In dem im Nordosten des Landes lebenden Volk der Afar seien noch 95 Prozent der Frauen beschnitten. Nur so sei es ihnen bisher möglich gewesen, einen Ehemann zu finden. Von einem Ehemann hänge die Zukunft der Frauen ab: Ohne Familie gebe es kein Auskommen. Viele Frauen aber litten unter den lebenslangen Folgen der Genitalverstümmelung "bis hin zu schweren Komplikationen bei Geburten und zum Tod".
CARE habe auf Aufklärung von Frauen und Männern gesetzt. Mit Hilfe eines Videofilmes seien die Dorfältesten der Afar über Zwangsbeschneidung informiert worden. CARE-Mitarbeiter stünden im ständigen Dialog mit den Angehörigen der Afar, "erklärten" in Diskussionsrunden die gesundheitlichen Folgen der Beschneidung. Schließlich sei es gelungen, die politischen und religiösen Autoritäten zu überzeugen. Sie sprächen sich öffentlich gegen die Beschneidung aus. Damit sei ein entscheidender Grundstein gelegt worden: Die Stammesführer hätten verdeutlicht, dass die Zwangsbeschneidung weder im Koran noch in anderen Traditionen vorgeschrieben sei und hätten sie sogar verurteilt. "Seitdem bleibt immer mehr Mädchen der Afar die Beschneidung erspart", so Jamann. CARE bezieht auch die Regierung mit ein und fordert eine klare rechtliche Verurteilung der Mädchen- und Frauenbeschneidung.