Nach Ansicht des Städtetages führt die Betrachtung der Tagesgrenzwerte zu verzerrten Ergebnissen. "Besser wäre es, auf Jahresmittelwerte abzustellen. Es macht keinen Sinn auf die Tageswerte zu starren", so Kiepe.
Der Fall Berlin sei symptomatisch für das Feinstaub-Problem, mit dem die Städte zu kämpfen haben. "Unsere Interventionsmöglichkeiten sind gering. Wir haben die Silbersteinstraße zur Tempo-30-Zone gemacht und LKW die Durchfahrt verboten. Dennoch können wir das Überschreiten der Höchstgrenzen nicht verhindern", sagte Manfred Breitenkamp von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung dem Handelsblatt. Die Ursachen für die steigenden Werte seien nur zu einem geringen Teil in der Stadt selbst zu suchen: "In Osteuropa wird derzeit wegen der anhaltend kalten Witterung geheizt aus allen Rohren, der Ostwind trägt den Feinstaub hierher. Zurzeit haben 80 Prozent des Feinstaubs in der Stadt ihre Quelle nicht in Berlin. Da sind wir machtlos."
Feinstaub gelte als Auslöser für Atemwegserkrankungen und steht in Verdacht, Krebs zu erregen. Er entstehe bei Verbrennungsprozessen zum Beispiel in Automotoren und in Kraftwerken oder auch durch Abrieb von Bremsbelägen und Reifen. Auch natürliche Feinstäube wie Pollen oder Sand könnten die Luft erheblich belasten.
Mit der Umsetzung der entsprechenden EU-Richtlinie gelten die neuen Feinstaubgrenzwerte seit Anfang 2005. Auch 2005 wurden die Obergrenzen in vielen deutschen Städten überschritten. Die Städte müssen mit Luftreinhalteplänen reagieren, wenn die Grenzwerte überschritten werden.