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Frauenberuf Gebäudereinigung

Auftrag vergeben, Folgen vergessen

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Die Privatisierung der Gebäudereinigung gilt vielen Behörden und Firmen als ideale Maßnahme, um Kosten zu sparen. Doch der Wettbewerb um die öffentlichen Aufträge ist hart - insbesondere weil das Vergaberecht die Kommunen faktisch zwingt, den billigsten Anbieter zu nehmen. Die Folgen für die Sauberkeit insbesondere in Schulen kommen gelegentlich an die Öffentlichkeit, wenn Eltern gegen unzumutbaren Siff auf Klos und in Klassenzimmern protestieren. Doch wieso ist es nach der Erfahrung vieler Nutzer und Auftraggeber eigentlich so, dass es deutlich dreckiger ist, wenn Privatfirmen putzen? Und, der Punkt, auf den vieles zurückzuführen ist: Was hat der enorme Preiskampf für Auswirkungen auf die Beschäftigten? Soziologinnen verschiedener Universitäten haben sich des Themas angenommen und anderthalb Jahre über den typischen Frauenberuf Unterhaltsreinigerin recherchiert. Erschreckend: Selbst in den Betrieben, die sich Qualität und Rechtstreue auf die Fahnen geschrieben haben, werden die verbindlichen Tarifverträge nicht eingehalten - von den Billigheimern ganz zu schweigen. Doch die Autorinnen zeigen auch Alternativen auf.


Das von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung geförderte Forschungsprojekt verglich unter anderem die Arbeitsbedingungen der Reinigerinnen in kommunalen und privaten Reinigungsunternehmen in acht Fallstudien. Zwei dieser Fallstudien mussten die Forscherinnen allerdings abbrechen - obwohl die beiden Unternehmen zu denen gehören, die nach ihrer öffentlichen Darstellung nichts zu verbergen haben. Doch schien es in einem der Fälle offenbar nötig, Reinigerinnen die Kündigung anzudrohen, sollten sie dem Forschungsprojekt ein Interview geben. In dem anderen Fall konnten die Forscherinnen immerhin eine ganze Reihe von Verstößen feststellen, obwohl Gespräche nur in Anwesenheit von Vorgesetzten möglich sein sollten oder die Reinigerinnen nach Angaben der Firma plötzlich erkrankten oder keine Zeit mehr hatten. Delikat dabei waren nicht nur die teils gefährlichen Arbeitsbedingungen, sondern auch die Konsequenzen fehlender Schulung und Ausstattung für den Auftraggeber - ein Krankenhaus. So fanden sich bei Tests Fäkalien an Türklinken und Lichtschaltern.

Doch auch bei den abgeschlossenen Fallstudien sah es nicht besser aus. Unterschreitungen der ohnehin niedrigen Tariflöhne scheinen in der Branche an der Tagesordnung zu sein. In einem weiteren Fall arbeitete eine Projektmitarbeiterin eine zeitlang in einem Reinigungsunternehmen, das unter anderem Schulen, Kindergärten und Museen reinigt. Schon im Vorstellungsgespräch - bei dem Vorkenntnisse keine Rolle spielten - wurden ihr ein zu niedriger Lohn und Barauszahlungen des über die Mini-Job-Schwelle hinausgehenden Lohn-Anteils angekündigt. Doch die Realität sah noch schlimmer aus: Nicht nur, dass nur 165 Euro - die Zuverdienst-Grenze für Sozialhilfe- oder Arbeitslosenhilfe-Empfängerinnen - im Vertrag standen und der Rest bar ausgezahlt werden sollte. Auch die Lohnabrechnung war zu niedrig und ergab einen rechnerischen Stundenlohn von 1,93 Euro - gut ein Fünftel des (verbindlichen) Tariflohns.

Über die Berliner Prüf- und Beratungsstelle für das Gebäudereinigerhandwerk kam die Mitarbeiterin doch noch zu ihrem Geld. Diese - inzwischen wieder abgeschaffte - Institution, gegründet und finanziert gemeinsam von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, gilt den Forscherinnen als eine gute Möglichkeit, dem Dumping in der Gebäudereinigung entgegenzuwirken. Befragte Unternehmen wie Amtsleiter kritisieren das Vergabeverfahren, das im Prinzip nur die Vergabe an den billigsten Anbieter zulasse, auch wenn zu dem angebotenen Preis die Leistung gar nicht (legal) erbracht werden könne. Rechts-Änderungen und Kontrollen, ob die Betriebe die rechtlichen Rahmenbedingungen einhalten, könnten hier helfen.

"Vergeben und vergessen" führt erschreckend deutlich die Folgen des Preiskampfs bei Reinigungsdienstleistungen vor Augen und erklärt, warum es trotz allen teilweise unbezahlten Engagements der Beschäftigten eben nicht immer sauber sein kann. Dafür, dass es sich um die Zusammenfassung eines Forschungsprojekts handelt, ist das Buch erstaunlich gut lesbar.

Die Lektüre sei einer größeren Gruppe empfohlen: Politikern und Beamten, die über die Vergabe von Reinigungs-Aufträgen zu entscheiden haben; Gewerkschafts-Funktionären, die sich wundern, warum nicht nur Unternehmer, sondern auch Reinigerinnen eine schlechte Meinung über Gewerkschaften haben; allen, die verstehen wollen, warum sie nicht das Reinigungspersonal beschimpfen sollten, wenn das Büro oder die Toilette dreckig ist. Und insgesamt allen, die die Privatisierung öffentlicher Aufgaben möglichst auf alles ausweiten wollen, was sich auch nur irgendwie privatisiert erledigen lässt.

Claudia Gather/Ute Gerhard/Heidi Schroth/Lena Schürmann: Vergeben und vergessen? Gebäudereinigung im Spannungsfeld zwischen kommunalen Diensten und Privatisierung. VSA Hamburg, 14,90 Euro ISBN 3-89965-158-8

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