohl sie 40 Stunden und mehr die Woche arbeiten". In der Politik stoße all dies aber auf wenig Interesse.
Als Beleg für die Vorwürfe dokumentiert auf seiner Website Stellenanzeigen, "die besonders eindeutig die Ausbeutung von Hochschulabsolventen als Praktikanten belegen". Als "aktuelles Abzocker-Praktikum des Monats" findet man auf der Homepage ein Angebot einer Berliner Aktiengesellschaft für Übersetzungen in Heimarbeit. Wichtigste Voraussetzung für das Praktikum sei, "dass Sie Muttersprachler sind, so dass Sie ohne großen Zeitaufwand deutsche Texte problemlos und fehlerfrei übersetzen können." Als Vergütung werde angeben: "Keine, ab dem 4. Monat 'erfolgsabhängige Bezahlungen denkbar'".
Der Verein versteht sich als "Gewerkschaft für Hochschulabsolventen" und fordert einen Mindestlohn "für Hochschulabsolventen im Praktikum". Zudem sollten faire Arbeitsbedingungen im Praktikum eingehalten werden. Die Praktikumsdauer solle auf höchstens 4 Monate begrenzt werden. "Alles, was darüber hinaus geht, ist in unseren Augen kein Praktikum mehr, sondern Ausbeutung", schreibt der Verein. Wer die Aussicht auf Übernahme stelle, müsse nach dieser Zeit die Arbeit des Absolventen beurteilen können.